Magister für Günther Schatzl Ehemaliger Feuerwerchef schafft in drei Fächern das Examen

BEUEL · Er ist einer der letzten Examenskandidaten, die an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn ihr Abschlusszeugnis mit dem Titel Magister Artium erhalten. Vom Meister der Brände wurde Günther Schatzl nun zum Meister der Wissenschaft gekürt.

 Alle Prüfungen bestanden: Günther Schatzl präsentiert sich stolz in seinem Uni-Talar mit Barett.

Alle Prüfungen bestanden: Günther Schatzl präsentiert sich stolz in seinem Uni-Talar mit Barett.

Foto: Max Malsch

Der frühere Leiter des Amtes für Feuer- und Katastrophenschutz entschied sich mit seiner Pensionierung 2005 keinesfalls kürzer zu treten und den Ruhestand zu genießen. Der heute 66-Jährige setzte auf fast 40 Jahre Dienstzeit noch ein Studium drauf. Seit Donnerstag, 12. Juli, ist es offiziell: In den Fächern Philosophie, Psychologie und Verwaltungsrecht hat er die Prüfungen erfolgreich absolviert. Günther Schatzl besuchte die Uni, um "das was ich lange Jahre gemacht habe auf wissenschaftliche Füße zu stellen", wie er sagt.

In seinem Berufsleben war er oftmals mit Personalentscheidungen konfrontiert. Arbeit und Beschäftigung waren auch Themen, denen sich Günther Schatzl während seines Studiums besonders widmete. Titel seiner Magister-Arbeit: Die philosophische Diskussion um ein Recht auf Arbeit. "Auch ein Kapitel über das Recht auf Faulheit habe ich eingefügt", berichtet er nicht ohne ein Grinsen im Gesicht.

Und wie war das so alles? "Anfangs wurde ich schon komisch beäugt, wenn ich in den Hörsaal oder in einen Seminarraum kam", erinnert sich Schatzl. "Aber irgendwann war dann klar, dass ich kein Gasthörer bin, sondern ein richtiger immatrikulierter Student." Dazu gehörten damit auch Anwesenheitspflicht, Klausuren, Seminararbeiten sowie Zwischenprüfung und Examen.

Pflichten, denen Günther Schatzl gewissenhaft und diszipliniert nachkam. Zeuge des engagierten Studis Schatzl ist eine ganze Schrankwand voll mit Büchern. Lexika, Fachliteratur und zahlreiche Ordner füllen die Regalbretter. "Nein, in der Bücherei war ich eigentlich nie", begründet er das Sammelsurium. "Ich habe immer zu Hause gelernt. Und das teilweise bis tief in die Nacht." Das typische Studentenleben habe er nie geführt. Also keine Mensa, keine Bibliothek und erst recht keine Studentenparty.

Einmal kam er aber doch ganz nah ans Studentenleben heran. Er fuhr mit einem Kurs in eine Jugendherberge. Dort sollten die jungen Erwachsenen und auch Schatzl ihre Seminararbeiten in einem Vortrag dem Professor vorstellen. "Da habe ich dann auch in einem Hochbett geschlafen und mir das Zimmer mit den anderen geteilt", berichtet er. Weniger lustig fand der einstige Feuerwehrchef von Bonn die Sitzbänke in den Hörsälen. "Die sind wirklich eng", berichtet Günther Schatzl. "Da konnte ich gar nicht die Beine ausstrecken." Nach den Seminaren und Vorlesungen spürte er das lange Sitzen dann schon.

Auf die Frage, ob das Studium ihn verändert habe, nickt er heftig. "Manche Probleme kann ich irgendwie nicht mehr so ganz nachvollziehen", sagt Schatzl und meint damit, dass sich oftmals über Nichtigkeiten der Kopf zerbrochen wird. Aber auch sein sprachlicher Ausdruck habe sich verändert. Was er nun genau mit seinem neuen Wissen anfangen wird, weiß er noch nicht. Eine Doktorarbeit wäre denkbar, aber eben auch noch ein Auslandsstudium. Deswegen bleibt er auch vorerst noch ein ordentlicher Student - wie es im Fachjargon heißt. Inklusive Immatrikulationsnummer. Und eines ist sicher: Es geht definitiv wissenschaftlich weiter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort