Bürgerämter in Bonn Lange Wartezeiten und Schlangen vor den Schaltern

BONN · In den Bonner Bürgerämtern läuft es immer noch nicht rund. Wie der General-Anzeiger berichtete, wurde vor drei Wochen die verpflichtende Terminreservierung eingeführt. Doch wer im Moment seinen Personalausweis verlängern oder sich ummelden möchte, muss lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Und das Servicetelefon ist häufig nicht zu erreichen. Die Stadtverwaltung kündigte nun an, das Personal dort weiter aufzustocken.

Christian Schmitz braucht einen neuen Personalausweis. Sein alter ist abgelaufen. Deshalb hat sich der schwerbehinderte Beueler, der auf den Elektro-Rollstuhl angewiesen ist, am Montagmorgen auf den Weg ins Bürgeramt im Beueler Rathaus gemacht. Doch als er dort um 8.30 Uhr angekommen sei, so berichtet der 50-Jährige, seien alle Wartenummern für den Tag bereits gezogen worden. Auch am Dienstag hatte er keinen Erfolg. Auf Nachfrage sei ihm dann gesagt worden, einen Termin könne er frühestens in drei Wochen haben. "Soll ich jetzt wochenlang ohne gültigen Perso herumlaufen?", fragt Schmitz.

Ähnliche Erfahrungen hat auch Oliver Czimmernings gemacht. Der 27-Jährige ist innerhalb von Beuel umgezogen und wollte sich ummelden. "Die Situation ist eine Katastrophe", sagt er. Nachdem er am Donnerstag vergangener Woche keinen Termin im Beueler Bürgeramt bekommen habe, sei er auch am Montag abgeblitzt. "Schon um 8 Uhr bilden sich lange Schlangen, um 8.30 Uhr werden keine Wartenummern mehr verteilt."

Nach dem neuen System sollen Bürger sich online oder per Telefon einen Termin reservieren. Aber: "Termine sind bis Anfang Juli laut System nicht mehr zu haben, an keinem Tag, zu keiner Zeit", sagt Czimmernings. Am Montag habe er zudem zwölf Mal versucht, die Servicenummer zu erreichen - ohne Erfolg. "Ohne Ummeldung bin ich vom rechtssicheren Schriftverkehr ausgeschlossen, kann keine personalisierte Post bekommen."

Auch vor dem neuen Dienstleistungszentrum im Stadthaus, das aus Bürgeramt, Führerschein- und Kfz-Zulassungstelle besteht, bilden sich morgens lange Schlangen. Manfred Gassmann wollte seinen Ausweis abholen, wofür keine Terminreservierung nötig oder möglich ist. Um 8.30 Uhr habe sich bereits eine lange Schlange vor dem Info-Schalter gebildet. "Ich habe auf die Auskunft, wo ich das Dokument abholen kann, verzichtet, da ich mir keinen Urlaub nehmen konnte." Als er online einen Termin zur Erneuerung seines Persos reservieren wollte, habe das System ihm den 6. Juli als frühesten Termin angeboten - mithin knapp vier Wochen Wartezeit für Gerhard Gelitzki.

"Zusätzlich zu den Anfangsschwierigkeiten im neuen Dienstleistungszentrum hat sich parallel die Nachfrage in den Bezirken Beuel und Bad Godesberg verstärkt", erklärt Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann auf Anfrage. Zudem hätten die beiden Bezirke derzeit mit einem deutlich erhöhten Krankenstand zu kämpfen. Das auch für die Bezirke zuständige Servicetelefon 77-66 77 sei immer noch mit dem Anrufaufkommen überlastet. In einer ersten Maßnahme sei eine personelle Verstärkung eingesetzt worden, die jedoch noch nicht ausreichend sei. "Die Rufnummer muss weiter verstärkt werden", sagt Hoffmann.

Oliver Czimmernings hat sich mit einer Beschwerde direkt an Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch gewandt. Ergebnis: Er hat jetzt einen Termin, morgen Vormittag im Stadthaus.

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