"Mr. & Mrs." in Beuel Zeit des Beueler Nähcafés ist vorbei

BEUEL · Das trübe Wetter, das sich draußen, hinter der Fensterfront, in Regenschauern auf den Asphalt ergießt, passt zur Stimmung drinnen. "Ich bin sehr traurig", sagt Alev Erisöz-Reinke.

 Ihre gute Laune hat Alev Erisöz-Reinke nicht verloren, auch wenn der Traum vom Nähcafé ausgeträumt ist. Mitte Februar wird das "Mr. & Mrs." schließen. Veranstaltungen finden noch bis Ende Februar statt.

Ihre gute Laune hat Alev Erisöz-Reinke nicht verloren, auch wenn der Traum vom Nähcafé ausgeträumt ist. Mitte Februar wird das "Mr. & Mrs." schließen. Veranstaltungen finden noch bis Ende Februar statt.

Foto: Max Malsch

Vor dreieinhalb Jahren, im Sommer 2011, hat sie an der Limpericher Straße das Nähcafé "Mr. & Mrs." eröffnet - eine Mischung aus Café und Atelier, in dem die Besucher nicht nur heiße Getränke, Limonade und Kuchen genießen, sondern auch kreativ werden können. Schnell hat sich diese besondere Ergänzung der Beueler Café- und Kulturszene einen Namen gemacht, nicht nur mit Handarbeitskursen, sondern auch mit vielen kulturellen Veranstaltungen, die dort immer wieder angeboten wurden. Doch nun muss Erisöz-Reinke Mitte Februar schließen. Bis Ende Februar finden noch Abendveranstaltungen statt. Zum Schluss will Erisöz-Reinke das Inventar ausverkaufen.

"Die Einnahmen haben einfach auf Dauer nicht gereicht, um mich zu finanzieren", sagt die ausgebildete Tänzerin. Zwei Frauen sitzen am Nachbartisch, jeweils ein Spinnrad vor sich. Altmodische Kaffeeservice stehen in der Glasvitrine, Gründerzeit-Stühle neben Sitzmöbeln aus den 50er Jahren. In der Bücherecke laden Romane, Zeitschriften und Zeitungen zum Schmökern ein. Im Fenster liegen selbst gefilzte Mützen, Stoffe, Wollknäule, und Perlen warten darauf, verarbeitet zu werden.

"Dafür, dass ich mit keinerlei Puffer gestartet bin, hat es eigentlich ganz gut funktioniert." Doch obwohl der Laden in Beuel sehr positiv aufgenommen wurde und zunächst auch gut lief, machte die Inhaberin mit dem gastronomischen Betrieb, den Näh-, Spinn- und Häkelkursen und den Mietnähmaschinen nicht genug Umsatz, um maue Zeiten, wie beispielsweise in den Sommermonaten, auszugleichen. Zumal das Interesse an den Kursen im vergangenen Jahr etwas abgeflaut sei und das Café sich zwar im Beueler Zentrum befinde, aber nicht leicht zu finden sei und nicht viele Passanten ihren Weg in die Limpericher Straße fänden. Auch die Veranstaltungen - Tango-Abende, Lesungen, Konzerte - brachten unterm Strich nicht viel ein, sagt Erisöz-Reinke. Zumal sie immer wieder Probleme mit der GEMA und den von Verwertungsgesellschaft verlangten Gebühren gehabt habe. Um ihre Existenz zu sichern, hat sie auf der Basis ihres Türkisch- und Arabischstudiums parallel zum Café-Betrieb eine Stelle in einer Bonner Sprachenschule angenommen. "Deswegen habe ich die Öffnungszeiten ändern müssen und erst nachmittags aufgemacht", sagt sie. Doch die um ein Drittel verringerte Zeit habe zu Einbußen um 50 Prozent geführt. "Sehr traurig" sei sie, sagt Erisöz-Reinke, dass ihr Traum vom eigenen Nähcafé nun ausgeträumt sei. "Es ist ein Ort, an dem ich meine Kreativität ausleben kann." Doch sie habe sich inzwischen mit den Tatsachen abgefunden. Zumal sie ihren Nebenjob in der Sprachenschule ausweiten könne. "Dort habe ich auch mit Menschen zu tun und darf kreativ arbeiten, beispielsweise bei der grafischen Gestaltung von Plakaten." Dass sie nebenbei in einem anderen Rahmen weiter Handarbeitskurse gibt, schließt sie aus. Das Nähen finde in Zukunft nur noch im Privaten statt.

Wer einen Nähkurs machen möchte, findet in Beuel auch nach Ende Februar Angebote. Weitere Infos dazu gibt es bei den Anbietern unter www.amano-bonn.de (Beuel-Mitte), www.geenium.de (Oberkassel), www.dirkmolly.de (Pützchen)

Bis Ende Februar ist das "Mr. & Mrs." noch Veranstaltungsort

Das Nähcafé "Mr. & Mrs.", Limpericher Straße 22, ist noch bis Mitte Februar geöffnet, und zwar montags bis donnerstags von 14 bis 18.30 Uhr, freitags von 16 bis 23 Uhr und samstags von 11 bis 14 Uhr.

Veranstaltungen finden aber auch darüber hinaus noch bis Ende Februar statt. Der Kabarettist Udo Wolff tritt am Samstag, 17. Januar, mit seinem Soloprogramm "Der ganz normale Wahnsinn" dort auf. Darin spricht er über die Probleme seiner imaginären Familie.

Das Bonner Sextett "Voll Mund" präsentiert am Samstag, 31. Januar, ab A-Cappella-Gesang von der Renaissance bis Pop und Jazz.

Am Samstag, 14. Februar, trägt Poetry-Slammer Mike Godyla seine Gedichte vor und am Samstag, 21. Februar, berichtetet Kajo Kusen von einer Indienreise und zeigt Fotos.

Jeden Freitagabend findet noch bis zum 20. Februar von 19 bis 23 Uhr unter dem Titel "FreiTango" eine Milonga statt, mit Musik und Tanzstilen von klassischem bis Neo-Tango.

Der Eintritt zu den Veranstaltungen am Samstagabend kostet jeweils acht Euro im Vorverkauf, zehn Euro an der Abendkasse. Los geht es immer um 20 Uhr (Einlass ab 19 Uhr). Weitere Infos im Internet unter www.mrundmrs-naehcafe.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort