Kommentar Unwissenheit fördert Angst

Sogenannte Atomtransporte gibt es jährlich unzählige in Deutschland. Allerdings sollte nicht pauschal Panik gemacht, sondern differenziert werden: Zum einen werden schwach radioaktive Stoffe transportiert, beispielsweise für Forschungseinrichtungen, Ärzte und Krankenhäuser. Das muss und wird es auch in Zukunft geben.

Laut Bundesamt für Strahlenschutz gab es 2013 bundesweit 433 Transporte von Kernbrennstoffen und Großquellen, 132 Transporte von sonstigen radioaktiven Stoffen hat zudem das Eisenbahn-Bundesamt gezählt. Ob Deutschland trotz des Atomausstiegs ein Exporteur und Transitland für Brennstoffe und Abfälle aus Atomkraftwerken sein will, ist eine berechtigte Frage, die allerdings nicht in Bonn entschieden wird.

Bis zu einem gewissen Grad ist es nachvollziehbar, dass die Behörden der Öffentlichkeit nicht die genauen Routen samt Fahrzeiten kundtun wollen, weil sie Störungen durch Aktivisten oder gar Terroristen befürchten. Das gilt aber nicht für generelle Auskünfte, beispielsweise wie viele Transporte mit radioaktivem Material jährlich durch Bonn rollen und um welche Kategorie es sich handelt. Hier würde mehr Aufklärung Licht ins Dunkel der Spekulationen bringen. Denn Unwissenheit fördert Angst.

Unfälle passieren. Das hat unter anderem der 2013 im Hamburger Hafen in Brand geratene Frachter gezeigt, der giftiges Uranhexafluorid geladen hatte. Je mehr Informationen Feuerwehr und Technisches Hilfswerk vor Ort haben, um so besser. Das gilt aber unabhängig von der Radioaktivität für alle gefährlichen Stoffe und nicht nur für Transporte per Schiene.

Dass sich keine Behörde auch nur dafür zuständig fühlt oder erklärt, ist völlig unverständlich. Der Bürger wird sich so mit der Bitte, doch Vertrauen in die Behörden zu haben, nicht abspeisen lassen - zumal in Zeiten, in denen Atomkraftgegner sich über das Internet problemlos vernetzen und sich lautstark zu Wort melden können.

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