Jugendzentrum Flax Stadt will Trägerschaft abgeben

BEUEL · Das Jugendzentrum "das flax" steht nach jahrelangen Diskussionen vor einer neuen Zukunft: Die Stadt will die Einrichtung an der Ecke Limpericher Straße/Ringstraße in eine private Trägerschaft übergeben. Und zwar haben sich die Jugendfarm Bonn, der Verein "Kleiner Muck" und das Diakonische Werk zu einem Trägerverbund zusammen geschlossen und wollen die Leitung der Offenen Tür übernehmen.

Das Flax hat in der jüngsten Vergangenheit oftmals zum Streit zwischen Politik und Verwaltung geführt. Anlässlich der Fortschreibung des Jugendstättenbedarfsplans ging es immer wieder darum, ob die Offene Tür für Jugendliche in ihrer heutigen Ausrichtung eine Zukunft hat. Die Bezirksvertretung Beuel und der Jugendhilfeausschuss bewerteten diese Frage sehr unterschiedlich. Letztlich beauftragte der Stadtrat im November 2010 die Verwaltung, eine neue Konzeption für das Flax zu erarbeiten.

Diesem Auftrag ist die Verwaltung jetzt nachgekommen und hat zur Sitzung der Bezirksvertretung Beuel am 29. August einen Vorschlag zum weiteren Verfahren vorgelegt: Die Stadt möchte von der Politik die Erlaubnis haben, mit den drei Kooperationspartnern über einen Trägerwechsel zu verhandeln. Laut Stadt wurden die Flax-Mitarbeiter über den geplanten Trägerwechsel informiert. Die Verwaltung will das städtische Personal versetzen und zwar auf derzeit unbesetzte Stellen. Die neuen Träger müssen vor dem Vertragabschluss ein Betriebskonzept vorlegen, das folgende Aspekte berücksichtigen muss:

- Optimale Nutzung der räumlichen Ressourcen am Vormittag, am Abend und am Wochenende.

- Schülerübergreifende, außerunterrichtliche Angebote in Verbindung mit vorhandenen Ganztagsangeboten wie zum Beispiel das Schülercafé.

- Einbeziehung örtlicher selbst organisierter Jugendgruppen wie Musikbands und Schauspielensembles sowie eherenamtlicher Angebote.

- Anpassung des offenen Angebots an den veränderten Freizeitbedarf von Schülern. Will heißen: Öffnungszeiten in den Abendstunden und an Wochenenden.

Beuels Bezirksbürgermeister Werner Rambow (Die Grünen) begrüßt den Vorstoß der Verwaltung: "Wenn ich die Vorschläge lese, verspüre ich ein gutes Gefühl. Ich hätte mir zwar gewünscht, wir wären beim Thema Flax schon weiter, aber ich erkenne das Bemühen der Stadt an, die Jugendeinrichtung langfristig auf gesicherte Beine stellen zu wollen." Er verwies ausdrücklich darauf, dass noch keine Entscheidung gefallen ist und dass die rot-grüne Koalition sehr genau auf die Inhalte des Betriebskonzeptes achten werde.

CDU-Stadtverordneter Georg Fenninger sagte gestern: "Festzuhalten bleibt, dass die Verwaltung zunächst einmal ihrem Auftrag nachgekommen ist, ein schlüssiges Konzept zur Fortführung des Flax unter bestimmten Rahmenbedingungen vorzulegen. Wichtig war es den Jugend- und Finanzpolitikern, dass eine möglichst umfängliche Nutzung des Hauses erfolgt und nicht nur einige Tageszeiten beansprucht werden. Die Kombination zwischen Jugendfarm, Schulen, Diakonie und Kleiner Muck ist eine interessante Zusammensetzung, die man überdenken sollte und nicht von vorne herein ablehnen darf."

Seine Parteikollegin Monika Krämer-Breuer sieht die Verwaltungsvorlage kritischer: "Jetzt ist die Katze aus dem Sack. Die Stadt will das Flax zum Jahresende schließen. Die Mitarbeiter wissen schon Bescheid, dass sie ihren derzeitigen Arbeitsplatz verlieren." Aus ihrer Sicht gibt es jede Menge Beratungsbedarf. Sie appelliert an ihre Kollegen, den Prozess zur Übertragung der Trägerschaft aufzuhalten und erst einmal über die Inhalte zu reden. FDP-Fraktionsgeschäftsführer Achim Haffner meint: "Die gute Nachricht ist, dass das Jugendzentrum erhalten bleibt. Die Einrichtung wird aber künftig eine andere sein."

Bei den ambitionierten Konzepten für die Nutzung unter neuer Trägerschaft bleiben aus FDP-Sicht diejenigen Jugendlichen auf der Strecke, die einfach nur das offene Angebot nutzen wollen. Dass es zukünftig keine Öffnungszeiten des offenen Angebots vor 17 Uhr geben soll, statt dessen sogar Wochenend-Öffnungszeiten, wird von der FDP in der Bezirksvertretung Beuel noch einmal zur Diskussion gestellt werden. Krämer-Breuer und Haffner schlagen deshalb vor, die Entscheidung über die Zukunft des Flax nicht schon in der August-Sitzung zu treffen, sondern darüber ausgiebig zu diskutieren.

SPD-Fraktionschef Dieter Schaper ist ebenfalls skeptisch: "Auf den ersten Blick kann ich keinen Vorteil erkennen. Was mich ärgert ist, dass immer noch nicht mit den Betroffenen gesprochen worden ist. Wir hatten die Verwaltung aufgefordert, mit den Jugendlichen über deren Bedürfnisse zu sprechen." Grünen-Fraktionsvorsitzende Doro Schmitz, die sowohl Mitglied in der Bezirksvertretung als auch im Jugendhilfeausschuss ist, sagte: "Es wird eine Jugend-Bürgerversammlung geben. Wir werden keine Entscheidung über die Köpfe der Jugendlichen hinweg treffen. Der Vorschlag der Verwaltung ist grundsätzlich eine vernünftige Diskussionsgrundlage."

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