"Großeltern auf Zeit" Spielen, basteln, vorlesen

BEUEL · Füreinander da sein, sich gegenseitig unterstützen, Erfahrungen weitergeben. Das Modell "Großfamilie" hat vielerorts ausgedient. Heute leben Kinder und Enkel oft weit von den Eltern und Großeltern entfernt. Die Folge: Der generationsübergreifende Austausch bleibt oft auf der Strecke.

 Eva Vogler informierte im Beueler Rathaus über das Projekt "Großeltern auf Zeit".

Eva Vogler informierte im Beueler Rathaus über das Projekt "Großeltern auf Zeit".

Foto: Barbara Frommann

Um diesen Gedanken am Leben zu halten, entwickeln sich bundesweit immer mehr Leihoma- und Leihopa-Angebote. So startete die Freiwilligenagentur Bonn, in Kooperation mit dem Verein Familienkreis, im vergangenen Jahr das Projekt "Großeltern auf Zeit". "Begonnen haben wir im Herbst mit einer Gruppe und die zweite ist bereits im Aufbau", berichtete Eva-Maria Vogler von der Freiwilligenagentur Bonn. Gestern hatten potenzielle "Großeltern auf Zeit" die Möglichkeit, sich im Beueler Rathaus zu informieren.

Denn es werden noch Großeltern gesucht, die Zeit, Geduld und Spaß an der Freizeitgestaltung mit Kindern haben und ihre Erfahrungen gerne weitergeben möchten. Wer Interesse an dem Ehrenamt hat, kann sich bei der Freiwilligenagentur melden, wird mit einer Familie zusammengebracht und erhält zusätzlich eine Qualifikation an zwei bis drei Nachmittagen. Dort erfahren die künftigen Leihomas und -opas einiges über heutige Familienkonstellationen und Erziehungsmethoden, sie können sich über Erwartungen und Erfahrungen austauschen und in einem nächsten Schritt ein Netzwerk bilden.

"Die ersten Großeltern, die wir mit Familien zusammengebracht haben, waren gleich ganz happy", erzählte Vogler. Bei anderen Omas und Opas wurde gewechselt, bis alle zusammen passten. "Ganz wichtig ist, dass sich Großeltern und Familie auf Augenhöhe begegnen. Es geht nicht darum, Familien mit professionellem Hilfebedarf zu entlasten", sagte Vogler. "Wir möchten eine entspannte Beziehung, die Großeltern sollen auch nicht als Lückenbüßer oder Babysitter verstanden werden", so Vogler.

Der Bedarf an Großeltern auf Zeit sei sehr groß - auch in den Neubaugebieten, wo junge Familien wohnten, die nicht über ein verwandtschaftliches Netzwerk verfügten. "Besonders gefragt sind Opas, etwa bei den alleinerziehenden Müttern", so Vogler. "Wir möchten soziale Kontakte knüpfen und helfen", sagte Bernhard Tribanek. "Ob wir später gemeinsam eine Familie unterstützen oder jeweils einzeln, wird sich zeigen", ergänzte Ehefrau Marianne. Die Beueler haben bereits Erfahrungen als Leih-Großeltern gesammelt. "Wir haben einen Leih-Enkel betreut, wobei mein Mann mehr für die Freizeit mit Museumsbesuchen, Technik und Sport zuständig war und ich eher für das Lernen", berichtete Marianne Tribanek. "Spielen, basteln, vorlesen. Was die Großeltern mit den Enkeln unternehmen, können alle gemeinsam ganz individuell vereinbaren", so Eva-Marie Vogler.

Weitere Informationen auf www.freiwilligenagentur-bonn.de

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