Naturfreunde Bonn Seit hundert Jahren der Natur verbunden

BEUEL · Den Naturfreunden Bonn, die in diesem Jahr bereits ihren 100. Geburtstag feiern, geht es darum, Natur ein Freiheitsgefühl zu bewahren. Bei den Festlichkeiten im Beueler Zeughaus ließ man am Wochenende die bewegte Vergangenheit - im Nationalsozialismus waren die Naturfreunde beispielsweise verboten - Revue passieren zu lassen

 Ein Ständchen zum Geburtstag: Lena Schmitz spielt bei der 100-Jahr-Feier der Naturfreunde Bonn im Beueler Zeughaus ein Solo am Piano.

Ein Ständchen zum Geburtstag: Lena Schmitz spielt bei der 100-Jahr-Feier der Naturfreunde Bonn im Beueler Zeughaus ein Solo am Piano.

Foto: Max Malsch

Wer einmal einen Fuß in den Naturfreundegarten in Schwarz-Rheindorf gesetzt setzt, der fühlt sich für eine Zeit lang in eine andere Welt versetzt. Fernab von Stress und Lärm, die in Sichtweite auf der anderen Seite des Rheins toben, findet man hier ein kleines Fleckchen, auf dem die Natur noch Natur sein darf. Tiere und Pflanzen sind hier schlicht so, wie Mutter Natur sie schuf.

Und genau darum geht es den Naturfreunden Bonn, die in diesem Jahr bereits ihren 100. Geburtstag feiern: "Ein Stück Natur und das Gefühl der Freiheit bewahren", wie es Paul Raths, Vorsitzender der Ortsgruppe Bonn, in seiner Rede ausdrückte.

Die Naturfreunde sind dabei kein reiner "Gemütlichkeitsverein", sondern können ganz im Gegenteil auch äußerst "unbequem" werden. Denn die weltweit 500.000 Naturfreunde sind neben ihrem Engagement für die Umwelt auch anderweitig politisch engagiert: So machte auch der Bonner Ableger seinerzeit unter anderem gegen Nato-Doppelbeschluss und den Vietnamkrieg mobil. Bei den Festlichkeiten im Beueler Zeughaus versuchte man am Wochenende, die bewegte Vergangenheit - im Nationalsozialismus waren die Naturfreunde beispielsweise verboten - Revue passieren zu lassen und gleichzeitig einen Blick in die Zukunft zu wagen.

Gerade in Zeiten immer stärkerer Urbanisierung bietet der Verein mit seinen zahlreichen Angeboten für verschiedene Altersgruppen die Möglichkeit, ein Stück Natur in der Stadt zu erleben. "Wir sehen unseren Schwerpunkt daher auch speziell in der Kinder- und Jugendarbeit", so Raths. Den Kindern solle ein soziales Miteinander vermittelt werden. Das geschieht auch in der Stadtranderholung, die für einige Kinder in den Sommerferien die einzige Möglichkeit ist, Abwechslung zu erleben.

Naturgemäß kommen in einem ganzen Jahrhundert jede Menge Aktivitäten zusammen, leider lassen sich mangels Dokumenten nicht alle von ihnen lückenlos nachzeichnen. Umso schöner, wenn dann unverhofft alte Bilder wie die in einer Collage zweier älterer Damen auftauchen, die eine Gruppenfahrt nach Norderney aus dem Jahr 1950 zeigen.

Doch auch in der jüngeren Vergangenheit stellten die Naturfreunde eine Menge auf die Beine: Vom Computer-, Tanz- oder Reitkursen bis zu Wanderungen: Das Repertoire des Verein ist beachtlich und findet in Gruppen wie der Gummistiefelbande oder den Kleinen Entdeckern seinen Ausdruck.

Ihre Wertschätzung für das Engagement des Verbandes äußerte auch die Politik. So betonte auch Monika Kappel, die als Ersatz für Naturfreunde-Mitglied Jürgen Nimptsch kam, die Wichtigkeit des Vereins. "Genau wie die Natur verändert sich der Verein, aber dort wird noch der Respekt vor der Natur vermittelt." Man könne schon im Kleinen etwas verändern, ganz nach dem Motto "Think global - act local", so die Grünen-Politikerin.

Geschichte der Naturfreunde
Die Naturfreunde wurden im Jahr 1895 gegründet und zählen mit knapp einer halben Millionen Mitgliedern zu den größten Umweltorganisationen Europas. Die Mitglieder sind in Ortsgruppen aktiv und können unterwegs in Naturfreundehäusern nächtigen. Die Ziele der Naturfreunde sind Umweltschutz, Erhaltung des Kulturerbes und Förderung von Nachhaltigkeit. Die Bonner Naturfreunde wurden 1913 gegründet und sind, bis auf eine Unterbrechung in der NS-Zeit, seitdem gesellschaftlich in verschiedener Form engagiert. Der Bonner Vorsitzende Paul Raths ist Mitglied im NRW-Landesvorstand der Naturfreunde.

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