Musikschule im Mehlemschen Haus Pianist Michael Korstick unterrichtete das Ausnahmetalent Lucia Li

BEUEL · Am Samstagmorgen bot sich den Zuhörern in der Musikschule im Mehlemschen Haus ein doppelter Genuss: Der renommierte Pianist Michael Korstick unterrichtete das zwölfjährige Ausnahmetalent Lucia Li aus Sydney. Die junge Pianistin gewann 2012 den internationalen Klavierwettbewerb der European Piano Teachers Association in Brüssel.

 Einzelunterricht: Michael Korstick und Lucia Li.

Einzelunterricht: Michael Korstick und Lucia Li.

Foto: Max Malsch

Auf dem Weg zum diesjährigen Preisträgerkonzert machte sie mit ihrer Mutter in Bonn Station, um mit dem Beethoven-Spezialisten Korstick ihrem Konzertprogramm den letzten Schliff zu geben. "Ein besonderer Tag für uns", sagt Christoph Pinsdorf, der Leiter der Musikschule. "Wir sind in der Breite gut aufgestellt, aber mit solchen Veranstaltungen zeigen wir, dass uns auch daran liegt, Spitzenbegabungen zu fördern."

Lucia Li ist Schülerin im Rising Stars Programm des Sydney Conservatory of Music. "Ich möchte das Klavierspielen zu meinem Beruf machen", sagt das zierliche Mädchen, "deshalb übe ich seit letztem Jahr extrem hart." Sie liebe Chopin und Beethoven, fügt sie hinzu, und wolle große Stücke mit Orchestern spielen. In ihrer Freizeit zeichne sie gern oder beobachte ihre Fische.

Ihr Programm, das sie auf einem Steinway-Flügel vortrug, umfasste den 3. Satz von Mozarts Klaviersonate C-Dur, die Robert Schumann gewidmete 2. Ballade von Chopin, "Reflets dans l'eau" von Débussy und die "Piano Sonata" des Australiers Carl Vine.

Dann setzte sich Michael Korstick an den zweiten Flügel und erarbeitete mit Lucia einzelne Passagen. Dabei ging es zwar auch um Handhaltung oder Fingersatz. Viel wichtiger aber war Korstick, die junge Pianistin zu eigenen Interpretationen anzuregen: "Erfinde deine Geschichte und erzähle sie dem Publikum." Er riet ihr, sich mit den Komponisten und ihren Stilen vertraut zu machen, und wies sie auf die verschiedenen Ebenen der Kompositionen und auf Besonderheiten lyrischer oder dramatischer Passagen hin.

Lucia zeigte sich als gelehrige Schülerin, die Korstick zuweilen als "superb" lobte - plötzlich hörte man Vogelgezwitscher oder perlende Wasserfälle. Korstick demonstrierte, wie man durch Modulation Spannung erzeugt, hält und in einem Höhepunkt auflöst.

Nach einer Pause, in der sich Lucia kurz in den Armen ihrer Mutter ausruhte, folgte zum Abschluss das Klavierkonzert Nr. 1 von Frédéric Chopin. Korstick, der den Orchesterpart per Klavier übernahm, erklärte der jungen Pianistin die Besonderheiten des Zusammenspiels mit einem Orchester. Dieses sei immer zu spät dran, sagte er. Als Pianist müsse man diese Übergänge strukturieren.

Nach mehreren Stunden konzentrierter Arbeit brummte Lehrer und Schülerin sicherlich der Kopf. Nach dem Konzert in Brüssel wird Lucia mit ihrer Mutter Verwandte in China besuchen, bevor sie in ihre Heimat zurückkehrt. Ein sympathisches junges Mädchen, dem man das Beste für seine Karriere wünschen möchte!

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