Unwetterschäden Nach Hagel: Gutachter untersuchen in Beuel Autos

BEUEL-OST · An etlichen Autos hat das schwere Hagel-Unwetter vom 5. Juli Schäden verursacht. In einem Beueler Gewerbegebiet nehmen bis zum 22. August Versicherungen Dellen unter die Lupe.

 Mut zum Schlag: Goccea Robert Alin ist ein Spezialist darin, Dellen aus der Autokarosserie zu entfernen.

Mut zum Schlag: Goccea Robert Alin ist ein Spezialist darin, Dellen aus der Autokarosserie zu entfernen.

Foto: Stefan Knopp

Nach zehn Minuten war am 5. Juli alles vorbei. Aber in dieser kurzen Zeit hatten die teils tennisballgroßen Hagelkörner, die über Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis niedergingen, eine Menge Schaden angerichtet - "der Drittelbedarf eines Jahres", schätzt Franz Pilatus von der Huk-Coburg. Er leitet die Schadenaußenstelle der Versicherung in Bonn.

Auf der Suche nach Dellen

Kurz darauf hatten diverse Versicherungen an der Maarstraße zwei Standorte aufgebaut, zu denen die Besitzer beschädigter Autos kommen können, um die durch Hagel entstandenen Dellen begutachten und nach Wunsch reparieren zu lassen. Bei Anruf erhält man einen Termin, zu dem man an einem von vier Standorten in Bonn und dem Umland erscheinen soll.

Eine der Hallen liegt auf dem Gelände von UPS, gehört aber laut Pilatus nicht dem Versandunternehmen. Eine zweite Halle liegt auf dem Gelände von Autoteile Cooper. Die Hallen werden für einige Monate angemietet. Die Suche danach startete schon vor dem Hagelschauer. "Der war absehbar. Aber es war nicht leicht, eine Halle zu finden." Im Beueler Gewerbegebiet werden Schäden noch bis Samstag, 22. August, gesichtet.

[fotostrecke]An beiden Standorten prüfen Gutachter der jeweiligen Versicherungen die Schäden. Das Verfahren ist immer gleich: Die Autos werden in Haltebuchten unter einem Gestell, das blaue Neonröhren trägt, untersucht. Die Fachleute, zu denen Karl-Heinz Renner gehört, suchen das Fahrzeug mit einem schwarz-weiß-gestreiften Fächer ab - nicht nur auf den horizontalen Flächen, da der Sturm die Hagelkörner auch gegen die Seiten geschlagen hat.

"Damit kann ich durch das Neonlicht die Dellen leichter sehen. Das ist insbesondere bei kleinen Dellen hilfreich." Wo die Spiegelung der Streifen in der Karosserie verzerrt wird, könnte ein Schaden vorliegen. Renner kann auch erkennen, ob es sich um Stein- oder Hagelschaden handelt: Hagel schabt durch die Beschaffenheit der abgerundeten Körner den Lack nicht ab.

Präzisionsarbeit mit Hämmerchen

"Pro Bauteil werden die Dellen gezählt", sagt er. Danach richtet es sich, was günstiger ist: die Dellen auszubeulen oder gleich zum Beispiel die ganze Motorhaube auszutauschen. Letzteres ist am Dach natürlich schwieriger. Dort wird in der Regel repariert. "Man geht ungern in das Gefüge des Fahrzeugs", sagt Pilatus. Wer sich entscheidet, sein Auto vor Ort reparieren zu lassen, muss zwei bis drei Tage darauf verzichten können. In der Halle nebenan leisten Goccea Robert Alin und seine zwei Brüder Präzisionsarbeit mit ihren Hämmerchen.

Sie sind auf das Ausbeulen von Hagelschäden spezialisiert und reisen laut Patrick Kampfel vom Serviceunternehmen Know How Systems (KHS) durch Europa. KHS, das mit den Versicherungen zusammenarbeitet, hat sie jetzt für Bonn verpflichtet. Sie beulen aus, was machbar ist. "Wenn man das nicht hundertprozentig hinbekommt, arbeitet man zusätzlich mit Lackierungen", so Kampfel. Das sei bei einer Ausbeulung von 98 bis 95 Prozent möglich. Wenn noch lackiert werden muss, dann dauert es bis zu einer Woche.

Die Zahl der Hagelereignisse habe zugenommen, so Pilatus. In diesem Jahr habe es schon rund 110.000 Schadensfälle in Deutschland gegeben. Ob die Versicherungen darauf über kurz oder lang reagieren würden, könne er nicht sagen.

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