Alpenverein in Bonn Konzept: Wie Vereinsaktivitäten klimaneutral sein sollen

BONN · Im Abstellraum des Bonner Alpenvereins in Beuel lagern keine Transparente, die zum Naturschutz aufrufen. "Wir lagern hier unsere Bergsteigerausrüstung", sagt Marco Reeck.

 Im Abstellraum des Bonner Alpenvereins sind v.l. Vorsitzender Claus Koch, Hans-Werner Bettinger, Birgit Kocher, Robert Nikolayczik, Marco Reeck und Albert Melter.

Im Abstellraum des Bonner Alpenvereins sind v.l. Vorsitzender Claus Koch, Hans-Werner Bettinger, Birgit Kocher, Robert Nikolayczik, Marco Reeck und Albert Melter.

Foto: Ottersbach

Wie ein klischeehafter Umweltaktivist wirkt niemand im Vorstand. Obwohl sich der Verein mit deutschlandweit einer Million und fast 2000 Mitgliedern in Bonn vor allem dem Bergsport verschrieben hat, ist die Bonner Sektion auch im Natur- und Klimaschutz aktiv. Angefangen hat es mit der klimaneutralen Geschäftsstelle. Mittlerweile ist das Ziel, ein klimaneutraler Verein zu werden.

Die Geschäftsstelle ist weder aufwendig renoviert worden, noch stehen Solarzellen auf dem Dach. "Wir wohnen hier nur zur Miete, deswegen können wir baulich nichts verändern", erklärt Vorsitzender Claus Koch. Der Ansatz war ein anderer: Die Mitglieder Robert Nikolayczik und Marco Reeck rechneten in ihrer Klimabilanz aus, wie viel CO2 produziert wird. Im Jahr 2013 waren das rund 21 Tonnen.

Darin enthalten sind Strom und Gasheizung für die Büroräume und der reguläre Ausstoß eines Vier-Personen-Haushaltes. Hinzu kamen etwa elf Tonnen für die Mobilität der gesamten Sektion zu den eigenen Veranstaltungen: 5360 Kilometer ÖPNV, 35.000 Kilometer Fernverkehr und 36.000 Kilometer Autofahrten. "Diese Zahlen galt es nun zu reduzieren", sagt Nikolayczik.

Man stellte die Stromversorgung auf erneuerbare Energien um und setzte die Raumtemperatur herab. "Im Winter sitzen wir hier deshalb mit dicken Jacken, wenn es zu kalt ist." Die Mitglieder gründeten Fahrgemeinschaften und versuchten, so oft wie möglich öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Die eigenen Veranstaltungen richteten sie so aus, dass sie immer gut mit Bus und Bahn zu erreichen waren.

Was an CO2 trotz der Einsparungen übrig blieb, sollte durch Wiederaufforstung kompensiert werden. Der Bonner Alpenverein beteiligte sich deshalb an einem Projekt in Panama, dass Weideflächen und Brachland mit Bäumen bepflanzt. "Für 32 Tonnen hat uns das genau 377,60 Euro gekostet", so Nikolayczik. Somit stünde unter der Klimabilanz eine Null für alle Sektionsaktivitäten.

Auch die beiden Hütten, eine davon am Katschberg im österreichischen Tauernhauptkamm, sind auf Umweltverträglichkeit getrimmt. "Vor 15 Jahren schmissen die Menschen noch überall ihre Taschentücher hin, heute muss der Müll, der gemacht wird, auch wieder mit ins Tal genommen werden", sagt Albert Melter, der seit den 1980er Jahren im Alpenverein ist.

Für etwa 90.000 Euro ist sogar eine Bio-Kläranlage unter der Bonner Hütte errichtet worden. Sie sorgt dafür, dass nicht mehr dreimal im Jahr, sondern nur noch alle drei Jahre Fäkalien abtransportiert werden müssen, berichtet Hüttenwart Hans-Werner Bettinger.

Die Anstrengungen des Bonner Alpenvereins trugen Nikolayczik und Reeck auch auf einem bundesweiten Workshop in München vor, wo sie viel Beifall ernteten. "Jetzt muss es darum gehen, dass alle Alpenvereine mitziehen", sagt Reeck. In Bonn wolle man die eigenen Mitglieder beispielsweise mit Pflanzaktionen dazu animieren, sich persönlich mit dem Umweltschutz auseinanderzusetzen. "Denn nur jeder Einzelne kann sein Verhalten ändern", so Reeck.

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