Gedenkmarsch in Beuel Kerzen an den Stolpersteinen

BEUEL · Horst Michael Sternschein verbrachte seine Kindheit in Beuel bei seinen Großeltern. Bis der jüdische Junge so wie die Eltern vor den Nationalsozialisten flüchten musste.

 Beim Gedenkmarsch zum Novemberpogrom brennen an den Stolpersteinen in Beuel Kerzen. Mehr als 200 Menschen zogen am Sonntag vom Rathaus über den Synagogenplatz zum jungen Theater.

Beim Gedenkmarsch zum Novemberpogrom brennen an den Stolpersteinen in Beuel Kerzen. Mehr als 200 Menschen zogen am Sonntag vom Rathaus über den Synagogenplatz zum jungen Theater.

Foto: Nicolas Ottersbach

Über Barcelona und Paris ging es nach Jugoslawien. Dort wurden seine Eltern auf der Flucht erschossen. Auch seine Großeltern starben. Die Nationalsozialisten ermordeten sie in Konzentrationslagern.

Der heute 81-Jährige Horst Michael Sternschein schaffte es nach Israel und lebt noch immer dort. Als Abschlusspräsentation des Gedenkmarsches in Beuel haben Zehntklässler der Gesamtschule seine Flucht nachgezeichnet. "Das ist ergreifend. Solche schrecklichen Dinge sind unzählige Male passiert, das waren nicht nur Einzelschicksale", sagte der 15-jährige Marc Wolter, der an dem Projekt im Religionsunterricht mitgearbeitet hatte. In Büchern, die auch in der Schule gelesen wurden, sei die Geschichte lange vergangen gewesen. "Die Geschichte von Horst Michael Sternschein war dagegen ganz nah."

Dass die Judenverfolgung im Nationalsozialismus zeitlich weit entfernt sei, ähnliches Unrecht weltweit aber noch sehr präsent, sagte das ehemalige Ratsmitglied Erika Coché am Synagogenplatz, an dem der Schweigemarsch aus mehr als 200 Menschen für einige Minuten innehielt. An den Stolpersteinen hatte die Initiative gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit Grablichter aufgestellt. "Wir müssen diesen Teil der Vergangenheit im Bewusstsein behalten", sagte Coché. Hilfsmittel dafür seien nicht nur die in die Fußwege eingelassenen Stolpersteine, sondern auch das schwarze Tuch mit den Namen Bonner Juden, die in der Nazizeit umgebracht wurden. 1988 hatten Schüler für die Gedenkveranstaltung im Endenicher Kloster dieses Tuch beschriftet, seitdem wird es bei den Schweigemärschen getragen. Die Steine aus Messing und das Tuch müssten allerdings auch wahrgenommen werden, um darüber nachzudenken. Deshalb gingen gestern auch in Endenich die Menschen vom Magdalenenplatz zum Kloster "Zur ewigen Anbetung" und legten einen Kranz nieder.

"Wichtig ist, dass wir das alles mit Ruhe tun", sagte Etta Fennekohl von der Initiative gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Die Menschlichkeit gegenüber Menschen anderer Hautfarbe, Religion, aus anderen Staaten und anderer Kulturkreise müsse bestehen bleiben. Ein aktuelles Beispiel dafür seien die Flüchtlinge, die derzeit in Bonn und ganz Deutschland Rettung suchten.

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