"Unterwegs mit..." Heimatgeschichte in der Mittagspause

BEUEL · In der Mittagpause spaziert sie am liebsten zur Rheinpromenade "Wenn ich den ganzen Tag im Büro sitze, bin ich froh, mal an die frische Luft zu kommen. Ich zeig euch also jetzt meinen Mittagsspaziergang", erklärt mir Elisabeth Smilie. Wintermantel an, Schal zugezogen, Handschuhe übergestreift - Und los geht's! Ausnahmsweise begleitet uns heute auch Hündin Aika.

 Wenn Elisabeth Smilie in ihrer Mittagspause einen Spaziergang zum Rhein hinunter macht, stattet sich auch dem Brückenweibchen einen Besuch ab. MIt Blick auf die andere Rheinseite bleibt Zeit zum Durchatmen.

Wenn Elisabeth Smilie in ihrer Mittagspause einen Spaziergang zum Rhein hinunter macht, stattet sich auch dem Brückenweibchen einen Besuch ab. MIt Blick auf die andere Rheinseite bleibt Zeit zum Durchatmen.

Foto: Johanna Köhler

Von Schmilies Arbeitsplatz, der Sparkassen-Filiale in Beuel am Konrad-Adenauer-Platz, biegen wir in die Von-Sand-Straße ein. "Ich mag dieses Wohnviertel, weil die Bewohner so schöne Blumen auf ihrer Terrasse haben. Ich bin schon so oft hier vorbeigegangen und habe gedacht, diese Pflanze musst du dir auch mal aufstellen." Elisabeth Smilie lacht. Wir biegen auf die Combahnstraße ab zum Rheinufer. Dort angekommen, geht es weiter in Richtung Limperich.

"Die frische Luft tut mir jedemal gut und ich bekomme den Kopf frei", beschreibt die Sparkassen-Leiterin. "Am Wochenende ist es auf der Rheinpromenade immer recht voll, besonders im Sommer natürlich. Daher genieße ich, den Rhein unter der Woche mittags ein wenig für mich zu haben. Es ist unglaublich schön, und ich bin froh, so nah am Rhein zu wohnen." Dabei blickt sie gedankenverloren aufs Wasser und die gegenüberliegende Rheinseite.

Und sie hat Recht, es ist ungewohnt ruhig am Rhein; die Luft sehr erfrischend. Nach ein paar Minuten erreichen wir unsere erste, kleine Station, den Bücherschrank im kleinen Park, nahe beim Spielplatz an der Rheinaustraße. "Das ist eine tolle Sache. Ich habe selber schon Bücher hineingestellt und auch mitgenommen. Zuletzt habe ich einen Krimi gefunden, der war echt gut!", erklärt Elisabeth Smilies.

"Das Besondere ist auch, dass man hier am Rhein immer Menschen trifft, die man kennt - sei es nur vom Sehen. Das gibt einem das Gefühl, zu Hause zu sein", merkt sie an, nachdem sie ein Stück weiter einen älteren Mann gegrüßt hat.

Kurz darauf "treffen" wir das Brückenweibchen und ihren Freund, das Brückenmännchen. "Ich finde die Geschichte sehr nett und lustig. Am besten gefällt mir sein schelmisches Lachen. Weil ich es so gern mag, hat der Kessko- Konditor Rainer Burgunder es mir schon mal in Schokolade nachgebildet", erzählt Smilies stolz. Das Brückenmännchen wurde 1898 auf Bonner Seite so angebracht, dass es sein Hinterteil zur Beueler Seite streckte. Hintergrund war, dass die Kennedybrücke zunächst ausschließlich von Bonnern finanziert wurde, weil die Beueler mit dem Standort nicht zufrieden waren. Die Beueler revanchierten sich daraufhin mit dem Brückenweibchen, einer keifenden Waschfrau, die unbedingt sympathisch aussieht mit ihrem grimmigen Blick und der erhobenen Pantoffel in der Hand.

Weiter geht es vorbei an der Statue des Johannes Nepomuk und dem Flaggenmast des Schiffervereins, "an dem ich immer stehe und mich frage, ob ich alle Flaggen kenne - leider nicht", gesteht Elisabeth mir. Schließlich erreichen wir das Restaurant "Canal Grande", das direkt am Rhein liegt. "Am liebsten esse ich hier die Rucola Pizza, die ist echt gut", empfiehlt sie. Gegenüber entdecken wir zwischen den Bänken ein großes Kaleidoskop und eine rotierende Scheibe in schwarz-weiß. "Der Blick durch das Kaleidoskop, mit den glitzernden, spiegelnden Prismen, versetzt mich immer ein wenig in meine Kindheit zurück." Auch die rotierende Scheibe begeistert uns sehr. wenn man lange genug darauf starrt und den Blick dann abwendet, verzerrt sich das Sichtfeld für einige Momente spiralenförmig.

Fasziniert von diesen Sinneseindrücken gehen wir weiter über die Rheinaustraße. Wir sprechen über Elisabeth Smilies Lieblingsreiseziel Holland; und sie erzählt mir von ihren vielen Touren mit dem Wohnmobil. "Das muss man mal gemacht haben. Es ist so schön in Holland, die Menschen sind viel entspannter und die Städte bildhübsch!", schwärmt sie. Trotzdem ist Beuel ihr Zuhause. Zu diesem Stadtbezirk hatte ich schon immer einen Bezug. Auch wenn ich nicht in Bonn geboren bin: Als erste Erinnerungen hat sich mir Beuel eingeprägt. Hier fühl ich mich einfach heimisch".

Über die Johannesstraße erreichen wir schließlich auf der Hermannstraße das Heimatmuseum. In Beuels ältestem Fachwerkhaus von 1726 erhalten Besucher Einblicke in den Beueler Alltag von anno dazumal, von den Römern und den Franken über das Mittelalter bis in die Neuzeit. "Ich finde das unglaublich interessant. Man erfährt von Hans Lennartz, dem Leiter, immer wieder etwas Neues in seinen Führungen. Und es zeigt auf eine anschauliche Weise, wie das Leben früher war, als beispielsweise noch per Hand gewaschen wurde."

Weiter geht es entlang der Hermannstraße, vorbei an der St. Josef Kirche und über die Gottfried-Claren-Straße, zurück zu Elisabeth Smilies Büro. "Diese Mittagspause hat mir besonderen Spaß gemacht", verabschiedet sie sich. Und es stimmt, es war ein Spaziergang, um den Kopf frei zu bekommt. In der Mittagszeit ist er besonders zu empfehlen, wenn man "das Rheinufer für sich hat."

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