Kita Windrad Gisela Witberg ist aus dem Alltag nicht wegzudenken

BEUEL · Es wäre eine Win-win-Situation wie aus dem Lehrbuch. Alle Beteiligten profitieren von der Situation. Weil die kühle Sprache der Wirtschaft aber nicht in den bunten Flur der Kita "Windrad" in der Limpericher Straße passt, sind die Worte von Gisela Witberg die besseren: "Es ist ein Geben und Nehmen." Im "Windrad" ist die 83-Jährige besser als "Oma" bekannt.

 Gisela Witberg in ihrem Element: Während der einjährige Emil ihren Anhänger inspiziert, freut sich der zweijährige Leon schon darauf, das Buch mit den Baggern anzuschauen.

Gisela Witberg in ihrem Element: Während der einjährige Emil ihren Anhänger inspiziert, freut sich der zweijährige Leon schon darauf, das Buch mit den Baggern anzuschauen.

Foto: Marianne Suntrup

Jeden Tag steht sie gegen acht Uhr in der Frühstücksecke des Flurs, wird von einigen Kindern erwartet, von anderen stürmisch begrüßt. Wer möchte, wird von der Oma zur Begrüßung gedrückt.

Die meisten Kinder und viele Erzieherinnen möchten. Dann hilft sie den Mädchen und Jungen beim Frühstücken, leistet ihnen Gesellschaft, sorgt für Ordnung auf und unter dem Frühstückstisch. Später wird sie es sich in der Sitzecke im Spielbereich gemütlich machen und Wäsche zusammenlegen, drei Maschinen mit Lätzchen und allerlei Lappen und Tüchern werden in der Kita täglich gewaschen.

Sie müsste das nicht tun, betont die Leiterin der städtischen Tagesstätte, Doris Lenz. "Ich weiß doch", sagt Witberg. "Aber ich mache das doch gern für die Kinder und um die Erzieherinnen zu entlasten." Nicht nur wegen ihrer tatkräftigen Unterstützung ist Witberg aus der Kita nicht wegzudenken. Sie ist fester Bestandteil aller Betriebsausflüge.

Kann sie mal nicht da sein, fragen die Kinder sofort, wann sie wiederkommt. Besonders beliebt sind die Geburtstage von "Oma Gisela". Dann bekommt zur Feier in der Kita nämlich jede Gruppe ein kleines Geschenk. Nach getaner Arbeit ist Gisela Witberg meist im Raum der Wölkchengruppe mit den U 3-Kindern zu finden.

"Sobald ich sitze, kommen die schon mit einem Buch." Und so hat es ja auch angefangen. Vor elf Jahren war ihre eigene Enkelin noch in der Kita, in der Agnesstraße an der Josefschule.

Einmal in der Woche kam sie zum Vorlesen, dann zwei Mal, dann bald jeden Tag. "Das war ein ziemlich schnell schleichender Prozess", erinnert sich Witberg lächelnd. Die Leiterin der Tagesstätte an der Josefschule hieß damals schon Doris Lenz. Und sie brachte die Oma mit ins "Windrad".

"Sie ist einfach eine Bereicherung für uns. Viele Kinder haben ihre Großeltern nicht mehr in der Nähe. Für sie ist es besonders schön, dass Gisela hier ist", schwärmt Lenz. Eigentlich habe sie erst in die Sterbebegleitung gehen wollen, sagt Witberg, die Mitbegründerin des Hospizvereins ist. "Jetzt mache ich Lebensbegleitung."

Sie ist sehr dankbar für ihre Aufgabe. "Ich habe hier das große Los gezogen. Wie viele in meinem Alter sitzen allein im Altenheim. Das hier ist meine Seelennahrung." Ihr Ehrenamt in der Kita will Witberg solange ausführen, bis ihr "der liebe Gott eine Schranke setzt".

Danach sieht es im Moment nicht aus. Zwar muss Witberg nach zwei Runden "Ringelrose" mit der Wölkchengruppe erst einmal verschnaufen. Aber es gibt auch Einschränkungen des Alters, die ihr in der Kita ganz gelegen kommen. Der Krach unter den 80 Kindern macht ihr zum Beispiel gar nichts aus: "Ich höre nicht mehr so gut."

Unterstützung in Kitas

Einige Kitas in Bonn erhalten ähnliche ehrenamtliche Unterstützung wie die Kita "Windrad", teilt die Stadt mit. Eine Übersicht darüber habe das Jugendamt allerdings nicht, "weil die ehrenamtlich tätigen Damen und Herren ihr Engagement in der Regel auf der Basis persönlicher Beziehungen anbieten".

Die Kindergärten organisierten diese Unterstützung selbstständig. Anders sei dies bei den Leseomas und Leseopas. Sie gehören zu einem Projekt, das über die Volkshochschule organisiert und betreut wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort