Erwin Kranz aus Beuel Gestalter des Strukturwandels

BEUEL · Jahrzehntelang hat er die Geschicke Beuels geprägt. Er war der erster Bezirksbürgermeister, oder Bezirksvorsteher, wie das Amt zunächst hieß, des 1969 gegründeten Stadtbezirkes Beuel. Vor 30 Jahren, am 12. August 1985, starb Erwin Kranz mit 63 Jahren an Herzversagen.

 Erwin Kranz starb im Alter von 63.

Erwin Kranz starb im Alter von 63.

Foto: Archiv

"Wir verlieren mit Erwin Kranz nicht nur einen außerordentlich qualifizierten Kommunalpolitiker, sondern auch einen väterlichen Freund", gab der damals amtierende Beueler Bezirksvorsteher Hans Lennarz seiner Trauer Ausdruck, wie im General-Anzeiger zu lesen war. Erst wenige Monate zuvor hatte er die Leitung des Stadtbezirkes von Kranz übernommen.

Der Bonner Bürgermeister und Beueler Politiker Hans Steger sprach von einer "unbeschreiblichen Lücke", die durch den Tod des Kommunalpolitikers entstanden sei. Seine Liebe habe Beuel gehört und doch habe er nach der kommunalen Neuordnung auch hohen Einsatz für gesamtstädtische Belange bewiesen, so der damalige Bonner Oberbürgermeister Hans Daniels.

Erwin Kranz wurde am 8. Mai 1922 in Marmagen in der Eifel geboren. 1936 kam er als Lehrling nach Bonn. 1940 wurde er eingezogen, musste - gerade 18 Jahre alt - zunächst an der Westfront kämpfen, dann an die Ostfront. In Stalingrad wurde er an der linken Hand verletzt, die amputiert werden musste. 1943 kam er aus der Kriegsgefangenschaft zurück nach Bonn.

Die Schrecken des Krieges, die der gerade einmal 23 Jahre alte Kranz bis dahin erlebt hatte, waren für ihn Antrieb, sich in der soeben gegründeten CDU politisch zu engagieren. 1956 wurde er in den Beueler Stadtrat gewählt, dem er bis zur kommunalen Neuordnung angehörte. 1969 verlor Beuel seine 1952 erlangten Stadtrechte und wurde in die Stadt Bonn eingegliedert. Von 1969 bis zu seinem Tod am 12. August 1985 war Erwin Kranz Mitglied des Bonner Stadtrates.

Von 1975 bis 1985 war er der erste Beueler Bezirksvorsteher. Gemeinsam mit Parteikollegen, aber auch über die Parteigrenzen hinweg, stellte er die Weichen dafür, dass in dem zunächst vor allem von zunehmend schwächelnder Industrie geprägten Stadtbezirk Wohngebiete und Gewerbe entstanden. Kranz war einer der Gestalter dieses Strukturwandels.

Aber der Christdemokrat war nicht nur Kommunalpolitiker, sondern in Pützchen und auch im übrigen Beuel in viele Vereinen und Gremien aktiv, wie bei der Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft, im Kirchenchor, im Männergesangsverein. Kranz war außerdem Vater und Motor der Städtepartnerschaft zwischen Beuel und dem französischen Mirecourt.

Im Sommer 1986, rund ein Jahr nach seinem Tod, wurde die neue Erwin-Kranz-Halle, Austragungsort hochkarätiger Badmintonveranstaltungen und Heimat des 1. BC Beuel, eingeweiht und nach ihm benannt. Denn Erwin Kranz hatte maßgeblichen Anteil an der Realisierung der Sporthalle, deren Fertigstellung er nicht mehr erleben durfte. Das Grab des CDU-Politikers befindet sich auf dem Pützchener Friedhof.

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