Traditionshotel Willkens am Beueler Bahnhof Gastlichkeit in vierter Generation

BEUEL · Geschäftsreisende, Schauspieler, Künstler, Anime-Fans und Gamescom-Besucher - "Die Vielfalt von Menschen, die bei uns zeitweilig unter einem Dach leben, ist einfach großartig. Wir lernen die unterschiedlichsten Typen, auch aus fremden Kulturkreisen, kennen, und somit ist es nie langweilig bei uns", sagt Martin Böttcher, der mit Ehefrau Renate Willkens-Böttcher das Traditionshotel "Willkens" bereits in der vierten Generation betreibt.

 Renate Willkens-Böttcher und Martin Böttcher leiten heute das Hotel...

Renate Willkens-Böttcher und Martin Böttcher leiten heute das Hotel...

Foto: Max Malsch

Urgroßvater Heinrich Willkens hatte zunächst das Gasthaus "Im Stiefel" in Bonn betrieben, später ging er nach Sankt Augustin und war der Wirt des "Lindenhofs" an der Bonner Straße. "Aber da war es meinen Urgroßeltern zu ruhig, so kamen sie nach Beuel und gründeten das Hotel Willkens", berichtet Renate Willkens-Böttcher.

Es kamen turbulente Zeiten, unter anderem zwei Weltkriege auf die zweite Generation, Willi und Anna Willkens, zu. "1945 war der Beueler Bahnhof ein Ziel für Luftangriffe, sodass eine Bombe auch das Hotel zerstörte. Die Stuckverzierungen wurden weggesprengt, die Möbel aus den Fenstern bis auf die Bahngleise geschleudert, die Fassade um zwei Meter rausgedrückt", sagt Martin Böttcher.

Nach dem Krieg übernahmen Renates Eltern, Josef und Marietha Willkens, das Hotel und bauten alles wieder auf. Auch die Bierstube nebenan, die noch bis 1999, dann allerdings durch einen Pächter, bewirtschaftet wurde. Es waren die Jahre des Aufbruchs in Deutschland, die Wirtschaft florierte, und auch die Willkens packten kräftig mit an. "Meine Mutter hat extra eine Kochausbildung gemacht", berichtet die Tochter. 1967 wurde aufgestockt: Das Hotel bekam eine vierte Etage samt Aufzug. "Meine zwei Schwestern Monika und Sabine und ich haben von klein auf mitgeholfen, haben Brötchen belegt und auch schon mal an der Rezeption ausgeholfen. Das hat großen Spaß gemacht und wurde auch reichlich entlohnt", so Renate Willkens.

Bonn war damals noch Bundeshauptstadt, und die Abgeordneten luden viele Gruppen aus ihren Wahlkreisen an den Rhein ein, so dass die Hotels gut ausgelastet waren. "Als dann die Bundesregierung nach Berlin zog, war das ein großer Einschnitt und eine große Herausforderung", sagt Renate Willkens. Von nun an konzentrierten sich die Hoteliers auf Stammgäste, die als Geschäftsreisende bei ihnen übernachteten und sich für Monate oder sogar Jahre als Beschäftigte internationaler Konzerne wie Telekom und Post, aber auch von Organisationen wie den Vereinten Nationen bei den Willkens einquartierten. Und auch ein junges Publikum, das die Messen und Events in Bonn und Köln besucht, gehört mittlerweile zu den regelmäßigen Gästen. "Wir haben einen Stammgast, der kommt seit 27 Jahren jede Woche zu uns", sagt Martin Böttcher.

Als sich die Eltern entschieden, in den Ruhestand zu gehen, begeisterte sich das Ehepaar Willkens-Böttcher für die Nachfolge. "Ich war damals als Bauleiter viel unterwegs, habe nur aus dem Koffer gelebt. Als sich dann die Möglichkeit ergab, sich als Paar an einem Platz zusammenzufinden und zusammen zu arbeiten, haben wir die Chance ergriffen", sagt Martin Böttcher und ergänzt: "Das war einfacher gesagt als getan." Der Bauleiter hatte zwar schon privat immer gut und gerne gekocht. "Aber für 50 Gäste auf einmal? Das ist schon eine andere Hausnummer, und so habe ich bei meiner Schwiegermutter erst einmal gelernt, gewerblich zu kochen", sagt Böttcher.

Es war eine anstrengende Zeit für die Jung-Hoteliers: "Wir haben im laufenden Betrieb umgebaut, tagsüber war ich Bauleiter, um 17 Uhr ging es unter die Dusche und danach war ich Koch." 2000 folgte eine Neuausrichtung des Hotels, ohne Restaurant. "Wir verstehen uns als Familienbetrieb, rundherum, sind präsent, führen auch abends Gespräche mit den Gästen. Dabei wird Gastfreundschaft ganz groß geschrieben, wir möchten, dass sich unsere Gäste fürsorglich behandelt fühlen. Das ist uns das Wichtigste, dafür stehen wir Willkens, und das schon in der vierten Generation", sagt Renate Willkens-Böttcher.

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