Beueler Schriftstellerin stellt Buch vor Für die Zeitzeugin ist es die letzte Lesung

BEUEL · "Gemeinsam Wohnen im Karmeliterkloster": So heißt der Verein, der sich in dieser Mehrgenerationenwohnanlage um die Menschen dort kümmert. Dazu gehört auch die Organisation von Veranstaltungen. Renate Engelhard hatte gestern zu einer Lesung eine Schriftstellerin eingeladen, die man nicht unbedingt kennen muss: Leonie Biallas.

 Eindrucksvolle Lesung: Renate Engelhard (von links), Leonie Biallas, Katharina Thölken und Veronika Metzger.

Eindrucksvolle Lesung: Renate Engelhard (von links), Leonie Biallas, Katharina Thölken und Veronika Metzger.

Foto: Rainer Schmidt

Doch wenn man die 85 Jahre alte Dame gehört hat, dann wird man sie nie wieder vergessen.

Leonie Biallas, 1930 in Breslau geboren, jetzt wohnhaft in Hürth bei Köln, veröffentlichte Lyrik und Prosa und ist Preisträgerin des Lohmarer Autorenwettbewerbs. Ihr bewegendstes Werk ist das Buch "Komm, Frau, raboti", das 2004 erschienen ist. Darin schildert sie ihre Flucht zusammen mit ihrer Mutter aus Breslau im Januar 1945. Sie fallen den Russen in die Hände, es folgen Vergewaltigungen, Verschleppung und Zwangsarbeit.

Der drohenden Deportation nach Russland entgehen sie nur durch eine abenteuerliche Flucht. Geholfen hat ihnen dabei ein junger russischer Soldat. Im völlig zerstörten Breslau haben inzwischen die Polen das Kommando übernommen. Diese vertreiben im März 1946 viele Familien, darunter auch Leonies Familie. Ein Zug bringt sie schließlich in den Westen bis Quakenbrück. So heißt das Fortsetzungsbuch von Leonie Biallas auch folgerichtig "Und immer wieder Quakenbrück".

Biallas ist mit ihrer Verlegerin Katharina Thölken zur Lesung im vollbesetzten Gemeinschaftsraum der Wohnanlage erschienen. Thölken liest, Biallas erzählt. "Mit meiner Mutter haben wir nie über die damalige Zeit gesprochen", sagt sie. Deshalb habe sie erst nach dem Tod ihrer Mutter alles aufgeschrieben. Noch heute zittere sie, wenn so manche Passage aus dem Buch vorgelesen wird. Deshalb solle dies auch ihre letzte Lesung sein und sie sagt: "Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr". Verständlich, wenn man einige Ausschnitte gehört hat.

Aus Hürth hat Leonie Biallas Veronika Metzger mitgebracht, die mit alten Melodien am Klavier die vielen Besucher von der Ernsthaftigkeit des Themas abgelenkt.

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