Tapetenfabrik in Beuel Fahrtag und Fachsimpeln beim Modell-Eisenbahn-Club Köln

BEUEL · "Das ist mein Gemüsegarten", erklärt Paul Juchem voller Stolz und zeigt auf ein kleines, holzumzäuntes Areal. Das liegt direkt neben dem Bahnhof Sonneborn und wie zu Herbstbeginn nicht anders zu erwarten, stehen die Sonnenblumen in voller Blüte, unzählige Kürbisse leuchten, neben dem Apfelbaum sitzt eine Amsel auf ihrem Vogelhäuschen und freut sich über die reifen Früchte.

 Staunen und Fachsimpeln: Die Modellanlage des Modell-Eisenbahn-Clubs Köln hat viele Fans.

Staunen und Fachsimpeln: Die Modellanlage des Modell-Eisenbahn-Clubs Köln hat viele Fans.

Foto: Max Malsch

Dies alles allerdings im Maßstab 1:32, dem Spur 1-Format. Der "kölsche Jung" Juchem ist nämlich der Vorsitzende des MECK - des Modell-Eisenbahn-Clubs Köln - der seine Clubräume mitsamt der riesigen Modellanlage seit 1999 im Keller der Beueler Tapetenfabrik hat.

Auf rund 360 Quadratmetern haben die Vereinsmitglieder in akribischer Kleinarbeit über die Jahre hinweg eine eigene kleine Welt erschaffen: "Zu unserem Hobby gehören nicht nur die Züge, sondern auch das ganze Drumherum", erläutert der begeisterte Modellbahnfan.

"Da hinten steht ein Haus mit einem komplett eingerichteten Badezimmer." Es sind solche Details, die der Anlage ihren ganz besonderen Charme verleihen. An jeder Ecke sieht man, wie viel Zeit und Mühe die Vereinsmitglieder in ihr Hobby stecken. "Wenn man der Fachpresse glauben darf, ist unsere Anlage hier deutschlandweit einzigartig", freut sich der Vereinschef.

Gestern war "Fahrtag". "Solch ein Event veranstalten wir regelmäßig viermal im Jahr; das ist neben unseren regelmäßigen Tagen der offenen Tür die beste Gelegenheit, die Anlage in Betrieb zu sehen", erläutert er weiter. An den Fahrtagen gibt es - anders als an den anderen offenen Tagen - auch immer eine Bewirtung: Drei Euro Eintritt zahlen die Besucher. "Dafür können sie auch bei Speis und Trank nach Herzenslust an den Tischen fachsimpeln", so Juchem.

Kerzen und Teelichter begrüßen den Besucher bereits am Eingang und verwandeln den Keller in eine Art Modellbahn-Wunderland. Außer den aus halb Europa angereisten Hobby-Modellbahnern haben auch viele Familien mit Kindern den Weg nach Beuel gefunden. "Einige Hundert werden es bis heute Abend wohl gewesen sein", schätzt Juchem.

Professionell wie auf einem echten Bahnsteig hören sich auch die Ansagen an: "Betriebsstörung - eine Lock des Modells 42 blockiert die Strecke aufgrund der Fehlstellung einer Weiche." Ulrich Geiger, ein ehemaliger Bahnangestellter, kommentiert das Geschehen extra für die Veranstaltung.

"Der liebe Gott hat mir versprochen, dass ich 182 Jahre alt werde, damit ich noch die Fertigstellung der Anlage erlebe", feixt Juchem zwischen den Gästen: Vor allem im hinteren Bereich der durchgängig für Besucher begehbaren Modellwelt gibt es noch viel zu tun - sprich: auf weiteren knapp 240 Quadratmetern sind noch einige Ausbaureserven. Neben dem Bonner Hauptbahnhof im Herzen der gegenwärtigen Anlage soll demnächst der Siegener Bahnhof aus der Zeit um 1960 erstehen. Ein Ringlokschuppen ist schon fast fertiggestellt, aber ohne Zugverkehr. Die Loks müssen noch repariert werden.

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