Gemeinnützige Werkstätten Einrichtungen helfen psychisch erkrankten Mitarbeitern

BONN · "Er ist unser Bester", sagt Jan-Philipp Buchheister, Geschäftsfeldleiter Arbeit der Gemeinnützigen Werkstätten Bonn GmbH (GVP), und er zeigt auf die andere Seite der Halle zu Zeljo Matosevic.

Der junge Mann auf dem Gabelstapler schichtet in der riesigen Lagerhalle zügig Paletten mit Broschüren der Bundesministerien um. "Er kommissioniert sie", erläutert Ausbilder und Lagermeister Ralf Stockhausen, und ihm ist er Stolz auf seinen Auszubildendem anzusehen.

Zeljo Matosevic kam 2008 wegen einer psychischen Erkrankung als Mitarbeiter in die Werkstätten - mit dem Handicap, die Schule mit der achten Klasse abgebrochen zu haben. "Das heißt, er hatte keine Chance auf dem Ausbildungs- und dann auf dem Arbeitsmarkt", sagt Buchheister realistisch. "Doch ich habe gleich gesehen, Zeljo hat die Fähigkeiten, die Ausbildung zum Fachlageristen zu schaffen", sagt der Lagermeister. Und so wurde dieser junge Mann der beste Schüler Stockhausens.

Zeljo Matosevic strahlt, als er die letzten Worte hört. "Ich mache nächsten Monat meine Abschlussprüfung zur Fachkraft für Lagerlogistik," berichtet er. Das heißt, der ehemalige Schulabbrecher hat auf die Ausbildung zum Fachlageristen, die er 2013 mit der Note 1,4 als Jahrgangsbester abschloss, auch noch die kaufmännische Zusatzausbildung draufgesetzt. Im Friedrich-List-Berufskolleg hat er sich bei seinen Mitschülern ebenfalls Ansehen erworben, wurde zum Klassensprecher gewählt und während der Abschlussfeier besonders geehrt. "Ich bekam auch einen Büchergutschein", erzählt Matosevic. Das sei natürlich auch ein Erlebnis für die GVP-Verantwortlichen gewesen. "Du bist dabei, wenn dein Schüler als bester überhaupt genannt wird", erinnert sich Ralf Stockhausen gerne.

Und nun wird Matosevic im Juni einen Vollzeitvertrag im Lager der LVR-Klinik Bonn unterschreiben. "Er hat bei uns in fünf Jahren den harten Weg vom Werkstattmitarbeiter zum Auszubildenden bis hin zur Vollzeitkraft auf dem ersten Arbeitsmarkt geschafft", verdeutlicht Buchheister. Ihm falle der Abschied vom GVP-Team schwer. Aber dass es mit dem festen Arbeitsplatz geklappt habe, sei die Krönung, lacht Matosevic. Habe er Angst gehabt, als er sich in der Klinik vorstellte? Natürlich, lächelt der junge Mann. Er hat die harten Jahre nicht vergessen, als seine Erkrankung ihm das Selbstbewusstsein nahm. Aber beim LVR-Praktikum habe er sich eben bewährt, und auch das Vorstellungsgespräch sei super gelaufen.

Zeljo Matosevic ist sich bei allem Erfolg durchaus im Klaren darüber, dass er sein Glück nicht nur dem eigenen Können, sondern auch den Hilfen, die er in den letzten Jahren erhielt, verdankt. "Ich danke der GVP und dem Integrationsfachdienst, der mich bei der Bewerbung gefördert hat, sehr", sagt er. Seine Chefs freuen sich. Die größte Klippe sei es, von den Werkstätten auf den ersten Arbeitsmarkt zu gelangen. "Aber Zeljo hat es geschafft."

Die Gemeinnützigen Werkstätten Bonn

Als einer der führenden Anbieter von Versand-, Konfektionierungs- und Montagearbeiten im Rheinland erfüllen "die Konfektionierer" den Auftrag, psychisch kranke Menschen ins Arbeitsleben einzugliedern. Ihren derzeit 300 Mitarbeitern bieten sie Arbeitsplätze sowie Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in den Bereichen Versand, Elektromontage, Lagerung, Büro- und Hauswirtschaft.

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