"Uhu" zeigt Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" Ein (un)moralisches Angebot sorgt für Wirbel

BEUEL · Würden Sie für das Gemeinwohl töten? Keine einfache Frage, mit der das Seniorentheaterensemble "Uhu" ("Unter Hundert") sein Publikum aktuell in der Brotfabrik konfrontiert. Die Grenzen zwischen richtig und falsch scheinen hier nicht so eindeutig, wie die Protagonisten es zunächst glauben.

 Bühnenszene in der Brotfabrik: Das Uhu-Ensemble spielt "Der Besuch der alten Dame".

Bühnenszene in der Brotfabrik: Das Uhu-Ensemble spielt "Der Besuch der alten Dame".

Foto: Muc

In Friedrich Dürrenmatts Tragikomödie "Der Besuch der alten Dame" kehrt die millionenschwere Claire Zachanassian in ihre Heimatstadt Güllen zurück, um sich an ihrer Jugendliebe Alfred Ill zu rächen, der einst ihr gemeinsames Kind verleugnete und damit Claire entehrte. Eine Milliarde bietet sie den Bewohnern und fordert im Gegenzug seine Ermordung. Anfangs sind sich die Güllener einig: Als Humanisten lehnen sie das unmoralische Angebot ab. Doch mit der Zeit kommen die ersten Zweifel und manch einer mag der Versuchung nach Wohlstand und Reichtum unterliegen.

"Es war uns wichtig, nicht gleich mit der moralischen Keule zu schwingen. Die Menschen sollen selbst entscheiden, wie sie mit der Situation umgehen würden", erklärt Regisseur Volker Maria Engel. "Die entscheidende Frage ist doch: Wer ist wichtiger? Der Einzelne oder alle?".

Die Inszenierung und die damit einhergehende Interaktion mit dem Publikum machen die Konfrontation mit diesen Fragen unausweichlich. Das Ensemble um die beiden Hauptdarsteller Wolfgang Bansemer-Hoffmann als Alfred und Christiane Goepel als Claire binden die Zuschauer in die Erzählung ein. Als "Ihr Güllener" angesprochen werden sie Teil der Geschichte und bei der finalen Bürgerversammlung direkt befragt, ob sie für oder gegen das Ableben von Alfred abstimmen.

So verstreichen zwei Stunden in der Beueler Brotfabrik im Nu, während sich die "Uhu"-Akteure singend, tanzend und voller Emotionen mit Moral und Unmoral auseinandersetzen. Die liegt bekanntlich im Auge des Betrachters, denn wie kann eine Tat falsch sein, wenn sie doch dem Wohl aller dient?

Heute, Samstag, gibt es um 20 Uhr eine weitere Aufführung in der Brotfabrik. Die Karten kosten an der Abendkasse elf, ermäßigt 7,50 Euro.

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