Stadtteilzentrum der Awo Die Um-die-Ecke-Denkerin

BEUEL · "Ach, das ist die neue Beraterin? So sieht die also aus!" Bea Boslak freut sich, wenn die älteren Beueler nach dem Bäckerei-Einkauf noch ein bisschen über sie tuscheln - denn so wird sie möglichst schnell bekannt.

 Stabwechsel: Bea Boslak löst Ralf Niesen bei der Seniorenberatung ab. Sie hilft Menschen ab 65 Jahren bei Anliegen aller Art.

Stabwechsel: Bea Boslak löst Ralf Niesen bei der Seniorenberatung ab. Sie hilft Menschen ab 65 Jahren bei Anliegen aller Art.

Foto: Gerlind Schabert

Seit Mitte September betreut die 41-Jährige das Büro der Awo-Seniorenberatung im Stadtteilzentrum in der Neustraße. Zehn Jahre lang war ihr Vorgänger und Kollege Ralf Niesen Ansprechpartner für die Ratsuchenden, da fällt so manchem die Umstellung schwer. "Zum Glück sinkt die Hemmschwelle auch dadurch, dass ich vielen Älteren hier im Seniorenzentrum über den Weg laufe", sagt Boslak lächelnd, "so kann ich erste Kontakte knüpfen."

Die Arbeit für "SpOTS" (Stützpunkte Offene Türen für Senioren) ist der sportlichen Frau mit dem Pferdeschwanz gut vertraut - zuvor hat sie Senioren im Bezirk Hardtberg betreut. Ihr Hilfsangebot spiegelt all die Sorgen wider, denen sich Senioren über 65 Jahre gegenübersehen: Zu den Themen Sozialleistungen, Versicherungsfragen und Patientenverfügungen werden sie ebenso kundig an die Hand genommen wie bei nachlassenden Fähigkeiten zur Selbstversorgung, Einsamkeit, Problemen mit langen Einkaufswegen oder Nachbarschaftsstreit.

"Ich arbeite eng mit den Behörden und Krankenkassen zusammen und kann von hier aus nachhören und vieles in die Wege leiten, da muss kein Senior sich selbst in die Ämter aufmachen, wenn es ihn überfordert", erklärt Boslak das Hilfsprinzip. "Vor allem aber will ich dazu beitragen, dass die alten Leute viel ambulante Unterstützung bekommen, damit sie möglichst lange in ihren eigenen vier Wänden wohnen können."

Ein Grundsatz, den auch der scheidende Ralf Niesen in den Mittelpunkt gestellt hatte. "Wir lassen Sie mit einem weinenden Auge ziehen", verabschiedete ihn Franz-Josef Windisch, Geschäftsführer der Awo Bonn/Rhein-Sieg, am Mittwoch im "Ohm-Thiebes-Haus" und lobte Niesens engagierte Arbeit in der vergangenen Dekade. "Das andere lacht, weil Sie uns eine so vielversprechende Nachfolgerin vermittelt haben."

Kritisch merkte Windisch an, dass trotz guter Unterstützung der "SpOTS" durch die Stadt Bonn - sie finanziert die Halbtagsstelle - die Arbeitsbelastung inhaltlich und zeitlich stetig steige: "Es wird leider immer mehr nach Controlling-Aspekten geschaut als nach der Frage, was die alten Leute brauchen." Erwin Thiebes, der Vorsitzende des Awo-Ortsvereins Beuel, dankte Niesen augenzwinkernd für "zehn Jahre Zusammenarbeit ohne Knatsch".

Was bringt die neue Beraterin mit, wenn sie nun dreimal in der Woche - montags, mittwochs und donnerstags - ihre Bürotür weit für Anliegen aller Art öffnet? "Zuhören-Können, Einfühlungsvermögen, gute Kontakte. Und Um-die-Ecke-Denken", lächelt die Mutter zweier Töchter, "damit mir auch bei Widerständen immer noch etwas einfällt, um die bestmögliche Lösung zu finden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort