Beueler Straßennamen Die Frauen sind langsam im Kommen

BEUEL · Maria-Montessori-Allee heißt eine. Elsa-Brändström-Straße heißt eine weitere. Und doch: Wer aufmerksam durch die Beueler Straßen geht, erkennt, dass die Herren gegenüber den Damen als Namensgeber in der Überzahl sind.

 Geht doch: Hier waren ein Mann und eine Frau Namensgeber für Straßen.

Geht doch: Hier waren ein Mann und eine Frau Namensgeber für Straßen.

Foto: Vehmeier

"Bei der Straßenbenennung nach Persönlichkeiten spiegelt sich das Gesellschaftsbild insoweit wider, als dass in der Vergangenheit insbesondere im beruflichen und politischen Leben Männer weitaus stärker vertreten waren als Frauen", erklärt Markus Schmitz vom städtischen Presseamt.

Doch das soll sich ändern. "Bereits seit längerer Zeit werden bei Straßenbenennungen verstärkt Frauen berücksichtigt. So zum Beispiel im Neubaugebiet Neu-Vilich", sagt Schmitz. Dort holen die Frauen mächtig auf: Neben der nach der Pädagogin Maria Montessori benannten Allee gibt es die Maria-Tiefenbacher-Straße, benannt nach der Pädagogin am St.- Adelheid-Gymnasium (1927 bis 1987).

Weiter finden sich dort die Adelheidisstraße - nach der Heiligen und Schutzpatronin Bonns -, die Alice-Salomon-Straße, benannt nach der Frauenrechtlerin und Sozialpädagogin, sowie die Anne-Marie-Prévot-Straße, Lehrerin aus der Beueler Partnerstadt Mirecourt, die sich für die städtepartnerschaftlichen Beziehungen zwischen Beuel und Mirecourt einsetzte. Außerdem gibt es noch die Helene-Weber-Straße, die nach der Lehrerin und dem ehemaligem Mitglied des Parlamentarischen Rates, des Bundestages und der Ex-Vorsitzenden des Müttergenesungswerks benannt wurde.

"Viele Namen sind historisch. Und früher kannte man noch keine Frauenquote. Die erste Frauenbewegung entstand um 1900. Aber erst in den 70er-Jahren gab es eine verstärkte Aufmerksamkeit für Frauen im Stadtbild", sagt Beate Raabe, Beueler Stadtführerin.

"Dass es bei den alten Straßen kaum Frauennamen gibt, ist also ein Mentalitätsproblem", erklärt Raabe. Bei der Stadt Bonn gebe es keine ausdrücklichen Regelungen zur Straßenbenennung nach Persönlichkeiten, so Markus Schmitz. "Es liegt lediglich ein Ratsbeschluss vom 12. Juni 1986 vor, wonach Straßen nur nach Persönlichkeiten benannt werden, die seit mindestens einem Jahr verstorben sind."

In Bonn gibt es seit dem 30. Oktober 1985 eine Straßenbenennungsliste mit vielen Vorschlägen etwa von Bürgern, Institutionen und der Verwaltung. "Sie wird seit dieser Zeit fortgeschrieben, zuletzt durch den Ratsbeschluss vom 4. Oktober 2012, und enthält derzeit 75 Vorschläge", sagt Schmitz. Dass Straßen umbenannt werden, ist sehr selten. "Es gab allerdings drei historische Momente, in denen das passierte", sagt Beate Raabe.

Das seien zum einen Umbenennungen durch die Nationalsozialisten gewesen. "Damals wurden Straßen und Plätze nach berühmten Nazis benannt. So wurde etwa der heutige Friedensplatz, der zuvor Friedrichsplatz hieß, in Adolf-Hitler-Platz umbenannt. Seinen jetzigen Namen bekam er 1945", sagt Raabe. Das Kriegsende sei somit der zweite historische Moment für Umbenennungen gewesen.

"Und dann wurden Änderungen noch einmal bei der Kommunalreform 1969 notwendig. Da gab es manchen Namen plötzlich mehrmals im neuen Stadtgebiet Bonns", sagt die Stadtführerin. "So wurde in Beuel unter anderem die Weberstraße in Josef-Thiebes-Straße, die Viktoriastraße in Johann-Link-Straße oder die Beethovenstraße in Prof.-Neu-Allee umbenannt", berichtet Markus Schmitz.

Weitere Informationen über Beueler Straßennamen gibt es im Heft 22 "Alte und neue Straßennamen im Gebiet der ehemaligen Stadt Beuel" von Johannes Bücher, das im Stadtarchiv einsehbar ist.

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