Manfred Krahe Der letzte Beueler geht von Bord

Geboren ist er in Beuel, bei der ehemaligen Stadt Beuel hat er seine Verwaltungslehre absolviert, und aktuell ist er bei der Stadt Bonn der letzte noch aktive Mitarbeiter der bis 1969 eigenständigen Stadt Beuel: Manfred Krahe.

 Weiberfastnacht 1971 im Beueler Rathaus: Manfred Krahe (l.), Wäscherprinzessin Helga Becker (mit Zepter), daneben Obermöhn Maria Balzer und Evi Zwiebler (weißes Kleid). Bürgermeister Hans Steger (weiße Smoking-Jacke) und Manfred Krahes Oma, Käthe Krahe (r.), feiern mit.

Weiberfastnacht 1971 im Beueler Rathaus: Manfred Krahe (l.), Wäscherprinzessin Helga Becker (mit Zepter), daneben Obermöhn Maria Balzer und Evi Zwiebler (weißes Kleid). Bürgermeister Hans Steger (weiße Smoking-Jacke) und Manfred Krahes Oma, Käthe Krahe (r.), feiern mit.

Aber die letzten Arbeitstage sind gezählt. Nach 49 Dienstjahren wird der Leiter der Bezirksverwaltung Beuel zum Jahresende in Ruhestand gehen. Über seine Zeit bei der Stadtverwaltung und besonders über seine Arbeitsjahre in Beuel sprach er mit Holger Willcke.

Wie viele Tage wird man Sie noch im Rathaus Beuel antreffen?

Manfred Krahe: Das hängt davon ab, wie viele Urlaubstage ich im Herbst noch habe. Voraussichtlich wird mein letzter Arbeitstag Anfang November sein. Zum Jahresende scheide ich dann offiziell aus dem aktiven Dienst aus und gehe in Pension.

Freuen Sie sich auf den Ruhestand?

Krahe: Auf der einen Seite schon, weil ich mich wieder mehr privaten Dingen widmen kann. Aber ich glaube, dass mir auch etwas fehlen wird - zumindest am Anfang.

Seit wann sind Sie Leiter der Bezirksverwaltungsstelle Beuel?

Krahe: Seit Mitte 2003, also mehr als zwölf Jahre - eine lange Zeit.

In welchem Amt haben Sie vorher gearbeitet?

Krahe: Hauptsächlich im Ordnungsamt und zwar 30 Jahre.

Es heißt, Sie seien der letzte aktive Mitarbeiter der ehemaligen Stadt Beuel. Stimmt das?

Krahe: Ich glaube, das stimmt. Ich habe 1966 meine Ausbildung bei der Stadt Beuel begonnen und bleibe jetzt bis zum Pensionsalter mit 65 Jahren im Dienst. Da Beuel erst 1969 eingemeindet worden ist, könnten natürlich theoretisch noch Kollegen aus Beuel bei der Stadt Bonn arbeiten. Aber meines Wissens ist dies nicht der Fall.

Was ist der Hauptunterschied zwischen ihren Berufsphasen im Ordnungsamt und in der Bezirksverwaltungsstelle?

Krahe: Im Beueler Rathaus sind wir hauptsächlich Anlauf- und Servicestelle für Bürger. Im Stadthaus sieht das anders aus, da habe ich mich mehr um meinen jeweiligen Fachbereich gekümmert, musste als Ordnungsbehörde die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften fordern und dies gegebenenfalls auch mit unpopulären Maßnahmen gegenüber den Betroffenen durchsetzen.

Was gehörte da zu Ihren Aufgaben?

Krahe: Zuletzt war ich dort Abteilungsleiter für Ordnungs- und Gewerbeangelegenheiten - unter anderem auch für das Marktamt, also der Vorgänger von Günter Dick. Unter anderem gehörte die Organisation und Durchführung von Pützchens Markt und dem Bonner Weihnachtsmarkt zu meinem Aufgabenbereich.

Ihr Wechsel zurück ins Rathaus Beuel war ein Herzenswunsch?

Krahe: Insgeheim ja. Aber die Möglichkeit ergab sich erst, als die Stelle neu besetzt werden musste. Arbeiten in Beuel ist für mich natürlich sehr angenehm, weil ich hier sehr viele Menschen kenne. Und dieser Aspekt ist für die Ausübung meines jetzigen Jobs bei der Stadt Bonn schon vorteilhaft.

Was zeichnet den Stadtbezirk Beuel aus?

Krahe: Zu allererst sein intensives Vereinsleben. Im Stadtbezirk gibt es mehr als 200 Vereine. Das ist die höchste Vereinsdichte aller Bezirke. Aber hier lebt auch ein besonderer Schlag an Menschen: offen, freundlich und hilfsbereit. Nicht ohne Grund wird dieser Stadtbezirk als die Sonnenseite Bonns bezeichnet. Aber ich muss auch zugeben, dass ich beim Thema Beuel als Beueler befangen bin.

Mitarbeiter der Bonner Fachverwaltungen sollen am liebsten die Bezirksvertretung Beuel besuchen. Stimmt das?

Krahe: Grundsätzlich ja. Das galt schon vor meiner Beueler Zeit. Es liegt am Klima, am politischen Umgang miteinander. 90 Prozent aller Beschlüsse fallen einstimmig aus. In der Bezirksvertretung Beuel geht es zuerst um die Sache, nur hin und wieder reibt man sich aber auch am politischen Gegner.

Mit wie vielen Bezirksbürgermeistern haben Sie zusammengearbeitet?

Krahe: Es sind vier an der Zahl: Georg Fenninger, Wolfgang Hürter, Werner Rambow und aktuell mit Guido Déus. Als Marktleiter hatte ich zudem noch mit den Bezirksvorstehern Hans Lennarz und Konrad Löhlein zu tun.

Und wie unterscheiden sich die vier als Bürgermeister?

Krahe: Das bleibt mein Geheimnis.

Sie wirken stets ruhig und gelassen. Hatten Sie auch schon mal Stress im Job ?

Krahe: Natürlich. Spontan fällt mir die zweite Verlegung des Rathaussturms ein. Wegen der Baustelle für das Facharztzentrum mussten wir nach 2012 noch ein zweites Mal umziehen. Alles war wieder für den Standort Rheinufer vorbereitet, da kam Hochwasser. Innerhalb von drei Tagen mussten wir die gesamte Infrastruktur für den Weiberfastnachtssturm vor das Krankenhaus verlegen.

Wer wird Ihr Nachfolger und wer entscheidet das?

Krahe: Ein Nachfolger steht noch nicht fest. Die Stelle wird ausgeschrieben und bleibt vermutlich ein Jahr lang aus Einsparungsgründen unbesetzt. Letztlich entscheidet die Verwaltung, wer mir nachfolgt, aber die Bezirksvertretung hat ein Anhörungsrecht.

Es gibt immer wieder Stimmen, die die Schließung der Bezirksverwaltung aus Kostengründen fordern - oder zumindest eine Reduzierung des Personals. Wie stehen sie dazu?

Krahe: Es ist bereits Personal reduziert worden, ein weiterer Abbau wäre jedoch nicht ratsam. Viele Bürger kommen zuerst zu uns, da sie sich in der großen Verwaltung mit den vielen Fachdienststellen nicht orientieren können. Sie suchen dann Rat und Hilfe in "ihrem Rathaus".

Zur Person

Manfred Krahe wurde 1950 in Beuel geboren. Nach dem Besuch der Josefschule und der Realschule begann er 1966 seine Ausbildung als Verwaltungspraktikant bei der damaligen Stadt Beuel. Danach folgten drei Jahre als Inspektorenanwärter. Wenn er zum Jahresende in Ruhestand geht, hat er 49 Jahre bei der Stadt Bonn gearbeitet, davon alleine 30 Jahre lang im Ordnungsamt. Er ist ledig, aber in festen Händen. Manfred Krahe hat eine Tochter aus erster Ehe.

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