Interview mit Werner Wierich Das Eisen schmieden, solange es heiß ist

Die Flammen züngeln hell in der dunklen Werkstatt. Es ist laut, wenn Werner Wierich mit dem Hammer das glühende Eisen bearbeitet. Der Küdinghovener ist Schmied und Schlossermeister - in der vierten Generation. Anke Vehmeier sprach mit Werner Wierich über Entscheidungen, Erstkommunion und Erholung.

 Das Feuermachen: "Es gibt ganz verschiedene Techniken und es ist eine Kunst, das Feuer zu schüren", sagt Schmied und Schlossermeister Werner Wierich.

Das Feuermachen: "Es gibt ganz verschiedene Techniken und es ist eine Kunst, das Feuer zu schüren", sagt Schmied und Schlossermeister Werner Wierich.

Foto: Max Malsch

Sie stammen aus einem Traditionsbetrieb. Wollten Sie immer Schlosser werden?
Werner Wierich: Nein, ich habe mich dazu erst kurz vor dem Abitur entschieden. Mein Vater war sehr überrascht. Er dachte, dass ich studieren wollte. Aber nach der Entscheidung war mir klar, dass ich die Lehre bei meinem Vater machen wollte, denn ich wusste, dass ich dort die beste Ausbildung bekommen würde. So kam es auch, wobei die Zeit nicht immer spannungsarm war.

Was sagte Ihr Großvater zu der Entscheidung?
Wierich: Er war damals um die 80 Jahre alt, hatte sich also längst zur Ruhe gesetzt. Aber vor lauter Freude, dass der Enkel in den Betrieb einsteigt, kam er jeden Tag energiegeladen in die Werkstatt. Er war es auch, der mir das Schmieden beigebracht hat. Denn das Schmieden und Gestalten hatte mich am meisten am Beruf interessiert.

Was lernt denn ein Schmied als erstes?
Wierich: Das Feuermachen. Es gibt ganz verschiedene Techniken und es ist eine Kunst, das Feuer zu schüren. Diese Erfahrung machen auch die Workshop-Teilnehmer. Grillerfahrung haben sie alle, aber wenn ich ihnen sage, sie sollen das Feuer schüren, schauen sie mich mit ganz großen Augen an.

Wie kamen Sie auf die Idee, Schmiedekurse anzubieten?
Wierich: Ich habe früher viel Jugendarbeit gemacht und wollte dieses Feld auch mit Jugendlichen und Erwachsenen neu erschließen. Aber mein Vater meinte, es sei zu gefährlich für Ungeübte, mit den Maschinen in der Werkstatt umzugehen. Aber ich wusste, dass ich es ausprobieren musste. 2011 war es dann soweit, da habe ich den ersten Kursus mit vier Freunden gemacht und habe sehr schönes Feedback bekommen.

Und was hat Ihr Vater gesagt?
Wierich: Er sagte 'Respekt, ich habe nicht gedacht, dass es funktioniert, aber das tut es auch nur, weil Du es so machst, wie Du es machst?. Das war für mich das größte Kompliment überhaupt.

Wer sind die Leute, die zu Ihnen kommen?
Wierich: Das sind ganz unterschiedliche Menschen, von Managern über den Bürokaufmann bis hin zum Unfallchirurgen mit Frau und Söhnen. Es gibt Männer, die sich den Workshop zum Eintritt ins Rentenalter gönnen, Schüler, die ihn zum Abschluss geschenkt bekommen. Ich hatte auch einmal eine kuriose Situation mit einem Ehepaar: Die Frau hatte ihren Mann angemeldet, es sollte eine Überraschung sein. Sie blockte den Termin in seinem Kalender. Ein paar Tage später rief mich der Mann an und meldete seine Frau an - auch das sollte eine Überraschung sein. Ich sagte nichts, er blockte den Termin im Kalender seiner Frau. Zwei Wochen später riefen beide an und erzählten unter großem Gelächter, wie sie sich gegenseitig auf die Schliche gekommen waren. Sie machten den Workshop als Paar, und es wurde für beide eine tolle Aktion.

Was erwartet die Teilnehmer?
Wierich:
Sie alle finden sich plötzlich in einem völlig fremden Rahmen wieder, brauchen die volle Konzentration, doch wenn der Funke erst übergesprungen ist, wird die Arbeit zur Meditation und Erholung für die Seele. Ich biete Vater/Sohn-Workshops an, bei denen beide jeweils ihr eigenes Messer schmieden oder Paarworkshops in denen sie eine Skulptur fertigen, die ihrer Beziehung Gestalt verleiht.

Und dann gibt es noch einen besonderen Kursus für Väter?
Wierich: Ja, ich habe als Teilnehmer Seminare bei der Männerseelsorge besucht, da kam mir die Idee, meine Messerschmiedekurse auch in diesem Rahmen anzubieten und schrieb eine Blindmail. Ich bekam auch sofort eine positive Antwort - nur Messer sollten es nicht sein. Dann haben wir gemeinsam das Konzept entwickelt, dass Väter in einem Workshop Kreuze zur Erstkommunion ihrer Kinder fertigen könnten. Die Resonanz war sehr groß, in diesem Jahr habe ich zwei Seminare gegeben, im kommenden werden es drei sein. Denn das ist ein tolles Geschenk, mit eigener Energie und Schweiß gefertigt, dass ein Kind durch das ganze Leben trägt.

Haben Sie noch weitere Ideen?
Wierich: Ich werde am Wochenende 20. und 21. November einen Workshop nur für Frauen anbieten. Darauf bin ich jetzt schon sehr gespannt, denn aus Erfahrung weiß ich, dass die Frauen erst eine Hemmschwelle überwinden müssen, um mit Stahl zu arbeiten. Doch wenn sie sie überwunden haben, werden sie in ihrer Persönlichkeit gestärkt und wie immer wird auch dieser Workshop meinem Alltag beflügeln.

Zur Person

Werner Wierich wurde am 24. Mai 1961 in Bonn geboren. Er ist Schlossermeister und Schmied.

Weitere Informationen über die Workshops, Termine und Anmeldung gibt es im Internet unter www.kunstschlosser-bonn.de. Für den Frauen-Workshop sind noch wenige Plätze frei. veh

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