Bombenfund im Neubaugebiet im "Mirecourt-Viertel" Blindgänger in Beuel entschärft

Beuel · 180 Minuten lang hat am Dienstag eine britische Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg die Menschen im Beueler Mirecourt-Viertel in Atem gehalten. Um 17.15 Uhr gab Sprengmeister Volker Lessmann Entwarnung - der Zünder war entschärft und von der Bombe abgetrennt worden.

 Im geplanten Neubaugebiet im "Mirecourt-Viertel" am Kommentalweg in Beuel wurde die Bombe gefunden.

Im geplanten Neubaugebiet im "Mirecourt-Viertel" am Kommentalweg in Beuel wurde die Bombe gefunden.

Foto: Jens Kleinert

Polizei, Feuerwehr und Ordnungsamt hoben daraufhin alle Sperrungen wieder auf. Die Menschen konnten wieder ihre Wohnungen betreten; der sich kilometerlang stauende Berufsverkehr auf der B 56 und der L 16 setzte sich wieder in Bewegung.

[kein Linktext vorhanden]Nach Angaben des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der Bezirksregierung Köln war nicht die Sprengkraft das Gefährliche an der Bombe. Vielmehr bereitete den Fachleuten ihre Seltenheit Kopfzerbrechen. "Ich entschärfe als militärischer Feuerwerker seit mehr als 25 Jahren Bomben und Granaten, aber dieses Exemplar kannte ich bislang nur aus der Fachliteratur", erklärte Lessmann kurz nach der Entschärfung.

Bei dem 125 Kilogramm schweren Metallkörper handelte es sich um eine sogenannte Blitzmarkierungsbombe. "In der Regel hat diese Leuchtmunition ihre Aufgabe erfüllt und ist explodiert. Deshalb finden wir diese Art Bombe auch so selten", sagte Lessmann.

Die Menschen in den angrenzenden Häuser nahmen den Bombenfund gelassen hin. Sie hatten die Wahl, in der Wohnung zu bleiben, aber nicht an die Fenster zu treten, oder das Haus zu verlassen und sich in sicherer Entfernung aufzuhalten. Es gab nur eine kurze Schrecksekunde, als ein Vater von der Arbeit kam und seine schlafende Tochter nicht per Telefon warnen konnte. Die Feuerwehr ließ den Mann die Straßensperre passieren. Schon kurze Zeit später lagen sich Vater und Tochter in den Armen. Beide wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, dass keine Lebensgefahr bestand.

Autofahrer, Radler und Fußgänger mussten fast 40 Minuten an Ort und Stelle verharren. Da die B 56 derzeit als Alternativroute für teilweise gesperrte A 560 gilt, war das Verkehrsaufkommen entsprechend hoch. Die Sicherheitskräfte mussten viele Fragen von Passanten beantworten. Passen mussten sie jedoch, wenn es um die am häufigsten gestellte Frage ging: "Wann geht es endlich weiter?"

Sprengmeister Lessmann berichtete auch von der Vorgeschichte: "Der Kampfmittelbeseitigungsdienst prüft derzeit das Eckgrundstück in Beuel auf Bomben und Granaten, weil es demnächst mit Wohnungen bebaut werden soll. Dabei haben unsere Sondierungsgeräte diesen Metallkörper entdeckt. Er lag 2,50 Meter tief im Boden." Gefragt, ob diese Bombe die einzige auf dem Gelände sei, antwortete Lessmann: "Das steht noch nicht fest, weil wir erst rund die Hälfte des Grundstücks untersucht haben." Heute werden die Kontrollarbeiten fortgeführt.

Die Bombe lag ungefähr dort, wo bis vor wenigen Wochen das letzte alte Wohnhaus stand. Die Familie war Ende Mai nach 16 Jahren ausgezogen.

Blitzmarkierungsbombe

Im Zweiten Weltkrieg wurde Blitzmarkierungsbomben eingesetzt, um bei nächtlichen Bombardierungen ausreichend Licht für die Zielbestimmung der Sprengbomben zu haben. Eine erste Flugzeugwelle warf Blitzmarkierungsbomben ab, die zweite Welle nutzte dann das Licht, um die Sprengbomben möglichst zielgenau abzuwerfen.

Laut Sprengmeister Volker Lessmann belegen Unterlagen der Bezirksregierung, dass auf dem Gelände in Beuel gegen Kriegsende eine Flakstellung der deutschen Wehrmacht gestanden haben soll.

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