Nachfolge-Christi-Kirche Blaue Fenster zum Meditieren

BEUEL · Ein warmes Licht herrscht im Raum, es fällt durch blau-weiße Fenster, der Blick fällt auf ein großes Holzkreuz, darunter scheint ein Schiff aus der Wand herauszufahren. In der evangelischen Nachfolge-Christi-Kirche in der Dietrich-Bonhoeffer-Straße 8 in Beuel-Süd herrscht eine warme Atmosphäre. Die beiden Schätze dieses Gotteshauses scheinen sich bestens zu verbinden.

 Erkennungsmerkmal: Der Glockenturm der Nachfolge-Christi-Kirche ragt hoch hinaus.

Erkennungsmerkmal: Der Glockenturm der Nachfolge-Christi-Kirche ragt hoch hinaus.

Foto: Max Malsch

"Das Kreuz und der himmelwärts strebende Schiffsbug sind ein Ensemble und bestehen aus Schwemmholz von der Insel Amrum. Das Holz erzählt eine bewegte Geschichte und ist mein ganz persönlicher Schatz an diesem Ort", sagt Pfarrer Christian Verwold. Das Kreuz sieht aus verschiedenen Perspektiven wie der Segelmast des Bootes aus und schlägt den Bogen zum See Genezareth, an dem sich viele biblische Geschichten ereignet haben.

"Die Linien im Holz des Kreuzes sind stärker ab- als aufsteigend. Wie Jesu Weg hinab zu den Menschen. Und im vierten Holzstück von oben steht das englische Wort ?Fish'. Das Stück gehörte wohl einmal zu einer alten Fischkiste", sagt Verwold. Und auch der Schiffsbug passt ins Bild: Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt - heißt es in einem Kirchenlied.

Geschaffen hat das Werk der Künstler Robby Gebhardt 1992/93. "Kreuz und Schiff sind für mich aus dieser Kirche nicht mehr wegzudenken", so Verwold. Die Skulptur harmoniert mit dem zweiten Schatz der Nachfolge-Christi-Kirche, den Glasfenstern des Beueler Künstlers Herm Dienz. Der verstorbene Grafiker und Maler hat ein großes Fenster auf der linken Seite der Kirche sowie gegenüberliegend ein Fensterband im oberen Teil über der Empore und in der Taufkapelle mit leuchtendem Blau geschaffen.

"Es zeigt den Weg Christi in abstrakter Weise. Im linken Feld die Herabkunft, seine Menschwerdung, dann seinen Weg zu den Menschen und seinen Zug nach Jerusalem, in die Tiefe des Leidens und des Todes am Kreuz. Aber der Himmel öffnet sich über der Tiefe", beschreibt Verwold. Es folgt die Auferstehung und im letzten Feld könnte der Künstler die Ewigkeit dargestellt haben. Kreuz und Taube im Tauffenster könnten die Taufe Jesu symbolisieren. "Aber Kunst ist ja immer eine Deutungssache", so der Pfarrer.

Etwas ganz Besonderes hat sich der Glaskünstler mit dem Lichtband über der Empore einfallen lassen. Das Buntglasfenster, bestehend aus einzelnen Feldern, ist wie ein Notenblatt mit Noten gestaltet und ergibt einen für den Protestantismus sehr bedeutsamen Choral. "Die Noten ergeben ?Eine feste Burg ist unser Gott', das Lied der Reformation schlechthin", sagt Verwold.

Es wurde geschrieben und komponiert von Martin Luther. "Das ist das ökumenische Geschenk eines katholischen Künstlers an eine evangelische Gemeinde. Ein faszinierendes Geschenk, denn es kam zu einer Zeit, als die Ökumene noch in den Kinderschuhen steckte", erklärt Pfarrer Verwold. Herm Dienz hatte die Verbundglasfenster zum Bau der Kirche Anfang der 60er Jahre geschaffen.

Das Bauwerk der Beueler Architekten H.A. Rolffs und F. Hermes wurde 1964 eingeweiht. "Buntglasfenster sind für mich ein Symbol für den Glauben. Die Wirkung entsteht durch das von hinten durchscheinende Licht, durch das ich Klarheit in die Lebensfragen bekomme und den Weg sehen kann, der vor mir liegt", so Verwold.

Und auch für die Gemeinde sind die Fenster ein besonderer Schatz. Vor rund 20 Jahren mussten sie teuer saniert werden. Doch die Gemeinde habe sich damals ganz bewusst für diesen aufwendigen Schritt entschieden. "Das Fenster hat eine besondere Bedeutung und Wirkung. Ich weiß von Leuten, dass sie im Gottesdienst im Eindruck dieses Fensters meditieren", so Pfarrer Verwold.

Nachfolge-Christi-Kirche

Die Nachfolge-Christi-Kirche wurde am 29. November 1964 nach knapp eineinhalb Jahren Bauzeit eingeweiht. Sie feiert in diesem Jahr 50-jähriges Bestehen. In der Evangelischen Kirchengemeinde Beuel gibt es vier Bezirke mit je eigener Kirche und einem Gemeindehaus.

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