Freiheit für die Sieg Bezirksregierung will Flächen für die Renaturierung kaufen

Beuel · Auch wenn es der aktuelle Dauerregen und die dadurch überfluteten Siegauen nicht so scheinen lassen: An seiner Mündung ist der natürliche Lauf des Flusses durch Begradigungen und Uferbefestigungen begrenzt.

 Nicht nur, wie aktuell, bei Dauerregen soll sich die Sieg nach den Planungen der Bezirksregierung Köln an ihrer Mündung in einem rund acht Kilometer langen Korridor zukünftig frei entfalten können.

Nicht nur, wie aktuell, bei Dauerregen soll sich die Sieg nach den Planungen der Bezirksregierung Köln an ihrer Mündung in einem rund acht Kilometer langen Korridor zukünftig frei entfalten können.

Foto: Willcke

Das möchte die Bezirksregierung Köln ändern: Auf einer Strecke von rund acht Kilometern, von denen die letzten rund 4,5 Kilometer auf der Grenze zwischen den Beueler Ortschaften Geislar und Schwarzrheindorf und dem Rhein-Sieg-Kreis liegen, bis zur Mündung in den Rhein soll eine naturnahe Auenlandschaft entstehen. Dafür sollen auch auf Bonner Stadtgebiet Grundstücke aus städtischem und privatem Eigentum gekauft werden und in den besitz des Landes NRW übergehen.

Privateigentümer sollen keine Verluste haben

Insgesamt geht es um 178 Hektar Land, die für den sogenannten Entwicklungskorridor gebraucht werden, in dem sich die Sieg in Zukunft frei entfalten kann. 48 Prozent dieser Flächen befinden sich zurzeit in kommunalem Eigentum, so die Bezirksregierung. 21,5 Hektar davon sind im Besitz der Stadt Bonn.

Generell bewerte die Stadtverwaltung das Vorhaben positiv und sei grundsätzlich bereit, über einen Verkauf zu verhandeln, heißt es in einer aktuellen Beschlussvorlage zur heutigen Sitzung der Bezirksvertretung Beuel. Allerdings bittet sie um Prüfung, ob für diese Flächen der Stadt Tauschflächen zur Verfügung gestellt werden. Zunächst geht es nur darum, generelle Bereitschaft zu signalisieren. Der Verkauf konkreter Flächen soll laut Vorlage dem Rat dann erneut zur Entscheidung vorgelegt werden.

Auch hat die Bezirksregierung Interesse an weiteren städtischen Flächen außerhalb des direkt betroffenen Korridors angemeldet. "Dabei geht es darum, die Flächenbereitstellung für die Gewässerentwicklung so zu regeln, dass die Privateigentümer hierfür keine Verluste gegen ihren Willen erleiden", sagte André Kiese von der Pressestelle der Bezirksregierung auf Anfrage.

Das könne auf verschiedene Arten erreicht werden: Entweder verkaufen die Eigentümer die im Korridor liegenden Flächen an die Flurbereinigungsbehörde. Oder es werden außerhalb des benötigten Gewässerkorridors Flächen gekauft, die dann als Austauschflächen bereitstehen "Das ist insbesondere für die landwirtschaftlichen Betriebe wichtig, die die Flächen für die zukünftige Bewirtschaftung benötigen", so Kiese. Dafür hat die Bezirksregierung eben jene städtischen Flächen außerhalb des Korridor ins Auge gefasst. Auch diese abzutreten, sieht die Stadt Bonn allerdings kritisch, weil sie selbst sie für zukünftige Kompensationsmaßnahmen auf Vorrat behalten will.

"Gewässerentwicklung Siegmündung"

Das Projekt "Gewässerentwicklung Siegmündung", das die Bezirksregierung Köln federführend betreut, ist bereits 2011 gestartet. Es soll im Rahmen des langfristig angelegten Länderprogramms "Lebendige Gewässer" erfolgen, das die ökologische Verbesserung der Gewässer und den Schutz den Grundwassers zum Ziel hat. Die künstlichen Uferbefestigungen werden gezielt in ausgewählten Abschnitten des Entwicklungskorridors entfernt. Spazierengehen, Joggen, Inlineskaten und Radfahren wird auf Wegen in der Siegaue aber auch weiter möglich sein, so die Bezirksregierung. Auch die Deiche und andere Einrichtungen des Hochwasserschutzes bleiben unangetastet.

Zurzeit läuft noch das Planfeststellungsverfahren. Im Frühjahr 2016 werden die 2014 gesammelten Einwände von Bürgern, Kommunen, Behörden und Naturschutzverbänden mit den Einwendern erörtert. Vor diesem Erörterungstermin wird ihnen eine Stellungnahme zugeschickt, kündigt die Bezirksregierung an.

Der Flächenverkauf ist Thema in der Sitzung der Bezirksvertretung Beuel, die am Mittwoch ab 17 Uhr im Rathaus, Friedrich-Breuer-Straße 65, tagt. Abschließend wird der Rat am Donnerstag, 10. Dezember, beraten.

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