Repair-Café in Beuel Zahnbürste entpuppt sich als hoffnungsloser Fall

Küdinghoven · Im Repair-Café bei Manfred Dimon bekommen Besucher fachmännische Hilfe bei schwächelnden Haushaltsgeräten. Die Wartezeit vertreiben sie sich bei Kaffee und Kuchen.

In ihre Einzelteile zerlegt liegt sie da, unter der Lupenlampe und dem besorgten Blick ihrer Besitzerin. Glenn Reintsma operiert am offenen Akku von Monikas elektrischer Zahnbürste und erklärt dabei stets seine Vorgehensweise. Das schwächelnde Elektrogerät ist eines von zahlreichen Patienten, darunter auch Fahrräder, derer sich am Samstag im Atelier des Künstlers Manfred Dimon an der Königswinterer Straße 247 angenommen wurde. Alle paar Wochen wird der Farbraum zur Werkstatt mit didaktischem Anspruch bei Kaffee und Kuchen – dem „Repair-Café“.

Während sich Monikas Zahnbürste als hoffnungsloser Fall entpuppt und Glenn im Internet nach Ersatzteilen googelt, jubeln Gu-drun und Frank über ein leuchtendes Lämpchen am Wasserkocher. „Ich füll' schnell Wasser ein“, sagt Gudrun und nimmt das Gerät mit hinaus, vorbei am Sofa mit den Wartenden, die einen Toaster auf dem Schoß haben oder zu deren Füßen eine Nähmaschine steht, und hinein in die angrenzende Küche.

Manfred Dimons Atelier befindet sich genau wie die Praxis seiner Frau, einer Therapeutin, im Wohnhaus der Familie. Michiko Park kümmert sich heute um das „Café“ in „Repair-Café“. Gespannt schließt Gudrun den gefüllten Wasserkocher an den Strom an, Frank taucht die Finger ins Wasser und vermeldet Erfolg! Es fängt an zu dampfen, schließlich brodelt es fröhlich, und brodelt... „Jetzt schaltet es sich nicht mehr aus“, stellt Gudrun fest und muss lachen.

Heißlaufende Receiver und wacklige Kleiderständer

„Manchmal kommt man da von Hölzchen auf Stöckchen“, sagt Frank Bartscht, der beruflich Musikinstrumente baut. Sehnsüchtig schaut er auf einen wackeligen Kleiderständer und eine Tiffany-Lampe, bei der das Glasmosaik leicht verschoben ist. „Jeder von uns hat hier seine Vorlieben. Ich mach' gerne so exotische Sachen wie Kuckucksuhren und habe nicht so viel Spaß an elektronischen Kleingeräten.“ Nichtsdestotrotz – der Wasserkocher tut's wieder – nur: Gudrun darf in Zukunft nicht vergessen, den Stecker zu ziehen.

Michael Peter Steffen hat seinen 25 Jahre alten Hifi-Receiver dabei, der neuerdings ziemlich heiß läuft und anfängt zu stinken. Bis sein Sorgenkind an der Reihe ist, überbrückt er die Wartezeit damit, andere Behandlungen zu beobachten. „Mir gefällt das Konzept. Es stärkt die Nachbarschaft, ist ressourcenschonend und man bekommt die Möglichkeit, Kompetenzen auszutauschen.“

Während Frank Bartscht Kupferband verzinnt und die Glasmosaike der Lampe zusammenschiebt, zischt und brummt Günther Miklitz' Kaffeevollautomat. „Zuhause hat es wirklich nicht funktioniert“, beteuert er. „Die Maschine hat fünf Jahre unbenutzt rumgestanden. Meine Familie meinte, da ist nichts mehr zu machen.“ Im „Repair-Café“ hat er sie ohne professionelle Hilfe wieder ans Laufen gebracht. Nötig war nur ein klein wenig Geduld.

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