Gespräch am Wochenende "Wir sind eine recht temperamentvolle Truppe"

Pützchen · Die Fidelen Reisetanten in Pützchen sind eine lustige Wievertruppe. Sie feiern dieses Jahr ihr 90-jähriges Bestehen. Leif Kubik sprach mit der Führungsriege über Kostüme, Sketche und karnevalistische Traditionen in unserer Zeit.

 Haben viel Spaß beim Schneidern der Eislawinen-Kostüme: Silvia Kluth, Martina Déus, Heike Arnold-Fußhöller und Beatrice Bowe.

Haben viel Spaß beim Schneidern der Eislawinen-Kostüme: Silvia Kluth, Martina Déus, Heike Arnold-Fußhöller und Beatrice Bowe.

Foto: Leif KMubiok

Das frostige Motto verträgt sich ja nicht unbedingt mit dem fröhlichen Karneval. War es Ihnen in den letzten Jahren dann doch manchmal zu heiß?

Silvia Kluth: (lacht) Nein, das ganz bestimmt nicht. Wir sind eine recht temperamentvolle Truppe – behaupten jedenfalls unsere Männer – und ich bin sicher, dass es auch mit uns als Eislawinen alles andere als frostig wird.

Heike Arnold-Fußhöller: Da bin ich mir ebenfalls ganz sicher. Wir haben auch eher an Après-Ski und Hüttengaudi gedacht, als wir unser Motto entwickelt haben.

Erst vor Kurzem hat ja Ihre Nachfolgerin Silvia Kluth von Ihnen den Staffelstab als Präsidentin übernommen. Hatten Sie keine Lust mehr?

Arnold-Fußhöller: Aber sicher habe ich noch Lust auf Karneval! Die Reisetanten sind außerdem ein wirklich ganz besonderes Damenkomitee, dem man eigentlich für immer verfallen ist. Ich wollte aber auch karnevalistisch ein bisschen kürzer treten. Außerdem lebt das Brauchtum ja von der kontinuierlichen Erneuerung. Ich bin jetzt 35 Jahre Reisetante und habe das Komitee 15 Jahre lang geleitet – nun freue mich, wieder etwas mehr zu feiern anstatt zu organisieren.

So ganz scheinen Sie aber trotzdem nicht loslassen zu können. Zumindest sieht das hier alles stark nach Teamwork aus.

Beatrice Bowe-Stodollik: Das war schon immer so. Silvia hat jetzt den Hut auf, Heike berät uns mit wertvollen Tipps, ich kümmere mich um die Öffentlichkeitsarbeit und Martina um die Ausstattung. So sieht das zumindest unsere offizielle Aufgabenverteilung vor. Wie Sie sehen, nähen wir trotzdem die Kostüme gemeinsam und besprechen dabei auch die Abläufe in der Sitzung.

Martina Déus: Und dabei entstehen aus Spaß oder kleinen Frotzeleien die besten Ideen – sowohl bei den Kostümen als auch für Pointen auf der Bühne. Ich bin ja offiziell für das Dekoteam zuständig und habe sicher keinen schlechten Geschmack. Ohne den Austausch mit den anderen Reisetanten wären aber viele schöne Ideen sicher niemals entstanden.

Machen Sie denn eigentlich alles selber? Kostüme und Bühnenbilder sehen ja recht professionell aus.

Bowe-Stodollik: Den Bühnenbau machen unsere Männer, da sind wir ganz Dame! Aber im Ernst: Wir sind ja gar nicht so viele, und eine Sitzung auf die Beine zu stellen, macht ganz schön Arbeit. Wenn der Partner da nicht mitspielt, wird es ganz schnell eng. Außer den Kostümen, die wir hier gerade nähen, gilt es jedes Jahr ein großes Bühnenbild mit acht festen Motiven zu realisieren, das Programm zu schreiben, die Musikauswahl zu planen, den Saal zu schmücken, das Catering zu organisieren, und, und, und ...

Arnold-Fußhöller: Und das alles, damit es dann später so aussieht, als ob alles völlig entspannt und mühelos sei. Das ist, glaube ich, die eigentliche Kunst.

Déus: Genau! Und ich glaube, dass wir das unter anderem so gut hinkriegen, weil wir auch altersmäßig ganz bunt gemischt sind: Das reicht im wahrsten Sinne von 18 bis 80 Jahren. Und das spürt dann auch das Publikum.

Der Karneval scheint ja nichts von seiner Attraktivität einzubüßen: Gerade war wieder zu lesen, dass die Vereine einen regelrechten Boom verzeichnen.

Kluth: Von Boom würde ich nicht gleich reden. Wir haben aber zurzeit keine Probleme mit dem Nachwuchs. Ich denke, ein Verein wie unserer kann ja auch nur deshalb seinen 90. Geburtstag feiern, weil wir uns ständig erneuern und die Jungen merken, wie viel Spaß es macht, die Tradition der Beueler Weiberfastnacht hochzuhalten.

Die traditionelle Wieversitzung des Damenkomitees Fidele Reisetanten findet am Weiberfastnacht ab 14 Uhr (Programm beginnt um 16 Uhr) im Pfarrzentrum Pützchen statt. Es ist übrigens mittlerweile die einzige an diesem besonderen Tag des Beueler Wieverfastelovends . Karten gibt es übrigens schon seit Wochen nicht mehr. Die Veranstaltung ist restlos ausverkauft.

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