Sommertheater im Heimatmuseum Wie ein Fest am Hofe des Theseus

BEUEL · Der Heimatverein, die Brotfabrik und die Alanus Hochschule Alfter inszenieren den Sommernachtstraum von William Shakespeare. Als Bühne musste das Heimatmuseum ersatzweise einspringen.

 Geben alles für den richtigen Ausdruck: Die Studenten der Alanus Hochschule Alfter bei den Proben.

Geben alles für den richtigen Ausdruck: Die Studenten der Alanus Hochschule Alfter bei den Proben.

Foto: Max Malsch

„So widersprüchlich, wie es sich zunächst anhört, ist es gar nicht: Sowohl als Soldat als auch als Schauspieler braucht man viel Disziplin“, findet Christian Haupt. Der 27-jährige ehemalige Zeitsoldat wird ab kommendem Dienstag als Theseus auf der Bühne im Innenhof des Beueler Heimatmuseums stehen.

Die insgesamt zehn Aufführungen sind in jeder Hinsicht eine Premiere: „Zum ersten Mal werden wir den Innenhof unseres Museums als Freilichtbühne für eine Theatervorstellung nutzen“, erläuterte der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins Volker Engel bei der Vorstellung des Projekts am Dienstagmorgen. Und auch die Zusammenarbeit hat es in dieser Form noch nicht gegeben: Die Brotfa-brik sorgt für die Technik und Organisationsleitung, der Heimatverein für den Aufführungsort und die Darbietung des Shakespeare–Klassikers übernehmen Schauspielstudenten des zweiten Studienjahres der Alanus Hochschule Alfter.

„Die Premiere ist zugleich auch die Vordiplomprüfung“, erläuterte Regisseur René Harder. Um den Fachgebietsleiter und Professor für Schauspiel hat sich eine hochkarätige Gruppe formiert, um gemeinsam mit den Studenten Shakespeares Meisterwerk zu interpretieren: Mit dabei sind die Kölner Choreografin Ilona Pasthy, der musikalische Leiter Dominik Schiefner, der zuletzt den erfolgreichen Volxlieder-Abend „Singen ums Verrecken“ auf die Bühne gebracht hat sowie der langjährige Stuntkoordinator der Karl-May-Spiele in Bad Segeberg Steve Szigety. Claus Overkamp, Leiter des mehrfach prämierten Theaters Marabu, übernimmt die dramaturgische Arbeit und Hedda Ladwig, die bereits für zahlreiche Theater der Region, unter anderem das Schauspiel und die Oper Köln, gearbeitet hat, ist zuständig für Kostüme und Bühne. Was macht mehr Spaß, als andere leiden zu sehen? Im Theater nichts, findet die Truppe. Vor allem, wenn es sich um eine Komödie handelt.

Die Bonner Inszenierung interpretiert den Klassiker von William Shakespeare wie ein Fest am Hofe des Theseus: Die turbulente Geschichte ist hier nicht reines Sprechtheater, es wird, wie es sich für eine Feier gehört, auch getanzt und gesungen. Da passt der Spielort perfekt: Der recht enge Innenhof des Museums biete mit seiner gleichzeitigen Offenheit zur Nachbarschaft eine große Nähe zu den originalen Spielbedingungen der Shakespearezeit, finden die Veranstalter. „Das war eigentlich Glück im Unglück“, meint Brotfabrik-Chef Jürgen Becker. „Da wir nicht – wie ursprünglich geplant – auf dem Gelände der Ermekeilkaserne spielen konnten, waren wir umso erfreuter, dass die kurzfristig gefundene Ausweichspielstätte so gut passt.“

Und mit der Beschränkung der Zuschauerzahl auf etwa 70 Plätze pro Vorstellung könne man leben, sind sich Becker und Engel einig. Obwohl es sich um eine Prüfung handelt, wirken die Schauspielstudenten kaum nervös: „Ein bisschen Anspannung ist aber ganz normal – man versucht ja schließlich auf der Bühne immer sein Bestes zu geben“, denkt Alessandro Grossi. Der 20-Jährige ist gleich in einer Doppelrolle zu sehen: Mit einem Bart verwandelt er sich blitzschnell von der Hermia in deren Vater Egeus. „Ich kenne solche Parental-Konflikte teilweise aus meiner eigenen Familie“, so der junge Mann.

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