100 Jahre NaturFreunde Bonn Weit mehr als ein Wanderverein

BEUEL · 1913 war ein deutsches Schicksalsjahr, die Not war groß, die Wirtschaft am Boden. Es war aber auch ein Jahr, das die Tür zur Moderne aufstieß. Es herrschte Aufbruchstimmung, und es wurden neue Ideale formuliert. So auch im Volkshaus in der Sandkaule in Bonn: Dort trafen sich 1913 zum ersten Mal Freunde der Natur, um die Ortsgruppe der NaturFreunde Bonn zu gründen.

 Spiele für die Jüngsten: Bis heute steht die Vermittlung des Naturschutzgedankens schon in frühester Kindheit im Vordergrund.

Spiele für die Jüngsten: Bis heute steht die Vermittlung des Naturschutzgedankens schon in frühester Kindheit im Vordergrund.

Foto: Privat

"In den Anfängen standen Wandern und Reisen im Vordergrund der Aktivitäten. Man erlebte, dass gemeinsames Wandern und Reisen die Solidarität fördert, das Wissen erweitert und der Gesundheit diente", sagt Paul Raths, heute Vorsitzender der NaturFreunde Bonn mit ihrem Sitz in Beuel.

Die Gründung liegt nun 100 Jahre zurück - das ist für den Verband Anlass, ein Fest zu feiern. Für Samstag, 28. September, laden die NaturFreunde ab 17 Uhr ins Zeughaus der Beueler Stadtsoldaten, Rheinaustraße 129, zu einem Programm mit Musik und Vorträgen ein.

Die NaturFreunde blicken auf eine bewegte Geschichte zurück. Der Verein war von seiner Gründung an mehr als nur ein Wanderverein. Mit dem Gruß "Berg frei" war ein gesellschaftspolitisches Programm verbunden, soziale Anliegen wurden mit Umwelt- und Naturschutzgedanken verknüpft. Der Verband wollte den arbeitenden Menschen in den Städten freien Zugang zur Natur erschließen und kämpfte deshalb gegen Wegeverbote der Großgrundbesitzer, aber auch der Wander-, Bergsteiger- und Sportvereine, die den Arbeitern die Mitgliedschaft verwehrten.

1895 schlossen sich die ersten NaturFreunde zusammen. Heute hat die NaturFreunde-Bewegung weltweit mehr als 500.000 Mitglieder in 21 Ländern. "Wir Naturfreunde kämpfen seit unserer Gründung für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen, haben uns schon 1963 für den Ausstieg aus der Atomkraft eingesetzt und verstehen uns heute als Verband für Nachhaltigkeit", sagt Michael Müller.

Der Bundesvorsitzende der NaturFreunde Deutschlands betont: "Wir sind davon überzeugt, dass nur die Verbindung von sozialer und ökologischer Gerechtigkeit zu einem guten Leben für alle führt. In diesem Sinne sind wir ein politischer Verband mit zahlreichen Angeboten, die auch eine gute Freizeitkultur ermöglichen." Dafür setzen sich heute Ehrenamtler in 630 Ortsgruppen ein.

"Ein ganz besonderes Beispiel dafür ist sicherlich der NaturFreunde-Garten der Ortsgruppe Bonn, wo insbesondere junge Menschen nicht nur einen Zugang zur Natur, sondern auch eine soziale Heimat finden können. Das ist NaturFreunde-Arbeit im besten Sinne, die wir auch für den nächsten 100 Jahren noch brauchen", lobt Müller das Engagement der Bonner.

Früher hatte der Verband mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen. "1933 werden die NaturFreunde verboten, ihr Vermögen beschlagnahmt, ihre Mitglieder verfolgt", beschreibt Paul Raths die Nazi-Zeit. 1945 beginnt der Neubeginn. In den 50er und 60er Jahren steigen die Mitgliederzahlen in Bonn. Es entstehen eine Volkstanz- und eine Musikgruppe, eine Bergsteiger- sowie eine Kinder- und Jugendgruppe.

"Ab den 70er Jahren bis heute nimmt das gesellschaftliche Engagement zu: bei Ostermärschen und anderen Aktionen der Friedensbewegung, gegen alte und neue Nazis", berichtet Raths. Bis heute engagieren sich die NaturFreunde für soziale Gerechtigkeit und den sozial-ökologischen sowie den Ausstieg aus der Atomenergie.

Die 100-Jahr-Feier beginnt am Samstag, 28. September um 17 Uhr im Zeughaus der Beueler Stadtsoldaten, Rheinaustraße 129. Mit dabei sind der Chor d´acchord bonn, Rotpoetin Sofie Lehmann. Auch gemeinsames Singen mit den Fäustels und Bohnsacks sowie Rap mit Puja Samsani und vieles mehr stehen auf dem Programm.

Weitere Informationen unter www.naturfreundebonn.de

Die NaturFreunde Deutschlands

Die NaturFreunde Deutschlands sind ein sozial-ökologischer und gesellschaftspolitisch aktiver Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur. Rund 75.000 Mitglieder engagieren sich in 630 Ortsgruppen für die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft. Der Verband wurde 1895 in Wien von österreichischen Sozialisten gegründet. Ihm gehören heute etwa 500.000 Mitglieder in 21 Ländern an. Bekannt sind die NaturFreunde auch durch die knapp 1000 Naturfreundehäuser, von denen mehr als 400 in Deutschland stehen.

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