Aktive Flüchtlingshilfe in Beuel Weihnachten hilft bei der Integration

BEUEL · Mit viel Engagement setzen sich die Beueler Gemeinden für Flüchtlinge ein. Wer aus einem völlig anderen Kulturkreis stammt, der muss sich oft erst mit der hiesigen Kultur und den Bräuchen vertraut machen. Die Weihnachtszeit scheint dazu gute Voraussetzungen zu bieten.

 Der fünfjährige Hogen und seine drei- und vierjährigen Schwestern Servin und Helin freuen sich über die vorgezogene Bescherung.

Der fünfjährige Hogen und seine drei- und vierjährigen Schwestern Servin und Helin freuen sich über die vorgezogene Bescherung.

Foto: Leif Kubik

„Oh, da ist der Nikolaus“, meinte Jawid Mohammadi, als er den Kölner Weihbischof Ansgar Puff am Rande einer Veranstaltung begegnete. Eine lustige Anekdote mag man zunächst denken und sich über die Unwissenheit des Afghanen amüsieren. „Stellen Sie sich vor, Sie hätten unter widrigster Bedingungen aus Ihrer Heimat fliehen müssen und fänden sich plötzlich in einem fremden Land wieder“, zeigte sich aber Sonja Kressa nachdenklich, nachdem sie den jungen Mann über seinen Irrtum aufgeklärt hatte.

Die Flüchtlingskoordinatorin des katholischen Seelsorgebereichs „Zwischen Rhein und Ennert“ musste zwar selbst schmunzeln, aber die kleine Geschichte habe sie weiter beschäftigt, weil sie zeige, dass viele für uns selbstverständliche Dinge für viele Flüchtlinge alles andere als vertraut seien.

Wer aus einem völlig anderen Kulturkreis stammt, der muss sich oft erst mit der hiesigen Kultur und den Bräuchen vertraut machen und die Weihnachtszeit scheint dazu nicht die schlechtesten Voraussetzungen zu bieten: „Ja, ist denn schon Weihnachten?“, konnte man sich fragen, als Kressa mit Geschenken bepackt bei Aiman Alhassan und seiner Frau Linda Khelef in Oberkassel klingelte. Servin und Helin, die drei- und vierjährigen Töchter des irakischen Paares, freuten sich riesig über einen Puppenwagen, während ihr fünfjähriger Bruder Hogen freudestrahlend ein Lego-Auto auspackte.

Die Gemeinde hat das Fest nämlich auch ganz bewusst bei ihrer Flüchtlingsarbeit eingesetzt und das Prinzip „Wunschbaum“ zur Hilfestellung genutzt: „Wir haben die Flüchtlinge gebeten, uns einen Wunsch zu nennen, der sich mit rund 20 Euro erfüllen lässt“, erklärte Kressa die Aktion. „Die Ergebnisse haben wir anonymisiert in kleinen Briefumschlägen an Tannenzweige gehängt und diese dann in unseren drei Kirchen Heilig Kreuz, Sankt Cäcilia und Sankt Gallus aufgestellt.“ Die Hilfsbereitschaft der Gemeindemitglieder ist offenbar noch ungebrochen, denn so gut wie alle Wünsche ließen sich realisieren.

„Wir waren mit ein paar Freunden zusammen auf dem Weihnachtsmarkt und haben uns umgesehen – die Atmosphäre ist einfach sehr schön und friedlich“, zeigte sich auch Qais Ziaey beeindruckt. Und wer keinen Alkohol trinke, der müsse ja keinen Glühwein bestellen und sei mit einer alkoholfreien Variante oder einem Kakao bestens bedient. Klammere man die religiöse Komponente einmal aus und reduziere die höchsten christlichen Feiertage auf ihren ethischen Wesenskern – das Prinzip der Nächstenliebe und des füreinander Daseins – eigne sich das Fest wunderbar als Integrationsmittel, so Kressa.

„Auch in meiner afghanischen Heimat gibt es ein Fest, bei dem wir uns beschenken“, erzählt Ziaey weiter. Er finde den Brauch sehr schön und sei sehr dankbar für die Unterstützung. Er hoffe, eines Tages etwas zurückgeben zu können.

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