Monika Hachtel zur Bedeutung der Biotop-Pflege in Beuel Weidenäste eignen sich gut für Zaunbau

Die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft ist das gesamte Jahr über im Stadtbezirk Beuel aktiv und kümmert sich vor allem um die Landschaftsräume Siegaue und Ennert. Derzeit schneiden die Mitarbeiter die alten Kopfweiden im Naturschutzgebiet Siegaue zurück. Mit dem GA sprach Diplom-Biologin Monika Hachtel über die Bedeutung der Biotoppflege und die ökologischen Besonderheiten im rechtsrheinischen Stadtgebiet.

 Gerrit Klosterhuis, Mitarbeiter der Biologischen Station, stutzt mit einer Motorsäge die Austriebe der Kopfweiden im Naturschutzgebiet Siegaue.

Gerrit Klosterhuis, Mitarbeiter der Biologischen Station, stutzt mit einer Motorsäge die Austriebe der Kopfweiden im Naturschutzgebiet Siegaue.

Foto: Max Malsch

Wie oft müssen die Kopfweiden zurückgeschnitten werden?
Monika Hachtel: In der Regel schneiden wir jeden Baum alle zwei bis drei Jahre zurück. Längere Pausen würden dazu führen, dass die Äste zu schwer werden und die Bäume dann auseinanderbrechen. Wir sind aber jedes Jahr im Februar in der Siegaue tätig und bearbeiten immer nur einen Teil des Bestands.

Wie viele Kopfweiden gibt es in der Siegaue?
Hachtel: Etwa 200 Stück, die teilweise älter als 60 Jahre sind. Diese Kulturform wurde früher holzwirtschaftlich zum Flechten von Körben und Besen genutzt. Heute werden die Äste der Kopfweiden wegen ihrer Biegsamkeit von Gartenfreunden und Bastlern geschätzt, weil man daraus sehr gut Zäune, Beetumrandungen und Zelte bauen kann.

Welche Arbeiten in der Natur fallen für Sie so früh im Jahr sonst noch an?
Hachtel: Unsere Mitarbeiter bauen derzeit an der Oberkasseler Straße und an der Burghofstraße in Oberholtorf Amphibienschutzzäune auf. Sobald die Nachttemperaturen mindestens sechs Grad Celsius betragen, wandern bis zu 1000 Kröten aus dem Ankerbachtal zum Dornheckensee, um dort zu laichen. Die meisten Amphibien laichen nur einmal in ihrem Leben.

Welche Amphibienart kommt im Ennert besonders selten vor?
Hachtel: Die Gelbbauchunke zum Beispiel. Sie wird nach ihrer Winterstarre wieder ab Mitte April aktiv und legt ihren Laich in kleinen Tümpeln ab. Weil diese Tierart für diese Region bedeutend, aber vom Aussterben bedroht ist, hat das Land Nordrhein-Westfalen die Biologische Station mit dem Monitoring beauftragt. Wir zählen den Bestand und kontrollieren, ob es Nachwuchs gibt.

Kann man als Wanderer diese Unken sehen?
Hachtel: Eher nicht. Die Biologische Station bietet aber am 11. März und am 16. April zwei Amphibienwanderungen im Ennert an. Auf unserer Internetseite kann man sich für diese Exkursionen anmelden.

Kümmern Sie sich auch um seltene Pflanzen?
Hachtel: Ja. Ab Mitte Mai blühen zwei Orchideenarten im Naturschutzgebiet Feuchtwiesen Kohlkaul: das Breitblättrige und das Gefleckte Knabenkraut. Im rechtsrheinischen Stadtgebiet ist dort der einzige Standort dieser gefährdeten Arten. Wir beobachten den Lebensraum schon lange, der Bestand entwickelt sich gut.

Warum rufen Sie alljährlich ehrenamtliche Helfer zum Freischneiden der Basaltmauern an den Oberkasselern Bahngleisen auf?
Hachtel: Dort leben in den Nischen der Basaltmauern wärmeliebende Mauereidechsen. Zwischen April und August zählen wir den Bestand dieser gefährdeten Tierart. Um das Vorkommen zu erhalten, müssen die Mauern entbuscht werden. Mauereidechsen haben in Bonn und in der Eifel ihre nördlichsten Verbreitungsstandorte.

Wie entwickelt sich das Apfelsaftprojekt der Biologischen Station?
Hachtel: Sehr gut. Im Herbst 2015 haben wir auf unseren Streuobstwiesen in der Siegaue und einigen anderen Flächen insgesamt 6,5 Tonnen Äpfel gesammelt und daraus 4000 Liter Apfelsaft gepresst. Dazu kommt immer eine mobile Apfelsaftpresse auf den Hof der Biologischen Station in Dransdorf. Der Saft wird teilweise verkauft.

Gibt es weitere Besonderheiten in Beuel?
Hachtel: Auf der rechten Rheinseite gibt es mehrere ökologisch wertvolle Wiesen. Zum Beispiel die Magerwiese am Rauchlochweg in Oberkassel oberhalb der Bundesstraße 42. Dort wachsen unter anderem Thymian und Wilder Majoran. Wir mähen diese Wiese nur zweimal im Jahr, um dort die Vielfalt an Schmetterlingen und anderen Insekten zu bewahren. Und dann gibt es noch die Pützchens Wiesen am Ennerthang. Dort auf den Feuchtwiesen trifft man ab Mitte Juli seltene Falter wie den Dunklen Moorbläuling an.

Und mit was beschäftigt sich die Biologische Station in den dunklen Winterwochen?
Hachtel: Im November und Dezember schreiben wir für Kommunen, Kreise und das Land die bei uns in Auftrag gegebenen Berichte und Gutachten.

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