Konzert von "One Ok rock" Warten auf die Helden aus Japan

BEUEL · Seit Dienstagabend ist Jürgen Harder nicht nur Pächter des Brückenforums, sondern in gewisser Weise auch Herbergsvater. Denn an jenem Tag kamen die ersten Fans an für das Konzert der japanischen Band "One Ok Rock", die am Donnerstagabend im Brückenforum vor ausverkauftem Haus spielten.

 Ausgerüstet mit Schlafsäcken und Wärmedecken warten die Fans auf das Konzert von "One Ok Rock" vor dem Brückenforum.

Ausgerüstet mit Schlafsäcken und Wärmedecken warten die Fans auf das Konzert von "One Ok Rock" vor dem Brückenforum.

Foto: Max Malsch

Und da die Hardcore-Fans nicht die Absicht hatten, ihre Pole-Position aufzugeben, sprich in einem Hotel zu übernachten, ließ Harder sie herein. "Ich hatte Mitleid, denn draußen tobte ein Sturm samt Wolkenbruch", erzählt Harder. Im Gegenzug gab es für den Gastgeber Rotwein und Schokolade.

Bunte Haare, wilde Kleidung und Musik: Ein wenig erinnern die Fans, wie sie vor dem Haupteingang des Brückenforums campieren, an Punks. Doch statt Alkohol stehen Energydrinks vor den jungen Frauen aus Thüringen, Karlsruhe und Wuppertal.

Und statt Pizza gibt's Nahrung aus dem Land ihrer Helden. "Das sind Onigiri, gefüllte Reisbällchen", klärt Lisa aus Duisburg auf. Unter ihrem Namen kennt sie in der Gruppe aber keiner. "Wir haben alle Spitznamen, ich bin Rumi", meint sie.

Zur japanischen Musik sind fast alle der rund 50 Fans, die schon Tage, mindestens aber Stunden vor Konzertbeginn da sind, über Animes (Zeichentrickfilme) oder Mangas (Comics) gekommen. Bei Rumi, die neben rosafarbenen Haaren viele japanische Schriftzeichen-Tattoos hat, war es die TV-Serie "Sailor Moon", die sie vor mehr als 14 Jahren auf den Geschmack brachte. "Die Band One Ok Rock kenne ich erst seit fünf Jahren", so die 20-Jährige.

Gegründet wurde die Band, die laut Veranstalter Alternative Rock spielt, 2005. In Japan sind Sänger Taka (25), Bassist Ryota (24), Gitarrist Toru (24) und Schlagzeuger Tomoya (26) echte Stars mit Konzerten vor 25 000 Fans. In Beuel werden sich die vier Jungs mit 1300 Zuhörern begnügen müssen.

Aber schließlich sind sie auch auf ihrer ersten Europatournee. Dass gerade das Brückenforum ihre einzige Station in Deutschland ist, kann Harder erklären: "Wir sind auch Gastgeber für das Sonderkonzert bei der Messe Animagic." Daran erinnerte sich jetzt der Kölner Veranstalter "Weird World".

Binnen Stunden war das Konzert ausverkauft. "Der Auftritt hat sich über Facebook rumgesprochen", sagt Lena "San" (26) aus Bonn, die ganz klar Heimvorteil hat. Die Tickets kosteten 22 Euro. Nicht übermäßig viel, aber die Masse an japanischen Bands und damit Konzertbesuchen macht's. "Ich bin chronisch pleite", gibt Carola "Caro" (17) aus Köln zu. Mit Babysitten, Schichtarbeit oder Blutspenden verdienen sich die meisten etwas dazu.

Die Leidenschaft des Nachwuchses tolerieren die Eltern überwiegend. "Mein Vater sieht das Ganze aber schon kritisch", erzählt Leonie "Kuzo" aus Dortmund. Das mag auch an ihrem regenbogenfarbenen Outfit samt gelb-grünen Haaren liegen.

Wer glaubt, er habe Freaks vor sich, wird schnell eines Besseren belehrt. Viele machen Urlaub in Japan, begeistern sich für die Kultur und lernen die Sprache. Rebekka "Beki" aus Mönchengladbach studiert das Fach sogar und übt im Brückenforum fleißig Schriftzeichen. "Sagen kann ich aber noch nicht viel", gesteht die 21-Jährige.

Neben ihr findet sich der bislang einzige Quotenmann. "Ich weiß aber, dass noch ein paar Jungs kommen", sagt Dirk "Kau" (22) aus Gelsenkirchen. Auch wenn das Metier eher frauenbesetzt sei, mag er die Musik, die für ihn an die Band Linkin Park angelehnt ist. Kreischen und Weinen, wie seine Begleiterinnen, werde er beim Konzert aber nicht.

Die Band

"One Ok Rock" wurde 2005 in Japan gegründet und spielte zunächst in fünfköpfiger Besetzung, jetzt zu viert. Der Name leitet sich davon ab, dass sie früher samstags um 13 Uhr (one o' clock) probten. Da das "l" für Japaner schwer auszusprechen ist, wandelten die Jungs es in ein "k" und ein "r" um. Laut Konzertveranstalter gehört die Band einer japanischen Firma, bei der sämtliche Rechte liegen. So durfte der GA Donnerstagabend kein Foto vom Auftritt machen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort