Bonner Freiwilligenagentur Viele Bürger bieten ihre Hilfe an

Beuel · Die Freiwilligenagentur im Beueler Rathaus ist Plattform für Organisationen und Helfer. Auf der einen Seite stehen rund 200 gemeinnützige Organisatoren, die nach Unterstützern suchen, auf der anderen Seite Bürger, die helfen wollen.

 Tanja Heine und Andreas Killmann packen's an: Groß ist das Team der Freiwilligenagentur im Vergleich zur Nachfrage nicht.

Tanja Heine und Andreas Killmann packen's an: Groß ist das Team der Freiwilligenagentur im Vergleich zur Nachfrage nicht.

Foto: Max Malsch

Ab sofort ist die Freiwilligenagentur Bonn mit Sitz im Beueler Rathaus wieder dienstbereit. Zwei Tage war der Betrieb lahmgelegt. Aus triftigem Grund. Die Abteilung ist innerhalb des Hauses von der etwas abgelegenen vierten Etage in die prominentere erste Etage umgezogen.

Eine der letzten Besucherinnen, bevor Büromaterial, Akten und Informationsbroschüren in rund 100 Umzugskartons verpackt wurden, war eine Studentin aus China. Sie will sich für die verbleibenden zwei Monate in Bonn sozial engagieren und wandte sich an die Freiwilligenagentur.

Deren Leiterin Tanja Heine hat die junge Frau beraten. „Weil ihr Zeitrahmen begrenzt ist, kommt für sie ein Engagement, bei dem engere persönliche Bindungen entstehen, nicht infrage. Sie hat sich für die Mitarbeit am Weihnachtsmarktstand einer sozialen Einrichtung entschieden.“

Rund 40 Bürger nehmen jeden Monat die Beratung der Freiwilligenagentur in Anspruch. Weitaus mehr, rund 2700 pro Monat, informieren sich zuvor auf www. freiwilligenagentur-bonn.de. „Eine Stadt lebt von diesem Engagement. Viele Bonner sind dazu bereit oder tun es bereits. Unter dem Dach des Amtes für Wohnen und Soziales ist auch das Thema bürgerschaftliches Engagement angesiedelt. Das Herzstück ist die Freiwilligenagentur“, erläutert Sachgebietsleiter Andreas Killmann.

2200 Freiwillige vermittelt

Auf der einen Seite stehen rund 200 gemeinnützige Organisatoren, die nach Unterstützern suchen, auf der anderen Seite Bürger, die helfen wollen. In den vergangenen zehn Jahren seit Gründung der Agentur wurden rund 2200 Freiwillige vermittelt. Besonders große Nachfrage entstand im vergangenen Jahr durch die Flüchtlingshilfe.

Einerseits entlastet die Freiwilligenagentur gemeinnützige Vereine, indem sie ihnen die zeitintensive Suche nach ehrenamtlichen Helfern abnimmt. Andererseits werden mit den Freiwilligen in persönlicher Beratung die möglichen Einsatzgebiete abgesteckt. Abgefragt wird das Zeitbudget, die Zielgruppe für das Engagement wie etwa Patenschaft, Café oder Kindergarten und auch, ob man lieber in der Gruppe oder allein arbeitet.

Dann erst wird der Kontakt zu einer entsprechenden Organisation hergestellt. „Keinesfalls darf freiwilliges Engagement zulasten eines Arbeitsplatzes gehen“, erläutert Tanja Heine. Anfragen wie etwa „ehrenamtliche Putzhilfe für Umkleideräume gesucht“ werden sofort herausgefiltert.

Freilich macht die Abstimmung im Detail auch die Erfüllung ungewöhnlicher Wünsche möglich. „Im vergangenen Jahr wurde eine Musikgruppe gesucht, die Menschen mit Behinderung im Karnevalszug begleiten sollte – und gefunden“, erinnert sich Heine.

Freiwillige sind im Schnitt zwischen 20 und 40 Jahre

Deutlich zugenommen haben Anfragen von Gruppen, die sich engagieren möchten. Das Agenturteam hat bereits darauf reagiert und die Datenbank entsprechend erweitert. Charity-Days in Unternehmen entwickeln sich zu einem Teil der Unternehmenskultur. Päckchenpacken für Obdachlose, Standbetreuung bei einer Veranstaltung: das Angebot kann in der Vorweihnachtszeit gar nicht groß genug sein.

Im Durchschnitt sind die Freiwilligen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. „Viele Berufstätige gehören dazu“, sagt Tanja Heine. „Denen zolle ich besonderen Respekt, dass sie sich von der wenigen Freizeit noch etwas abknapsen.“ Wer möchte, bekommt einen Tätigkeits- oder Engagementnachweis. „Das ist eher für Studenten interessant. Denn soziales Engagement macht sich als Pluspunkt im Lebenslauf.“

Das Freiwilligenagenturteam hat sich „wie jedes Jahr“ zum Plätzchenbacken beim Verein für Gefährdetenhilfe eingetragen. In der Freizeit. „Mit stetig wachsender Hilfsbereitschaft“, wie sich für Bonn feststellen lässt – geschätzte 90.000 Bürger engagieren sich –, wachsen auch die Aufgaben der Agentur. Auf der Homepage allerdings wird seit Monaten darauf hingewiesen, dass personelle Engpässe herrschen. Andererseits wünscht sich das Team, in der Öffentlichkeit noch stärker wahrgenommen zu werden. „Wir stellen uns ein kleines Ladenlokal als Anlaufstelle in der Innenstadt vor“, so der einhellige Wunsch.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort