Kommentar Verhärtete Fronten in Bonn-Roleber

Meinung | Roleber · Die Bürger rund um Roleber sorgen sich um die Zukunft, wenn die Landwirtschaftskammer durch ein Wohngebiet ersetzt wird. Ihre Forderung nach Denkmalschutz des alten Ensembles, um es vor dem Abriss zu retten, ist nichts anderes als ein Hilferuf, meint GA-Redakteur Holger Willcke.

Die große Mehrheit in Politik und Bürgerschaft bekennt: Wir benötigen neuen Wohnraum. Dieser gemeinsame Nenner reicht aber nicht aus, um in Roleber ein neues Wohngebiet entstehen zu lassen. Argwohn auf der Bürgerseite und fehlendes Fingerspitzengefühl auf der städtischen Seite sind an der festgefahrenen Situation schuld. Das liegt vor allem daran, dass jedes Jahr eine neue Idee, eine andere Planungsvariante und ein anderes Vorgehen für Verunsicherung sorgen.

Dass einige Bürger jetzt Denkmalschutz für die ehemalige Landwirtschaftskammer beantragt haben, ist Beleg für die Wehrhaftigkeit der dortigen Dorfbewohner. Mit diesem Schritt wollen sie die Notbremse ziehen und das Tempo aus der Entscheidungsphase nehmen.

Dieses Vorgehen erinnert an den ehemaligen Güterbahnhof Beuel an der Königswinterer Straße. Dort ist es Bürgern gelungen, den Abriss eines Industriedenkmals zu verhindern. Die Deutsche Bahn muss jetzt im Zuge des S13-Neubaus das Gebäude aufwendig versetzen lassen.

In ihrer Begründung geht es den Antragstellern nicht um die Historie des Kammergebäudes, sondern um die prägende Bedeutung für die Kulturlandschaft in Bezug auf das Ensemble Schloss Birlinghoven, Gut Ettenhausen und Gut Heiderhof. Ob diese Einschätzung von den Denkmalschützern geteilt wird, wird sich in Kürze zeigen.

Aber egal, wie die Entscheidung ausfallen wird, diese Vorgehensweise ist als Hilferuf einiger Bürger zu werten. Die betroffenen Anlieger fordern mehr Kommunikation, Information und Beteiligung. Wenn diese Bedürfnisse seitens der Stadt und des Investors nicht berücksichtigt werden, bleibt der Wunsch nach einem neuen Wohngebiet in der Sackgasse stecken.

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