Wirt des Treffpunkt Rosen geht in den Ruhestand Vereine om Berg fürchten um ihre Dorfkneipe

Gielgen · Im Treffpunkt Rosen machen es sich die Bürger der Ortsteile om Berg und auch die Vereine gern gemütlich, um sich auszutauschen. Doch am 31. März ist damit Schluss. Der Wirt Walter Jakob „Köbes“ Rosen geht in den Ruhestand.

„Das habe ich mir verdient“, sagt er. „Als Wirt darf man die Arbeitsstunden nicht rechnen, aber irgendwann geht es einfach nicht mehr.“ Seit über einem Jahr sei bekannt, dass er aufhören wird. „Bislang gibt es noch keinen konkreten Nachfolger.“ Jetzt treibt ihn die Unruhe um, was aus der Gaststätte wird. Und Rosen möchte doch seine Wirtschaft, die er 17 Jahre lang mit seiner Frau Dagmar betrieben hat, in „gute Hände“ weitergeben. Allerdings habe er als Pächter kaum Einflussmöglichkeiten. Auch die Vereine aus den Ortsteilen sind in Sorge. Ohne die Gaststätte würde ihnen der Versammlungsort fehlen. Fünf Bürgervereine, der Sportverein, zwei Karnevalsvereine, der Junggesellenverein mit seinen Gruppierungen und die Parteien treffen sich regelmäßig dort.

Nicht zu vergessen die Taufen, Kommunionfeiern, Geburtstagsgesellschaften und Seniorennachmittage. „Am liebsten soll alles so bleiben, wie es ist“, sagt Wolf Lenze, der Vorsitzende des Hoholzer Bürgervereins. Er hat sich kurzfristig zu einer Krisensitzung mit dem Vorsitzenden des Bürgervereins Roleber-Gielgen, Jens Töpert, getroffen. „Wenn die Gaststätte schließen würde, hätten wir om Berg ein infrastrukturelles Problem“, meint auch Töpert. Die Mehrzweckhalle als Ausweichmöglichkeit kommt für beide nicht infrage. „Sie kostet Miete, ist viel zu groß und damit auch ungemütlich“, sagt Töpert. „Diese Gaststätte ist wichtiger Bestandteil der Vereinskultur.“ Noch-Gastwirt Rosen kann das nur bestätigen, doch an seinem Entschluss wird es nichts ändern.

Was hat denn diese Dorfkneipe, was andere nicht haben? Zunächst eine lange Geschichte. Denn es gibt sie schon seit 1879. Damals bekam Peter Rosen, ein weitläufiger Verwandter von Köbes Rosen, die Konzession für die Wirtschaft. Nach seinem Tod übernahm die Witwe, unterstützt von ihrem Sohn Peter junior, die Geschäfte. Als jedoch der 26-jährige Peter Rosen junior eine Ausschankgenehmigung auf seinen Namen beantragte, hatte der Landrat 1911 Bedenken. Eine Deckenhöhe von nur 2,10 Metern im Gastraum entspreche nicht den Bestimmungen. Der damalige Bürgermeister hielt dagegen, die Wirtschaft Rosen werde ohnehin nicht viel besucht. Das Argument überzeugte wohl den zuständigen Kreisausschuss.

Die "Seele des Dorflebens"

Über mangelnden Zuspruch kann sich der gebürtige Hoholzer Köbes Rosen nicht beklagen. Seine Dorfkneipe im gutbürgerlichen Stil ernährt den Mann und seine Familie. „Allerdings sei das Kneipensterben in den umliegenden Ortschaften doch auffällig“, sagt er. Mit einem Konzept für ein Edelrestaurant würden seine Nachfolger in Gielgen wohl kaum Erfolg haben, meint er. „Jeder Gast zählt, ob er viel oder wenig konsumiert. Es ist ein harter Job, aber ich habe es keinen Tag bereut. Und es gab immer etwas zu lachen.“

Aus Sicht der beiden Bürgervereinsvorsitzenden sind der Wirt und seine Gaststätte „die Seele des Dorflebens“. „Er ist im Ort verwurzelt und für alle da. Und er ist Vereinsmeier“, sagt Lenze. Die Theke sei der zentrale Umschlagplatz für Ortsnachtrichten. „Es geht nicht nur ums Trinken und Essen“, ergänzt Töpert. Keine Frage, die Erwartungen an Rosens Nachfolger sind hoch. Unterdessen sitzt Rosen auf heißen Kohlen. „Das Telefon steht nicht still“, sagt er. „Alle wollen wissen, was wird, um Termine für Taufen oder Hochzeiten zu buchen.“ Auch die Vereine hätten alle Versammlungen im März terminiert, „solange ich noch hier bin“.

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