Interview am Wochenende Tischlein steck dich

Beuel · Mit seinem Tisch "Tischlein steck dich" ist Tischlermeister Roland Gotthardt für den mit 60.000 Euro dotierten Staatspreis Manufactum nominiert. Heute wird im Landesmuseum in Köln der Gewinner bekanntgegeben. Simon Bartsch sprach mit dem Beueler.

 Spaß bei der Arbeit: Tischlermeister Roland Gotthardt.

Spaß bei der Arbeit: Tischlermeister Roland Gotthardt.

Foto: Bartsch

Herr Gotthardt, in wenigen Stunden wird der Gewinner des Staatspreises Manufactum des Landes NRW bekanntgegeben. Sie sind nominiert. Sind Sie nervös?
Roland Gotthardt: Nein, nervös bin ich nicht, eher freudig vorausblickend und gespannt auf die Preisträger und die Menschen, die dahinterstecken.

Mehr als 100 Stücke haben es in die Ausstellung, also die engere Auswahl, geschafft. Rechnen Sie sich Chancen aus?
Gotthardt: Ich weiß, dass es Konkurrenten gibt, die sich monatelang mit so einem Entwurf beschäftigt haben. Da muss man realistisch bleiben. Für mich ist es ein Erfolg, bei der Ausstellung dabei zu sein.

Ausgezeichnet werden Exponate des Kunsthandwerks - Sie sind Tischler. Wie passt das zusammen?
Gotthardt: Das passt sogar hervorragend zusammen, da ich sowohl Tischler als auch Designer bin und beides versuche, in einen Einklang zu bringen.

Der heutige Tag ist für Sie also ein ganz besonderer, wie sieht ein gewöhnlicher Arbeitstag in Ihrem Betrieb aus?
Gotthardt: In unseren Betrieb t & r räumegestalten ist der gewöhnliche Arbeitstag sehr schnelllebig, da man in unserem Beruf flexibel sein muss, um den Anforderungen der Gesellschaft, wo alles immer sofort passieren muss, gerecht zu werden. Wir versuchen daher, diesem Trend bewusst von Zeit zu Zeit entgegenzuwirken. Wir wollen den Kunden mit Bedacht beraten. Unsere Möbel entstehen in einem Prozess und nicht in einer Hau-Ruck-Aktion.

Sie haben einen Tisch eingereicht. Für den Laien ist es ein ganz gewöhnlicher Tisch. Was macht ihn besonders?
Gotthardt: "Tischlein steck dich" ist ein Tisch, der zum einen aus Besinnung auf alte Traditionen, zum anderen aber auch an die Anpassung heutiger Bedürfnisse entstanden ist. Die Beine sind abnehmbar mit einer Steckverbindung. Der Tisch kann somit schnell auseinandergebaut und relativ leicht transportiert werden. Er ist ein "Nomadentisch" besonders für die Generation, die häufig umzieht.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein so ausgefallenes Stück zu entwerfen beziehungsweise zu bauen?
Gotthardt: Wenn man mal einen 100 Kilogramm schweren Tisch bei einem Umzug getragen hat, weiß man warum. Der Tisch ist leicht und hell. Außerdem reizte mich eine Verbindung zwischen Tischbeinen und Tischplatte, die sowohl optisch als auch konstruktiv einen Mehrwert hat. Einfach nur Beine unter einen Tisch zu schrauben, ist nicht mein Ding.

Der Preis ist mit insgesamt 60 000 Euro, verteilt auf sechs Preisträger, sehr hoch dotiert. Hand aufs Herz, welche Rolle spielt das Preisgeld?
Gotthardt: Der Tischler lebt ja nicht nur von Ruhm, Ehre und Holz. Natürlich ist das Preisgeld ein Anreiz. Es wäre eine gute Unterstützung, um weitere interessante, ausgefallene Projekte voranzutreiben.

Wie viele Stunden haben Sie von der Konzeptionierung bis zur fertigen Umsetzung für den Tisch benötigt?
Gotthardt: Das ist schwer zu sagen, weil der Tisch neben der Arbeitszeit entstanden ist. Vieles habe ich abends und nachts komplett im Kopf geplant und die Prozesse durchlaufen. Am nächsten Tag musste ich es dann nur noch umsetzen. Nichtsdestotrotz kommt eine Vielzahl an Stunden zusammen für Zeichnungen und Musterstücke. Ein wirklich gutes Möbel baut man zweimal.

Sie haben also unzählige Stunden an diesem Stück gearbeitet. Ist das die Regel bei der Anfertigung Ihrer Möbel und wie rechnet sich das im Tagesgeschäft?
Gotthardt: Der Aufwand der Planung und Gestaltung muss natürlich in Relation mit dem Auftragswert stehen. Für einen kleinen Beistelltisch darf und kann ich nicht so lange planen, wie für eine Kindergarten-Einrichtung. Natürlich versuchen wir, wirtschaftlich zu arbeiten, da wir uns einer großen Konkurrenz an Möbelhäusern und dem Internet stellen müssen. Mittlerweile werden nicht mehr viele Möbel vom Tischler entworfen und gebaut, so wie es einst üblich war. Viele Leute wissen nicht mehr, dass ein Tischler einen Tisch oder Ähnliches bauen kann.

Mit der Nominierung hat Ihr Tisch es mindestens zur Ausstellung ins Landesmuseum geschafft. Was passiert danach mit dem Möbelstück?
Gotthardt: Erst einmal steht es dann ja noch bis Oktober in der Ausstellung und kommt in den Ausstellungskatalog. Dann wird es wohl weiterhin als Ausstellungsstück dienen und als Vorlage für weitere Tische dieser Art, die demnächst in Produktion gehen sollen.

Ab heute wird er also im Museum ausgestellt. Haben Sie bereits eine Zehner-Eintrittskarte gezogen?
Gotthardt: Ich werde mir sicherlich den Tisch im Museum angucken. Schließlich kann ich darauf stolz sein. Für weitere Besuche fehlt mir aber wahrscheinlich die Zeit.

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