Gespräch am Wochenende mit Ingrid Noll Studienzeit und erste Liebe in Bonn

Sie ist eine Spätstarterin. Dafür hat sie jedoch eine unglaublich steile Karriere hingelegt. Erst mit 55 Jahren schrieb sie ihren Debütroman "Der Hahn ist tot". Heute, mit 80 Jahren, ist Ingrid Noll eine der erfolgreichsten Krimiautorinnen Deutschlands.

 Die 80-jährige Bestseller-Autorin Ingird Noll hat die Schulzeit in Bad Godesberg verbracht.

Die 80-jährige Bestseller-Autorin Ingird Noll hat die Schulzeit in Bad Godesberg verbracht.

Foto: Diogenes Verlag

Am Mittwoch, 2. März, liest sie bei einem Krimiabend des Kulturvereins der Bonner Polizei im Polizeipräsidium in Ramersdorf. Mit der Grande Dame des "außergewöhnlichen" Mordens sprach Anke Vehmeier über Liebe, Location und ein Lamm.

Am 2. März lesen Sie im Polizeipräsidium in Ramersdorf. Was verbindet Sie mit Bonn?
Ingrid Noll: Unsere Familie flüchtete 1949 aus Schanghai, 1950 zogen wir nach Bad Godesberg, wo ich zur Schule ging und 1954 Abitur machte. Später habe ich in Bonn studiert und in allen Semesterferien in der Bibliothek des Innenministeriums gearbeitet. Mit Bonn verbindet mich also meine Jugendzeit - Schulfreundinnen, Tanzstunde, erste Liebe, Spaziergänge am Rhein und im Siebengebirge.

Wie kam es zum Lesungstermin?
Noll: Aus familiären Gründen kann ich nicht mehr viel herumreisen, deswegen picke ich mir die Rosinen heraus. Natürlich reizt es mich, die alte Heimat zu besuchen.

Wie gefällt Ihnen die "Location" Polizeipräsidium?
Noll: Kriminalautoren werden immer mal wieder zu sehr speziellen Schauplätzen eingeladen, zum Beispiel in ein Gefängnis, eine Feuerwache, ein Amtsgericht oder eine Friedhofskapelle. In Mannheim hatte ich bereits eine Lesung im Polizeipräsidium, das fand ich durchaus passend. Nun freue ich mich sehr auf Bonn.

Wie kamen Sie zum Krimischreiben?
Noll: Wie die Jungfrau zum Kind: Aus purer Naivität dachte ich, es sei nicht besonders schwer.

Woher kommen Ihre Ideen für die Geschichten mit diesen raffinierten Wendungen?
Noll: Aus den Untiefen meiner schwarzen Seele. Schon als kleines Kind nervte ich meine Eltern aufgrund meiner allzu regen Phantasie mit haarsträubenden Lügengeschichten.

Überraschen Sie sich mit der Handlung manchmal selbst?
Noll: Das kann zuweilen vorkommen. Aber meistens spiele ich in Gedanken verschiedene Möglichkeiten durch und entscheide mich dann für die schlimmste.

Wobei erholt sich eine Krimiautorin von den ganzen Verbrechen?
Noll: Krimiautoren sind im Privatleben friedliche Menschen, weil sie sich schriftlich ja bereits ausgetobt haben. Durch Gartenarbeit, Haushalt, Familienleben und Freunde werde ich geerdet. Ich bin zudem eine glückliche Großmutter, der das Herz aufgeht, wenn die Enkelkinder herzlich lachen.

Was erwartet das Publikum bei Ihrer Lesung in Ramersdorf?
Noll: Ein 80-jähriges Lamm mit wölfischen Phantasien.

Am Mittwoch, 2. März, liest Ingrid Noll im Polizeipräsidium Ramersdorf - auch aus ihrem aktuellen Buch "Der Mittagstisch". Der Kartenvorverkauf beginnt am Donnerstag, 11. Februar, in der Buchhandlung Max und Moritz, Adrianstraße 163, in Oberkassel oder per E-Mail an Kulturverein.Bonn@polizei.nrw.de

Zur Person

Ingrid Noll wurde am 29. September 1935 in Shanghai. 1949 verließ die Familie China und kam schließlich nach Bad Godesberg. Noll besuchte dort eine Mädchenschule und begann 1954 nach dem Abitur ein Studium an der Universität Bonn (Germanistik und Kunstgeschichte), das sie jedoch nach einigen Semestern abbrach. 1959 heiratete sie und bekam drei Kinder. Mit Mitte 50 schrieb sie ihren ersten Roman, "Der Hahn ist tot" (1991). 1994 erhielt sie den Friedrich-Glauser-Preis für "Due Häupter meiner Lieben".

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