Gedenktafeln für Verfolgte des NS-Regimes Stolpersteine gegen das Vergessen

Beuel · Der Künstler Gunter Demnig hat weitere Gedenktafeln für Vertriebene des NS-Regimes verlegt. Am Donnerstag platzierte er die messingfarbenen Stolpersteine vor dem Haus an der Friedrich-Breuer-Straße 34.

 Gunter Demnig lässt vor Haus Nummer 34 an der Friedrich-Breuer-Straße einen Stolperstein ein.

Gunter Demnig lässt vor Haus Nummer 34 an der Friedrich-Breuer-Straße einen Stolperstein ein.

Foto: Benjamin Westhoff

Etwa 20 Menschen haben sich am Donnerstagmorgen vor dem Haus an der Friedrich-Breuer-Straße 34 versammelt. Passanten blieben neugierig stehen, als Gunter Demnig, Kölner Künstler und Initiator der messingfarbenen Stolpersteine, drei Steine mit den glänzenden Platten in den Boden einließ. „Ah das sind diese Gedenksteine“, sagte ein junger Mann im Vorbeigehen.

Am Donnerstag ist in Beuel der 65. Gedenkstein für Opfer des Nationalsozialismus verlegt worden. Insgesamt sind es nun 296 im gesamten Bonner Stadtgebiet. Das Haus an der Friedrich-Breuer-Straße ist der erste Stopp an diesem Tag. Es war der letzte Wohnort der jüdischen Familie Weis. Dr. Max Weis, einst ein angesehener Arzt in dem Viertel, floh mit seiner Frau Bella und Sohn Dr. Hans Kurt Weis vor der NS-Gewalt. Sie starben im Exil.

Ruth Schlette von der Beueler Initiative gegen Fremdenhass kümmert sich akribisch um die Aufarbeitung dieses Kapitels örtlicher Geschichte – auch wenn es nicht immer leicht sei, an die Geschichte der Menschen heranzukommen, die durch das NS-Regime verfolgt, vertreiben oder ermordet wurden. Fast 20 Jahre hat Schlette nach Spuren von Max Weis und seiner Familie gesucht. Ein kleiner Platz in der Nähe des Beueler Bahnhofs trägt seit 2002 seinen Namen – „Doktor-Weis-Platz“. „Schon damals wollte die Beuelerin Gertrud Patt Gedenksteine vor dem Haus niederlegen“, erzählt Schlette in ihrer kurzen Ansprache anlässlich der Verlegung. „Doch die Hauseigentümer wollten dies nicht. Dann verweigerte die Stadt Bonn das von Gunter Demnig schon längst praktizierte Stolpersteingedenken“, erzählt Schlette weiter. Sie freue sich daher umso mehr, dass ein Stolperstein nun endlich auf das letzte Wohnhaus der Familie Weis hinweise.

Das Besondere an dieser Gedenktafelverlegung ist, dass dieses Mal Stolpersteine für Menschen angebracht werden, die eine Gefängnishaft oder ein Konzentrationslager überlebt haben. Aber auch vor diejenigen, die vor dem NS-Terror geflohen waren und für deren ermordete Angehörige bereits Stolpersteine verlegt worden waren.

Weitere Steine verlegte Demnig im Anschluss auf dem Brückensockel der Kennedy Brücke an der Rheinaustraße 127 für Thekla Scheuer, in der Gartenstraße 54 für Hannah Klein, in der Kurt-Schumacher Straße 18 für Familie Cahn und in der Berta-Lungstras-Straße 23 für Meyer Herz und seine Tochter Elisabeth Herz. An jeder Adresse hielten die Besucher der Gedenksteinverlegung kurz inne, hörten den Worten Schlettes zu und legten im Anschluss weiße Rosen nieder. Routiniert ließ Gunter Demnig jeden einzelnen Stein in die Gehwege vor den Hauseingängen – falls noch vorhanden – ein. Für ihn sei es immer wieder ein gutes Gefühl, mit diesen Aktionen der Menschen zu gedenken, die den Nazis zum Opfer fielen. Auch Ruth Schlette von der Initiative gegen Fremdenhass ist es ein großes Bedürfnis, an diese Menschen zu denken. Auch damit, so etwas nicht noch einmal passiere. „Als die ersten Asylunterkünfte vor über 20 Jahren hier in Deutschland brannten, musste ich was tun“, sagte sie.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort