Metalldiebstahl Stolperfallen am Straßenrand

BONN · Erneut haben Metalldiebe in Bonn zugeschlagen und 18 Gullydeckel im Stadtbezirk Beuel gestohlen. Die Stadtverwaltung reagierte nach Bekanntwerden des Diebstahls sofort und sicherte die Löcher am Straßenrand ab. Die Polizei vermutet hinter dem Ganzen einen Auftragsdiebstahl.

Es ist kein besonders lukratives Geschäft, der Diebstahl von Gullydeckeln, wie er in der Nacht zu Dienstag in Beuel geschah. Gerade mal drei bis vier Euro bringen die rund 15 Kilogramm schweren Kanalabdeckungen, rechnet der Bonner Schrott- und Metallhändler Heinz Jungheim vor.

"Und wenn hier in der Region jemand Gullydeckel abgibt, wird das sofort der Polizei gemeldet." Auch er wurde schon Opfer von dreisten Metalldieben. Dass die Diebe das Gusseisen selbst einschmelzen, hält er für unwahrscheinlich. Dafür sei ein Schmelzofen nötig, der etwa 1400 Grad Celsius heiß wird.

In der Nacht auf Dienstag waren Metalldiebe erneut in Bonn unterwegs. Konkret in Holzlar hoben sie in der Christ-König-Straße sechs 30 mal 40 Zentimeter große Eisenroste aus dem Boden. In Vilich waren es insgesamt zwölf Stück in der Paulus-, der Von-Pfingsten- und der Schevastesstraße.

"Wir gehen davon aus, dass es sich um 'Auftragsarbeit' handelt", sagt Polizeisprecher Frank Piontek. Denn bereits von Sonntag auf Montag waren bislang Unbekannte unterwegs und nahmen in Küdinghoven 22 Gullydeckel mit.

Mittlerweile geht die Polizei auch ersten Hinweisen nach und verstärkt die Streifen. Das Überwachsungsvideo eines Baustoffhändlers zeigt Dienstagnacht um 1.50 Uhr einen Van, der mit offener Heckklappe die Paulusstraße entlangfährt.

Vor ihm geht eine Person, die das Gebiet zu erkunden scheint. Wolfgang Nathaus, ein Spediteur aus der benachbarten Von-Pfingsten-Straße, konnte beobachten, wie eben dieser rote Van an seinem Haus vorbeifuhr. "Ich wunderte mich, was das Auto da machte", sagt er. Ruckzuck war der Van wieder verschwunden.

Die meisten Anwohner hatten die Diebstähle in den Wohngebieten nicht gemerkt. "Wie wir haben viele ihr Schlafzimmer zum Garten hin, da bekommt man kaum etwas mit", sagt Harald Rosenstein. Auch Irene Welsch aus der Christ-König-Straße sah am Morgen nur die abgesperrten Kanallöcher. "Mittlerweile wird ja fast alles geklaut, aber Gullys sind ein Unding, alleine, weil es so gefährlich ist", sagt sie.

"Ein Fahrradfahrer überschlägt sich sofort, auch Fußgänger können übel stürzen", begründete Elke Palm vom Presseamt der Stadt, weshalb direkt am Morgen städtische Mitarbeiter ausrückten, um die Öffnungen zu sichern. Ein Großteil konnte sogar noch am Mittag wieder richtig abgedeckt werden.

"Durch den vorherigen Diebstahl wurden neue Gullys geordert, am Dienstagmorgen haben wir dann schnell nachbestellt", so Palm. Schützen könne man sich vor den Dieben nicht. Zwar seien die neuen Deckel besser verhakt, mit entsprechendem Aufwand aber trotzdem entfernbar. "Versiegeln ist nicht möglich, weil die Schächte zugänglich sein müssen."

Eine Versicherung würde sich nicht rechnen. Letztendlich bleibe der Stadt nur, für den Schaden selbst aufzukommen. Und der ist bei einem Preis von 60 bis 70 Euro pro Gully wesentlich höher, als sich die Beute für die Täter bezahlt macht. "Da wir auf die Hilfe der Bevölkerung angewiesen sind", bittet Palm Zeugen, sich sofort bei der Polizei zu melden. Diese hat die Rufnummer 0228/15-0.

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