Jugendprojekt in Holzlar Spielend streiten lernen

HOLZLAR · Eine Gruppe Zehn- bis 14-jähriger Kinder steht mitten im Raum und verharrt regungslos in einer typischen Schulhofsschlägerei: Die Fäuste fliegen aufeinander zu, und an Haaren und Füßen wird kräftig gezogen. "Und jetzt macht bitte Schritt für Schritt aus dem Streitbild ein Friedensbild", ruft die Kursleiterin und Heilpädagogin Christine Grothoff den Kindern zu.

 Aus dem Streitbild wird ein Friedensbild: (von links) Pasquale, Mehrshad, Christine Grothoff, Sophia, Elli und Fida beim Rollenspiel.

Aus dem Streitbild wird ein Friedensbild: (von links) Pasquale, Mehrshad, Christine Grothoff, Sophia, Elli und Fida beim Rollenspiel.

Foto: Max Malsch

Langsam öffnen die Kinder ihre Fäuste und lockern grimmig zusammengezogene Augenbrauen und Haltegriffe. "Die Kinder lernen hier im Jugendtreff des Spielplatzes Finkenweg, mit ihrer Wut umzugehen und Streit zu schlichten. Es gibt Kinder, die bekommen diese Fertigkeiten in ihren Familien nicht vermittelt, die kennen manchmal nur Draufschlagen."

Beim Projekt "Spielend streiten lernen" der Stiftung Jugendhilfe der Sparkasse in Bonn sollen Kinder frühzeitig anhand von Rollenspielen, Büchern und Theaterstücken Sozialkompetenzen erwerben und gewaltfreie Kommunikation lernen. Dass die Kurse im Einzugsgebiet der Orte Holzlar, Hoholz und Kolkau angeboten werden, ist kein Zufall. "Das sind Stadtteile, die besonderen Entwicklungsbedarf haben", sagt die Leiterin des Spielplatzes, Elisabeth Koppitz.

"Hier gibt es viel Alleinerziehende und viel arbeitende Elternpaare, die nicht genügend Zeit für ihre Kinder aufbringen können." Außerdem sei die Wohndichte dort sehr hoch. Die Kinder hätten einfach zu wenig Platz und Raum, um sich zu entwickeln. Wenn die Kinder dann alle zusammenkämen, sei das Konfliktpotenzial hoch.

"So früh wie möglich lernen, Konflikte konstruktiv lösen zu können, ist die beste Gewaltprävention", sagt Grothoff. In diesem jungen Alter hätten die Kinder noch richtig Spaß dabei. Als Jugendliche sei das alles schon viel schwieriger. Da sei man dann der Idiot in der Clique, wenn man so einen Lehrgang besuchen würde, meint Koppitz.

Natürlich müsse nicht jedes Lausebengelverhalten gleich therapiert werden, betont Grothoff. Gerade Jungs raufen sich gerne mal, was oft falsch verstanden werde. In Kindergärten gebe es auch fast nur Erzieherinnen, und die fänden natürlich ein leise bastelndes Mädchen angenehmer als einen tobenden Jungen. Es fehle an männlichen Erziehern, die selbstverständlicher mit so einem Verhalten umgehen können.

Über die Entwicklung ihres Kurses im Jugendtreff in Holzlar ist Grothoff jedenfalls zufrieden. "Viele Dinge sind hängengeblieben, und ihre Impulse bekommen die Kinder mittlerweile gut unter Kontrolle". Dabei schielt sie auf eine Pinnwand, wo die Kinder Wutzettel aufgehängt haben: Tricks, wie man mit Wut umgehen kann. Als kleine Botschafter werden sie diese Kniffe und Erkenntnisse wohl in Zukunft weitervermitteln und leben.

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