Beueler Heimatgeschichte Spannende Märchen und keltische Lieder

BEUEL · Doris Kaimer liest im Heimatmuseum Märchen und spielt auch an der keltischen Leier. Daneben spinnt Simone Ackermann grobe Wolle - ein ungewöhnlicher Abend.

 Doris Kaimer (li) und Simone Ackermann

Doris Kaimer (li) und Simone Ackermann

Foto: Max Malsch

Simone Ackermann spinnt. Und spinnt und spinnt... Mit geschickten Händen zupft die Geologin immer wieder einen kleinen Bausch Wolle aus einem großen braunen Büschel und verdrillt es geschickt mit flinken Fingern zu einem dünnen Faden. Dass ihr das Publikum fasziniert bei ihrem Tun an dem hölzernen Spinnrad zusieht, hat allerdings nicht nur mit der in goldenes Brokat gewandeten Frau zu tun: Neben ihr erzählt Doris Kaimer – ebenfalls in historischem Outfit – nämlich gerade das Märchen von den „Drei Spinnerinnen“ und die Performance ist Teil einer Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Literatur im Museum“ des Beueler Heimatmuseums.

Außer den „Drei Spinnerinnen“ konnten die meist älteren und offensichtlich märchenkundigen Zuhörer auch Auszüge aus „Dornröschen“, der „Faulen Spinnerin“, „Rumpelstilzchen“, aus „Spindel, Weberschiffchen und Nadel“ sowie dem Märchen „Das Eselein“ genießen. Die Idee in der Museumsscheune, die Themen Märchen und Wolle zu verbinden, sei auf dem Wollfest im vergangenen Herbst entstanden, erläuterte Inke Kuster vom Heimat- und Geschichtsverein. „Märchen am Spinnrad“ war folgerichtig die Lesung auf der eigens eingerichteten Bühne überschrieben.

Außer der „spinnenden“ gab es auch musikalische Begleitung und für letztere sorgte Kaimer an der keltischen Leier höchstselbst. Hauptsächlich irische, aber mit „Loch Lomond“ auch eine schottische sowie eine finnische Weise stimmte die ehrenamtliche Märchenvorleserin auf ihrem aus Nordirland stammenden Instrument in den Lesepausen an.

„Es war ein Mädchen faul und wollte nicht spinnen, und die Mutter mochte sagen, was sie wollte, sie konnte es nicht dazu bringen.“ Mit der Geschichte von der faulen Bürgerstochter, die sich von drei Weibern das Spinnen im Gegenzug für eine Einladung zu ihrer Hochzeit mit dem Königssohn abnehmen ließ, startete Kaimer in den Märchenabend: Für diejenigen, denen die „Drei Spinnerinnen“ nicht so geläufig sind, sei noch einmal erwähnt, dass der Plattfuß, die herunterhängende Lippe und der breite Daumen die vom Treten, Lecken und Fadendrehen der fleißigen Helferinnen herrührten, letztendlich so abtörnend auf den Königssohn wirkten, dass der seiner Zukünftigen das Spinnen für alle Zeit verbot.

Dass das alte Handwerk aber keineswegs zwingend mit solch negativen körperlichen Folgen verbunden sein muss, bewies Ackermann den Gästen mit ihrem elegant wippenden Fuß, dem charmanten Lächeln und den schlanken Fingern, mit denen sie ihr Knäuel den gesamten Abend über unermüdlich in einen Faden verwandelte.

Wie häufig bei ihren Lesungen, beendete Kaimer die Märchenstunde mit dem irischen Segenslied und forderte das Publikum auf, die Melodie mitzusummen.

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