Auszeichnung für Mann aus Beuel Sohn rettete seine Mutter aus brennendem Haus

Holzlar · Thomas Herzer rettete seine 91-jährige Mutter aus dem brennenden Haus in Vilich und trug sie Huckepack ins Freie. Nun wurde der 51-Jährige mit der NRW-Medaille geehrt.

 Die Feuerwehr bekämpft den Brand in der Wohnung im zweiten Stock. Zu diesem Zeitpunkt hat Thomas Herzer seine Mutter schon ins Freie gebracht und die anderen Bewohner alarmiert.

Die Feuerwehr bekämpft den Brand in der Wohnung im zweiten Stock. Zu diesem Zeitpunkt hat Thomas Herzer seine Mutter schon ins Freie gebracht und die anderen Bewohner alarmiert.

Foto: Jens Kleinert

Hedwig Herzer ist von ganzem Herzen dankbar. „Ich bin nicht nur unendlich froh darüber, dass mein Sohn mich in allerletzter Minute gerettet hat“, erzählt die heute 92-Jährige aus dem Dahlienweg in Holzlar. „Sondern so viele Menschen – Nachbarn, Feuerwehrleute und Sanitäter – haben viele Stunden lang alles dafür getan, dass wir diese Nacht überlebt haben. Davor habe ich enorme Hochachtung.“

In ihrer kleinen Wohnung ist es bereits weihnachtlich. Sohn Thomas Herzer hat den Balkon mit einem Tannenbaum und Zweigen geschmückt, auf dem Tisch vor dem Panoramafenster blüht ein roter Weihnachtsstern. Seit April wohnt Hedwig Herzer wieder in ihrem Haus, allerdings in einer kleineren Wohnung. Dass sie sich hier wieder so wohl fühlt wie früher, daran hätte sie nach den schrecklichen Ereignissen vom Oktober 2015 nicht im Traum gedacht.

Damals, in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober, hatte sich eine elektrische Heizdecke im Bett der Seniorin entzündet. „Ich saß gemütlich vor dem Fernseher, als ich auf einmal bemerkte, wie Qualm unter der Tür ins Zimmer kroch. Beißender Rauch hatte sich bereits in allen Räumen ausgebreitet. „Ich fand die Wohnungstür nicht mehr. Mein Orientierungssinn war komplett ausgeschaltet“, berichtet sie von der Schreckensnacht. In ihrer Not rief sie ihren Sohn, der nur wenige Meter entfernt wohnt, an. „Du musst mich hier rausholen. Es brennt“, rief sie damals mit letzter Kraft in den Hörer.

Auch Thomas Herzer erinnert sich ganz genau an diese Nacht. „Unterwegs habe ich die Feuerwehr alarmiert. Als ich im Dahlienweg ankam, drang bereits Rauch aus dem ganzen Gebäude“, berichtet er. Mittlerweile schlugen zudem Flammen aus dem Schlafzimmer.

Rettung trotz Rippenbruch

Als Eigentümer des Hauses kannte er jedoch jeden Winkel in dem Gebäude. Vorsichtig tastete er sich vorwärts und fand seine Mutter schließlich auf dem Sofa im Wohnzimmer. Obwohl sich Thomas Herzer wenige Tage zuvor einen doppelten Rippenbruch zugezogen und starke Schmerzen hatte, trug er die damals 91-Jährige „Huckepack“ ins Freie. Draußen wurde ihm dann klar, dass sich noch mindestens sieben Personen in dem brennenden Haus befinden müssen. Also lief er zurück in das Gebäude und weckte alle Bewohner. Hedwig Herzer wurde derweil mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht, wo sie mehrere Wochen blieb. Am nächsten Tag sah sich Thomas Herzer dann das ganze Ausmaß an. Die Wohnung der Mutter war unbewohnbar, der gesamte Hausstand verloren, so viele persönliche Erinnerungsstücke aus ihrem Leben zerstört.

„Die Feuerwehr hat so professionell gelöscht, dass wir zum Glück keine zusätzlichen Schäden durch Wasser hatten“, blickt Thomas Herzer dankbar zurück. Nach ihrem Krankenhausaufenthalt lebte die heute 92-Jährige zunächst für einige Zeit in einer Seniorenunterkunft. „Es musste ja alles renoviert werden. Ich hatte keine Möbel und keine Kleidung mehr. Aber, und dafür ist sie ihrem Sohn mindestens genauso dankbar wie für die Rettung. „Er hat die Porträts meiner Eltern aus den Flammen gerettet“, freut sie sich und zeigt auf die beiden kleinen Bilder auf der neuen Anrichte.

Angst kennt die 92-Jährige jedoch auch nach dieser dramatischen Nacht nicht. „Nein“, meint sie, „wovor denn?“ Sohn Thomas ergänzt allerdings. „Elektrische Heizdecken und -kissen kommen uns nicht mehr ins Haus. Hier gibt es nur noch Wärmflaschen, Körnerkissen und Schafswolle.“

Gerade erst hat er die Nachbarn zu einem kleinen vorweihnachtlichen Umtrunk eingeladen. „Wir wollten uns damit bei allen bedanken, die in der Nacht so selbstlos geholfen haben“, erklärt der 51-jährige IT-Spezialist. Wichtig ist ihm allerdings, die Arbeit der Rettungskräfte hervorzuheben. „Die haben wirklich einen ganz tollen Job gemacht. Dafür möchten wir uns noch einmal bedanken.“

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