700 Menschen evakuiert So lief die Bombenentschärfung in Geislar

Bonn · In Bonn-Geislar wurde am späten Freitagabend eine 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe entschärft. Diese war am Morgen bei Baggerarbeiten für die neue S 13-Trasse gefunden worden. Vor der Entschärfung mussten 700 Anwohner ihre Häuser verlassen.

Das Kampfmittelbeseitigungs-Team um Einsatzleiter Wolfgang Wolf hatte in der Dunkelheit ganze Arbeit geleistet: Um 22.35 Uhr war die britische Fliegerbombe in Geislar entschärft. Weil die 250-Kilogramm-Bombe nachmittags bei den Baggerarbeiten an der Neubaustrecke für die Schnellbahnlinie 13 zwischen Troisdorf und Oberkassel bewegt worden und einen Hang hinuntergerollt war, konnten die Fachleute die Bombe nicht wie gewöhnlich manuell entschärfen, sondern mussten den Zünder mittels eines heftigen Stromschlags außer Betrieb setzen. "Meine Leute haben aus einer Entfernung von fast 200 Metern die Fernentschärfung vorgenommen. Alles andere wäre zu gefährlich gewesen", sagte Wolf dem GA. Eine Fernentschärfung wird mithilfe kleiner, ferngesteuerter Sprengladungen durchgeführt, mit denen der Zünder herausgedreht wird.

Die 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe war am Vormittag in Höhe des Vilicher Bachs zwischen Geislar und Vilich-Müldorf gefunden worden. Am Nachmittag hatten Feuerwehr, Polizei und Stadt Bonn entschieden, dass Anwohner im Umkreis von 500 Metern während der Entschärfung ihre Häuser verlassen müssen.

Bahnstrecken und Autobahn gesperrt

Darüber hinaus sollte es im Umkreis von weiteren 200 Metern einen sogenannten Luftpuffer geben. Mehr als 700 Menschen wurden bis 20 Uhr in den Beueler Ortsteilen Geislar, Vilich und Vilich-Müldorf evakuiert. Außerdem wurden die Flughafenautobahn (A 59) und die B 56 am Abend sowie die Stadtbahnstrecke der Linie 66 und die DB-Trasse bereits am Nachmittag komplett gesperrt.

Um 10.45 Uhr hatte die Baufirma der Deutschen Bahn den Bombenfund am Bahngleis in der Burbankstraße gemeldet. Die Fliegerbombe lag ungefähr 350 Meter von der A 59 entfernt - zwischen der Anschlussstelle Vilich und dem Autobahnkreuz Bonn-Beuel-Nord. Eine knappe Stunde später sperrte die DB die Bahnstrecke zwischen Troisdorf und Beuel. Davon besonders betroffen waren die Fahrgäste der Regionalbahnen. Die Bahn richtete einen Ersatzverkehr mit Bussen ein.

Gegen 13.30 Uhr hatten sich Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei, Ordnungsamt, DB und Kampfmittelräumdienst auf der Baustelle an der Burbankstraße getroffen, um die Lage zu erörtern. Und die war prekärer als ursprünglich gedacht. Schnell war klar, dass aufgrund der Beschaffenheit der Bombe eine Evakuierung der Anwohner und eine Sperrung der Autobahn erforderlich sein würde.

Betreuungsstelle in der Beueler Realschule

Am Nachmittag legten Einsatzleiter Karsten Windolph vom Ordnungsamt der Stadt Bonn, Feuerwehr-Einsatzleiter Frank Frenser und Polizei-Einsatzleiterin Petra Fassbender gemeinsam die Vorgehensweise für die Evakuierung und die Entschärfung der Bombe fest. Verstärkung von Ordnungsamt und Feuerwehr wurden gerufen, um die Anwohner zu informieren. Wenig später wurde die Einsatzleitstelle im Gebäude der Feuerwehr Geislar in der Liestraße eingerichtet und eine Anlaufstelle für Bürger in Klassenräumen der Realschule Beuel an der Adelheidisstraße eröffnet - für Anwohner mit Haustieren gab es zwei Extraräume. Am Abend versorgte der Bürgerverein Anwohner in der Mühlenbachhalle mit Getränken zum Aufwärmen. Insgesamt waren 60 Feuerwehrleute und zahlreiche ehrenamtliche Helfer von DRK, Malstern und Johannitern im Einsatz

Für die Anwohner war es kurz vor 19 Uhr ernst geworden. Nachdem sie durch Lautsprecherdurchsagen informiert worden waren, verließen sie - bis auf eine Ausnahme, bei der die Polizei leicht nachhelfen musste - anstaltslos ihre Häuser.

Iris und Sebastian Zobel waren mit Sohn Finn zur Realschule gekommen. Die Familie aus Vilich-Müldorf reagierte gelassen auf den Bombenfund. "Bomben aus dem Krieg werden ja immer noch häufig gefunden", sagte Iris Zobel. Finn hatte sich zwar zunächst gesorgt, als er von der Bombe hörte, aber das legte sich nach ersten Erklärungen schnell. Auch Gülabi Dogan war mit Frau, Schwiegertochter und Enkelkind in der Schule. "Sicher ist sicher", meinte er. Die Aufforderung, das Haus zu verlassen, sei für ihn überraschend gewesen, da er den Tag über die Nachrichten nicht verfolgt.

Um 20.50 Uhr wurde die A 59 komplett gesperrt. Nach einem letzten Kontrollgang der Ordnungskräfte erhielten die Kampfmittel-Experten um 21.35 Uhr das Signal: "Die Entschärfung kann beginnen." Für Wolfs Team ist die Sache gut eine Stunde später erledigt, alle Anwohner können nach gut dreieinhalb Stunden wieder in ihr Heim.

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