GESPRÄCH AM WOCHENENDE Selbstverteidigung aus Israel

Beuel · Treten, boxen, hebeln - aber mit System. "Lass Dich nicht verletzen", lautet das Motto bei Krav Maga, einer speziellen Methode der Selbstverteidigung. Leonhard Riede hat eine Ausbildung als Trainer absolviert und leitet nun eine Selbstverteidigungsgruppe in der Anne-Frank-Schule. Anke Vehmeier sprach mit dem Ausbilder über Technik, Talent und Taktik.

 Leonhard Riede hat sich zum Trainer ausbilden lassen.

Leonhard Riede hat sich zum Trainer ausbilden lassen.

Foto: Max Malsch

Was ist Krav Maga?

Leonhard Riede: Krav Maga ist eine Selbstverteidigung der Neuzeit. Aus dem Hebräischen übersetzt heißt es Kontaktkampf. Anders als die asiatische Kampfkunst, die Jahrtausende alt ist, wurde Krav Maga erst in den 30er Jahren von Imrich Lichtenfeld begründet. Er war Jude und lebte damals in Bratislava, wo, wie in anderen Städten Mitteleuropas, antisemitische Banden in die jüdischen Viertel eindrangen und die Bewohner angriffen. Lichtenfeld setzte sich mit seiner Gruppe zur Wehr. Dabei verband er seine Erfahrungen als Boxer und Ringer.

Was ist der Unterschied zum Kampfsport?

Riede: Erstens, Krav Maga ist kein Sport. Zweitens, es gibt keine Regeln. Im Krav Maga trainieren wir gezielt Abwehrtechnik und -taktik für reale Angriffe, um sich sowohl gegen waffenlose wie gegen bewaffnete Angreifer auf der Straße zu wehren. Regeln und sportliche Wettkämpfe wie bei den Kampfsportarten gibt es deshalb nicht. Es werden Techniken erlernt, die in Stresssituationen funktionieren. Und weil sich die Angriffsituationen ändern, werden auch die Methoden immer weiter entwickelt.

Wie wurde die Selbstverteidigungsmethode entwickelt?

Riede: Lichtenfeld verließ Europa und zog in das neugegründete Israel. Er ging zum Militär und wurde dort Nahkampfausbilder. Weil in Israel alle Frauen und Männer zum Militärdienst eingezogen werden, entwickelte er eine Nahkampfmethode, die beide Geschlechter leicht erlernen können. Seit Mitte der 60er Jahre passte Lichtenfeld seine Methode an Bedürfnisse für die zivile Bevölkerung an. Das Besondere ist, dass Köpergröße und Gewicht keine Rolle spielen, auch sportlich muss man für Krav Maga nicht sein.

Wie sind Sie dazu gekommen?

Riede: Ein guter Freund von mir wurde überfallen und ausgeraubt. Da habe ich mir überlegt, wie man sich auf solche Situationen vorbereiten kann. Mein Bruder Gregor gab mir den Tipp, doch einmal Krav Maga auszuprobieren. Ich hatte nie davon gehört, war aber gleich begeistert. Außerdem macht mir das Lehren Spaß und so habe ich mich für die Instructor-Ausbildung angemeldet.

Wie verlief die Ausbildung?

Riede: Sie ging über drei Wochen, in denen wir mit den anerkannten israelischen Experten Amnon Darsa und Haim Sasson theoretische, methodische und sehr viele praktische Übungen absolviert haben. Die zehn Teilnehmer kamen aus verschiedenen europäischen Ländern. Wir wurden teilweise neun bis zehn Stunden am Tag regelrecht gedrillt. Dabei kamen wir mehr als einmal an unsere Belastungsgrenze. Zum Schluss haben wir unterschiedliche Prüfungen absolviert, zum Beispiel eine Lehrprobe und eine mehrstündige technische Prüfung sowie Fitnesstests und Sparrings.

Für die Sportfreunde Rot-Weiß Beuel bietet Rieder samstags von 12.30 bis 14 Uhr eine Selbstverteidigungsgruppe in der Anne-Frank-Schule, Adelheidisstraße 56, an. Alle sind zum Probetraining eingeladen.

Zur Person

Leonhard Riede wurde am 15. Mai 1987 in Bonn geboren. Er machte eine Ausbildung als Metallbauer und arbeitet in einer Einrichtung für Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung. In seiner Freizeit macht er gerne und viel Sport.

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