Vortrag über Arthur Kahn Sein Motto: Hilfsbereit jederzeit in Verschwiegenheit

OBERKASSEL · Die jüdische Geschichte im Rheinland in all ihren Facetten lebendig zu erhalten, hat sich das "Kleine jüdische Lehrhaus" in Bonn-Oberkassel zur Aufgabe gemacht. In einer ständigen Ausstellung können Besucher einen Einblick in den Alltag und die Kultur jüdischer Mitbürger bekommen.

 Lea Rauhut-Brungs liest Texte von Arthur Kahn.

Lea Rauhut-Brungs liest Texte von Arthur Kahn.

Foto: Max Malsch

Lebendiges jüdisches Leben wird dort dokumentiert. "Ich verstehe mich sowohl als Lobby einer jüdischen Räuberbande, aber auch als Lobby von Jacques Rensburg, einem begabten Komponisten, der in Vergessenheit geraten ist. Ich meine, Bonn wurde zum Mekka der Kammermusik durch Rensburg", sagte Organisatorin Leah Rauhut-Brungs.

Eine weitere vergangene Welt tat sich jetzt bei einer Lesung am Montagnachmittag den Besuchern des "Kleinen jüdischen Lehrhauses" auf. Leah Rauhut-Brungs vom Vorstand des Vereins Geschichte und Kultur der Juden der Rheinlande, las Geschichten von Arthur Kahn vor. Geschichten aus einer Welt, die es so nicht mehr gibt. Stimmungsbilder schuf Kahn über Orchim, die Wandersleute oder Kalme Zwicker, den Friseur, der auch mal einen Zahn ziehen musste. Geschichten, die leicht und elegant geschrieben und auch amüsant sind. Von historisch interessanten Einzelheiten in der jüdischen Gemeinde von Bingen Ende des 19. Jahrhunderts rund um den Sabbath erzählt Kahn. Der Sabbath sei Arthur Kahn heilig gewesen, so Leah Rauhut-Brungs. Mit großem Sendungsbewusstsein setzte er sich für dessen Einhaltung und Erhalt ein.

Arthur Kahn, 1850 in Bingen geboren, galt als bescheidener Mann. Sein Motto war: "Hilfsbereit jederzeit in Verschwiegenheit." Er seider antisemitischen Bewegung um 1871 herum entflohen, erläuterte Leah Rauhut-Brungs.

Kahn hat Medizin in Bonn studiert, lebte zwölf Jahre in Amerika und kam dann nach Bonn zurück und leitete in Poppelsdorf "Kahn?s Heil- und Pflegeanstalt - Haus Victoria". Er erfand zu dieser Zeit auch Geräte, die patentiert wurden wie einen Massierapparat mit Streichwalze. Später ließ er sich mit seiner Frau und Sohn Fritz in Berlin nieder, der ebenso Arzt wurde und später in die USA zurückging. Arthur Kahn starb 1928. Einen Großteil seines Vermögens hinterließ er Taubstummen, für die er sich zu Lebzeiten engagiert hatte.

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