Stiftung Bonner Karneval Sein Herz schlägt für das Brauchtum

Beuel · Mit der Stiftung Bonner Karneval will Hans Peter Dechert den bönnschen Dialekt bewahren. Die Kinder sollen in der Grundschule lernen, was „Quetschebüggel“, „Muuzepuckel“ oder „Strüßjer“ sind.

 Hans Peter Dechert hat die Stiftung Bonner Karneval 2013 gegründet. Er hofft auf weitere finanzielle Unterstützung.

Hans Peter Dechert hat die Stiftung Bonner Karneval 2013 gegründet. Er hofft auf weitere finanzielle Unterstützung.

Foto: Roland Kohls

Die Uniform des Oberkasseler Senats hat er in den letzten Tagen kaum abgelegt. „Eigentlich bin ich immer ganz offiziell unterwegs“, berichtet Hans Peter Dechert. „Mit Fliege und natürlich der Senatsmütze“, ergänzt er. Nur manchmal zieht er auch in einem Clownskostüm los.

Seit Jahrzehnten ist die Karnevalszeit für ihn der Höhepunkt des Jahres. Wenn es um Brauchtum und die fünfte Jahreszeit geht, dann ist Hans Peter Dechert nicht nur im Linksrheinischen als „Hans Dampf in allen Gassen“ bekannt. „Ich liebe die alten Karnevalsschlager und höre gerne den typisch rheinischen Dialekt“, ergänzt der 79-jährige Oberkasseler.

Damit auch nachfolgende Generationen noch wissen, was sich hinter Begriffen wie „Quetschebüggel“, „Muuzepuckel“ oder „Strüßjer“ verbirgt, hat er im Januar 2013 die Stiftung Bonner Karneval mit 50 000 Euro Stiftungskapital gegründet. Den Namen der Stiftung wählte er bewusst. Schließlich erhofft er sich Zustiftungen anderer Brauchtumspfleger. „Wir wollen vor allem Grundschulkindern Unterricht in Bönnsch ermöglichen“, erklärt er.

Karneval ist nicht immer lustig

Dabei ist ihm die Liebe zum Karneval nicht unbedingt in die Wiege gelegt worden. „Nein, mein Vater stammte aus Wuppertal, meine Mutter aus dem Harz“, lacht Dechert. Im Bonner Johanniterkrankenhaus geboren und in Oberkassel aufgewachsen, faszinierte ihn schon früh „die Gemeinschaft und Fröhlichkeit“ des Karnevals. „Aber“, so räumt er ein, „Karneval ist nicht immer nur lustig. Manchmal wird es bitterernst“, weiß er, nachdem er seit nunmehr 40 Jahren bei den „Oberkasseler Jongen“ aktiv ist und seit 1994 dem Senat angehört.

Wie sehr sich die Zeiten verändert haben, das wird ihm derzeit besonders deutlich. Denn erstmals gibt es ausgerechnet 2017, im Jahr seiner 40-jährigen Vereinszugehörigkeit, keine eigene Karnevalssitzung. „Die letzten waren zu schlecht besucht. Das ist bedauerlich, aber wohl eine allgemeine Entwicklung“, glaubt er. Leider nehme die Zahl junger Menschen, die im Karneval nachrücken und sich engagieren, stetig ab. „Was allerdings nicht nur für die fünfte Jahreszeit, sondern auch für den Sport gilt“, so der 79-Jährige.

Er spricht aus Erfahrung. Schließlich gehört er dem TuS Oberkassel als Hobby-Tischtennis-Spieler seit mehr als fünf Jahrzehnten an, fungiert bis zum heutigen Tag als zweiter Vorsitzender. „Ich war und bin kein besonderes Tischtennis-Talent“, gesteht er. Doch er hat sich als Schiedsrichter und Funktionär im Westdeutschen Tischtennis-Verband einen Namen gemacht. An die Zeit als Schiedsrichter erinnert er sich besonders gerne. Häufig besuchte er Spiele seines Lieblingsvereins Borussia Düsseldorf. Wenn dann dort ein Schiedsrichter gefragt war, sprang Hans Peter Dechert immer gerne ein. „Damals war so etwas noch möglich. Es ging halt weniger professionell zu“, erinnert er sich.

Engagement gehört zu Decherts Leben

Dechert engagiert sich in vielen Organisationen in Bonn, packt immer an, wo Hilfe gebraucht wird und unterstützt die Arbeit stets auch finanziell. Der Festausschuss Bonner Karneval, in dem er mitwirkt, die Organisatoren der Weiberfastnacht und die LiKüRa profitieren unter anderem davon. Die Produktion einer eigenen CD der Bönnsche Pänz unterstützte er ebenfalls finanziell. Seit mehr als 30 Jahren hat er keine Prinzenpaarproklamation verpasst, den Rosenmontagszug erlebt er seit Langem vom Alten Rathaus aus.

Seine Oberkasseler Heimat hat Hans Peter Dechert, der seine Ausbildung bei der Städtischen Sparkasse 1960 begann und dieser bis 1997 treu blieb, nie verlassen. Es sei denn, es ging auf große Reise. Begeistert ist er vor allem von Thailand. „Die Freundlichkeit der Menschen und die einmalige Vegetation sind mir in besonderer Erinnerung geblieben“, sagt er. Doch jetzt freut er sich erst einmal auf die kommenden Karnevalstage und hofft darauf, dass auch das Wetter mitspielt. „Das würde ich wirklich allen Beteiligten und den Zuschauern von ganzem Herzen gönnen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort