Jeder Künstler durfte sein eigenes Thema wählen Schönheit und Deformation

Beuel · Absolventen der privaten Bildhauerschule in Beuel zeigen ihre Arbeiten.

 Regelmäßig stellt Paul Advena die Arbeiten seiner Absolventen in der Bildhauerhalle aus.

Regelmäßig stellt Paul Advena die Arbeiten seiner Absolventen in der Bildhauerhalle aus.

Foto: Viktoria Hytrek

An der privaten Schule für Bildhauerei von Paul Advena, Gartenstraße 38-40, haben Absolventen ihre Abschlussarbeiten vorgestellt. Jeder Künstler durfte sein eigenes Thema wählen und nach seiner persönlichen Vorstellung umsetzen.

Für den Leiter der Schule ist das Erschaffen von Skulpturen ein Zusammenspiel aus Denken, Erleben und Entscheiden. Auch für die Absolventin Judith Wohlgemuth aus Wuppertal war das Erleben ein wichtiger Bestandteil ihres kreativen Prozesses.

Einige ihrer Skulpturen erinnern an anmutige Göttinnen, andere jedoch an Krankheit und Deformation. Sie wählte mit Absicht einen harten Ton zum Formen ihrer Werke, weil sie ihn demolieren, quetschen und sogar schlagen konnte. So hat sie in ihrer Arbeit die Zwänge und Lasten ihres Alltags verarbeitet und befreite zuletzt nicht nur ihre Figuren, sondern auch sich selbst.

Ein wiederkehrendes Motiv in den Arbeiten der Absolventen ist die Auseinandersetzung mit den unschönen Seiten des Lebens. Und so begegnet man in den hellen Ateliers der Bildhauerhalle auch Wut, Schmerz, Unruhe und Kampf.

Der Bonner Reinhard Dobat (67) bringt in seinen Werken die Verbindung zwischen Lust, Begehren, Begierde und Macht zum Ausdruck. Seine Plastiken zeigen Menschen beim Liebesakt. Er formte seine Skulpturen ebenfalls aus Ton und gab ihnen einen farblichen Anstrich, durch den die animalische Seite der menschlichen Sexualität besonders hervortreten soll.

Neben der Arbeit mit Ton war Holz ein beliebtes Material der Kunststudenten. Kirsten Bergmann aus Dortmund bearbeitete ihre Werke mit einer Kettensäge. Aus einfachem Holz schuf sie verzerrte, wutentbrannte Gesichter.

Die Absolventen des Studiengangs für Bildhauerei führen neben dem Studium ein ganz normales Lebens. Vom Tontechniker bis zum Rentner vereint sie vor allem eine Gemeinsamkeit: Ihre Leidenschaft für das Formen, Entwickeln und Entstehenlassen. Auch Judith Wohlgemuth beabsichtigt keine Karriere als Künstlerin, doch einige Skulpturen habe sie schon verkauft, berichtet sie.

Durch die Bildhauerei möchten die Studenten ihrer Energie Ausdruck verleihen, und wie das geht, lernen sie bei Paul Advena. Dass er dafür eine gute Adresse ist, bestätigt Maria Pudelko.

Zusammen mit ihrem Mann Kari Stettler hat sie 2009 das dreijährige Basisstudium an der Privatschule absolviert und ist immer noch dabei, obwohl beide mittlerweile in der Schweiz leben. Das Ehepaar stellt seine Werke in einem Nebenraum aus, in dem auch Skulpturen der Schüler aus den Aufbaukursen stehen.

Die Abschlussarbeiten der Absolventen überzeugen durch Tiefgang, Emotionen und Raffinesse. Die Künstler haben sich mit ihren Emotionen beschäftigt und ihnen Raum gegeben. Und das auf erstaunlich professionelle Weise. In einigen Werken mag sich der Betrachter vielleicht sogar wiedererkennen.

Informationen auf www.bildhauerhalle.de

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