"Skandalbaustelle" in Beuel Schwingungen waren zu stark

BEUEL · Obwohl die Schadstoffbelastung im Grundwasser unter der ehemaligen Mülldeponie in Vilich angestiegen ist und die Stadt an den letzten Tagen der Bodenverdichtungsarbeiten Überschreitungen der zulässigen Schwingungswerte festgestellt hat, wollte die Bezirksvertretung Beuel am Mittwochabend noch keine Entscheidung zur sogenannten "Skandalbaustelle" treffen.

Mit der Stimmenmehrheit von CDU, SPD und FDP hat die Bezirksvertretung den Bürgerantrag zu den Umweltproblemen auf der Baumarkt-Baustelle an der B56 in die November-Sitzung vertagt. Die erste Reaktion einiger Mitglieder der Vilicher Bürgerinitiative war Enttäuschung.

Und auch die Grünen waren verärgert. "Die Koalition spielt sich bei diesem Thema gegenseitig die Bälle zu und verhindert damit eine sachliche Auseinandersetzung", sagte Werner Rambow. Er regte sich besonders darüber auf, dass die Bürgerinitiative kein Rederecht erhalten hat. CDU-Fraktionsvorsitzender Günter Dederichs erklärte am Rande der Sitzung, warum die Koalition so entschieden hat: "Solange noch keine Stellungnahme der Bezirksregierung Köln zur Dienstaufsichtsbeschwerde der Bürgerinitiative gegen die Stadt Bonn vorliegt, macht es keinen Sinn, in der Sache zu diskutieren. Wir wollen vor einer Entscheidung wissen, ob die Stadt beim Baugenehmigungsverfahren Fehler gemacht hat."

Werner Janik-Mehlem, Sprecher der Initiative, stufte die Vertagung "auf den zweiten Blick als vorteilhaft" ein: "Jetzt haben Politik und Verwaltung ausreichend Zeit, Konsequenzen aus den Vorfällen zu ziehen. Die Fehler in Vilich lassen sich nicht mehr rückgängig machen, aber in der Zukunft muss die Verwaltung bei solchen schwierigen Gemengelagen sensibler und vor allem für die Bürger nachvollziehbarer handeln. Bis zu 500 Erdstöße pro Tag kann man keinem Bürger über Wochen zumuten."

Als wichtige Erkenntnis wertet der Sprecher, dass die Stadt Bonn schriftlich eingeräumt hat, dass die gesetzlich zulässigen Grenzwerte für Schwingungen im Juli überschritten worden sind: "Das ist ein guter Ansatzpunkt für die geschädigten Hausnachbarn bei der Diskussion um Entschädigungsansprüche."

Claus Mayat vom städtischen Umweltamt hat im Verlauf der Sitzung bestätigt, dass die Grundwasserwerte unterhalb der ehemaligen Deponie bei Bor und Ammonium angestiegen sind. Diese Erkenntnis sei aber keine Überraschung, sondern belege nur, dass der Hausmüll oder andere dort lagernde Abfälle immer noch abgebaut werden. "Eine Gefährdung der Trinkwassergewinnung ist nicht erkennbar", so Mayat. Deswegen bestehe derzeit kein Handlungsbedarf. Das Grundwasser werde derzeit alle sechs Wochen untersucht.

Günter Altmeier, Projektleiter des in Vilich auf der Baustelle tätigen Generalunternehmers, sagte dem GA am Donnerstag: "Ende September wird das Beweissicherungsverfahren an den geschädigten Häusern abgeschlossen sein. Danach setzen wir uns mit den Gutachtern und den Bürgern zusammen und sprechen über alle Ergebnisse und deren Folgen." Eine Überschreitung der Grenzwerte bei den Erdstößen verneint Altmeier: "Das belegen unsere Messprotokolle nicht."

Anfang November will die Baufirma die Betonbodenplatte über der ehemaligen Deponie gießen. "Wenn der Winter nicht zu frostig wird, dann werden wir die Bauarbeiten im März 2015 abschließen", erklärte Altmeier. Derzeit lägen die Arbeiten voll im Zeitplan.

Bauprojekt an der B56

Die Triwo AG aus Trier errichtet auf dem 26.700 Quadratmeter großen Areal einen Heimwerkermarkt für die Bauhaus-Kette samt Gartencenter, Backshop und Bistro. Insgesamt soll auf dem Grundstück eine Verkaufsfläche von etwa 9270 Quadratmetern realisiert werden. Der Parkplatz bietet Stellflächen für 240 Autos. Im Mai wurde mit den vorbereitenden Arbeiten begonnen . Die Eröffnung des Baumarkts ist für den 1. März 2015 geplant. Das Gelände, eine ehemalige Kiesgrube, wurde in den 50er und 60er Jahren als Hausmülldeponie genutzt. Anfang der 70er Jahre legte die Stadt die Deponie stillgelegt.

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