"Eisenwelten - himmelwärts" in der Nachfolge-Christi-Kirche Schweres ganz leicht

Lange Jahre war er verwahrlost, jetzt erstrahlt der Eschenhof in Vilich mit neuem Leben. Es ist der ideale Ort für Barbara Schmitz, um dort ihre großen Eisenskulpturen zu formen. Mit der Künstlerin sprach Anke Vehmeier über Feuer, Fantasie und Feste.

 Barbara Schmitz mit einer ihrer Eisenskulpturen.

Barbara Schmitz mit einer ihrer Eisenskulpturen.

Foto: Max Malsch

Seit wann machen Sie Kunst und wie kamen Sie dazu?

Barbara Schmitz: Vor neun Jahren hat alles begonnen. Ich bin über das Material zur Kunst gekommen. Eisen ist ein super Werkstoff. Das Archaische und Schwere hat mich gereizt. Der Werkstoff ist kaum bezwingbar und nur mit großer Kraft und Hitze in eine neue Form zu bringen.

Wie haben Sie Schweißen gelernt?

Schmitz: Vielleicht liegen der Umgang mit Eisen und der künstlerische Zugang in der Familie. Sowohl mein Großvater als auch mein Schwiegervater sind Schmiede gewesen, mein Vater ist Musiker. Ich bin Feuer und Flamme für Eisen, habe die Schweißerfachschule besucht und ganz viel geübt. Seither hat mich die Kunst nicht mehr losgelassen.

Was fasziniert Sie daran?

Schmitz: Es ist der Erschaffungsprozess selbst, der zur Entstehung der Skulpturen führt. Es gilt, die Stahlfragmente, die ja aus anderer Herkunft stammen, in eine neue Form zu bringen. Das ist ein sehr fantasievoller und intuitiv-emotionaler Prozess. Und es ist immer eine Herausforderung, meine Arbeiten trotz der Schwere des Materials leicht wirken zu lassen.

Woher kommt das Material?

Schmitz: Ursprünglich habe ich auf Schrottplätzen nach Raritäten gesucht und interessante Dinge von kleineren Schlossereien bekommen. Nach meiner Ausstellung auf dem Eschenhof kamen einige Besucher und haben mir ihre alten Eisensachen gebracht. Darunter waren auch zwei Sensen von einem Mann aus Geislar.

Was haben Sie daraus gemacht?

Schmitz: Daraus ist die Skulptur Angelo geworden, die auch das Titelbild der Ausstellung in der Nachfolge-Christi-Kirche zeigt.

Wie kam es zum Ausstellungsort Kirche?

Schmitz: Es ist meine vierte Ausstellung, aber die erste in einer Kirche. Als der Kunst-in-der-Kirche-Kreis unter Federführung von Herrn Andernach auf mich zukam, habe ich mir die Kirche angesehen und war begeistert. Dort passen meine hohen Skulpturen sehr gut. So entstand dann auch der Titel "Eisenwelten - himmelwärts". Außerdem schließt sich damit für mich auch ein Kreis. Denn der Eschenhof hat neben seiner historischen Bedeutung als Bürgermeisterei auch eine Kunstgeschichte. Der Bonner Bildhauer Pitt Müller eröffnete hier eine Kunstschule, in der auch der Bonner Kunstprofessor Herm Dienz Gastvorlesungen hielt. Und dieser Herm Dienz hat die Fenster in der Nachfolge-Christi-Kirche gestaltet.

Was bedeutet Heimat für Sie?

Schmitz: Mein Mann und ich haben ein Faible für alte Häuser. Als wir nach verschiedenen Wohnorten in ganz Deutschland ins Rheinland kamen, war für uns klar, dass wir ein Haus mit Geschichte haben wollten und so fanden wir den Eschenhof, der sich vor vier Jahren in einem erbarmungswürdigen Zustand befand. Jetzt ist er für mich ein Ort der Inspiration. Und was mir an dem mehr als 250 Jahre alten Gemäuer auch gefällt, ist, dass es jetzt ein Stück weit zu seiner eigenen Geschichte zurückkehrt. Und nicht nur als Ort für die Bildende Kunst. Denn im Juni werden wir ein Konzert mit befreundeten Musikern im Innenhof veranstalten.

Was verbinden Sie mit Beuel?

Schmitz: Man merkt sofort, dass Beuel die Sonnenseite Bonns ist. Man hat uns nur nett und positiv aufgenommen. Und wir wollen den Eschenhof offen halten und wiederaufbauen. So feiern wir mit den Nachbarn seit Jahren am Osterfeuer in unserem Garten. Der Bezug zur Dorfgemeinschaft ist uns sehr wichtig. Denn der Eschenhof ist neben dem Bürgermeister-Stroof-Haus ein Stück der Geschichte Vilichs und Beuels.

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